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Production Gap Report
Baupläne für Kohlebergwerke sprengen Klimaziele

Viele Staaten setzen nach wie vor auf Kohle, Öl und Gas: Der Bau von Bergwerken und Förderanlagen geht weiter. Der daraus folgende CO2-Austoß wäre viel zu groß, um die Klimaziele des Pariser Abkommens einzuhalten - so ein Bericht, den das UN-Umweltprogramm mit mehreren Forschungsinstituten herausgegeben hat.

Von Georg Ehring | 20.11.2019
Rauch und Dampf steigen aus einem Kohlekraftweg in Oberhausen auf, im Vordergrund geht ein Mann.
Besonders groß ist die Lücke zwischen Klima-Versprechen und den realen Plänen bei der Kohle (Getty Images / Lukas Schulze)
Wenn diese Anlagen tatsächlich gebaut und betrieben werden, dann würde bis zum Jahr 2030 insgesamt 120 Prozent mehr von dem Treibhausgas CO2 erzeugt, wie zu einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad passen würde. Das haben die Institute errechnet und im Production Gap Report veröffentlicht. Auch zu einem Ziel von höchstens zwei Grad würden die Baupläne nicht passen: Es würde immer noch 50 Prozent CO2 zu viel erzeugt. Den Production Gap Report haben Stockholm Environment Institute sowie drei weitere internationale Forschungseinrichtungen verfasst.
Zu viele neue Anlagen, zu starke finanzielle Belastung
Besonders groß ist die Lücke zwischen Klima-Versprechen und den realen Plänen bei der Kohle, die besonders klimaschädlich ist. Aber auch bei Öl und Gas sind nach Schätzung der Wissenschaftler zu viele neue Anlagen geplant. Die Baupläne vieler Länder passen auch nicht zu den nationalen Klimaschutzzielen, die sich die Staaten selbst gesetzt haben. Wenn die Anlagen trotzdem gebaut werden, dann könnten teure Stilllegungen nach wenigen Jahren Laufzeit die Folge sein. Dies würde gerade weniger entwickelte Länder finanziell stark belasten.

Große Klimasünder wie China, die USA, Russland und Indien setzen dem Bericht zufolge weiter auf fossile Energiequellen wie die Kohle. In den USA geht die Kohleproduktion zwar zurück, dafür wird mehr Gas gefördert. Das sei zwar weniger klimaschädlich als Kohle, die geplanten Mengen seien aber auch hier zu groß.
Nach wie vor Subventionen für Kohle, Öl und Gas
Der geplante Kohleausstieg Deutschlands positiv vermerkt. Trotzdem sei Deutschland nach wie vor der größte Produzent von Braunkohle, deren Verbrennung das Klima noch stärker belastet als Steinkohle. Zu den Ländern, die die Produktion aus fossilen Energiequellen stark zurückfahren, gehören demnach Großbritannien und Norwegen.
Die großen CO2-Emittenten sollten nach Ansicht der Wissenschaftler stärker auf erneuerbare Energiequellen wie Sonnen- und Windenergie setzen. Nach wie vor werde die Förderung von Kohle, Öl und Gas in vielen Ländern als Entwicklungsmotor betrachtet und finanziell gefördert. Diese Subventionen schadeten der Umwelt und sollten abgeschafft werden. Da erneuerbare Energien immer billiger würden, gebe es auch immer mehr Spielraum, den Ausstieg aus fossilen Energiequellen für die betroffenen Arbeiter finanziell abzufedern.
Der Bericht kommt kurz vor der UN-Klimakonferenz in Madrid. Dort soll auch über eine Erhöhung nationaler Klimaziele diskutiert werden, ein schnellerer Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas wäre dafür eine Voraussetzung.