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Propaganda im syrischen Staats-TV
Eine tägliche Presseschau als Korrektiv für die Weltsicht

In Zeiten von Internet und Fernsehen kann es Baschar al-Assad kaum verhindern: Wer in Syrien dazu in der Lage ist, liest, hört und informiert sich auch in internationalen Medien. Die Führung in Damaskus ist täglich darum bemüht, das gerade zu rücken, was ihrer Meinung nach weltweit schief dargestellt wird - mithilfe einer täglichen Presseschau im Fernsehen.

Von Björn Blaschke | 28.09.2016
    In dem Ständer klemmen unter anderem die Sun, der Daily Mirror, die Times und der Independent. Im Hintergrund unscharf ein Regal.
    Was berichtet die Welt über Syrien - in der täglichen Presseschau sollen falsche Darstellungen wieder richtiggerückt werden. (dpa / Daniel Kalker)
    In Zeiten von Internet und Satellitenfernsehen kann es die Führung von Baschar al-Assad kaum verhindern: Interessierte Menschen in Syrien, die dazu in der Lage sind, lesen, hören, sehen auch internationale Medien, um sich über das Geschehen in der Welt und im eigenen Land zu informieren.
    Die Führung in Damaskus ist täglich erneut darum bemüht, das gerade zu rücken, was ihrer Meinung nach weltweit schief dargestellt wird. Dafür lädt das Staatsfernsehen jeden Vormittag Experten in eine internationale Presseschau. Die Form ist denkbar einfach: Eine Moderatorin - oder ein Moderator - greift das Thema auf, das die Titel westlicher Zeitungen beherrscht – von "The Telegraph", über "Le Monde" und "New York Times" bis "SZ" oder "FAZ".
    Zunächst wird dieses Thema dann aus Sicht der Fernsehredaktion kommentiert – zum Beispiel das Ende der Feuerpause vergangene Woche und die seither verstärkte Bombardierung von Aleppo:
    "Moskau sagt: Der (angeblich versehentliche) amerikanische Angriff auf die syrische Armee (unlängst im Osten des Landes, wobei mehr als 90 syrische Soldaten umgekommen sein sollen), dieser Angriff hat die Waffenruhe in Syrien zum Scheitern gebracht; sie offiziell getötet. Manch einer sagt dazu: Die Trauerfeier für die Feuerpause findet in Aleppo statt!"
    Der Gast wird um seine Meinung zu dieser Meinung gefragt – in diesem Fall Nidaal Hemedeh, Rechtsexperte und Parlamentarier in Damaskus:
    "Ich persönlich bin sehr zuversichtlich, solange die syrische Armee Erfolge am Boden erzielt – in Aleppo oder in Ghota bei Damaskus. Das wird die syrische Krise beenden. Es gibt viele Hürden bei Wiederaufnahme der Verhandlungen (in Genf – zwischen der Führung in Damaskus und ihren Gegnern), weil die USA und die UN mit ihrem Sondergesandeten für Syrien, De Mistura, überhaupt nicht wollen, dass der Dialog wieder aufgenommen wird."
    Der Rest der Welt gegen Syrien
    Zusammenhänge erklärt - aus Sicht der Führung von Staatspräsident Baschar al-Assad: Abgesehen von den Kräften, die die Führung in Damaskus unterstützen - Iran, Russland, China oder Libanons Hisbollah – hat sich der Rest der Welt gegen Syrien verschworen. Die Ober-Verschwörer sind dabei die USA, die gemeinsame Sache machen mit – genau! – den militanten Islamisten. Anfang der Woche hieß es in einer Zeitung: Die USA hatten während der Feuerpause Probleme, wie mit den Russen vereinbart, in Aleppo die sogenannten moderaten Rebellen von den Terroristen zu trennen. Dazu erklärte General Mohammed Abbas als Gast der Presseschau:
    "Die Amerikaner sind unfähig, den IS zu kontrollieren, weil der ein Teil der CIA ist. Amerika investiert in den IS. Amerika bewegt die Terrorgruppen (wie Schachfiguren) um die Bevölkerung in Syrien zu töten, um die US-Interessen und die jüdischen Interessen in der Region zu verwirklichen."
    Es ist wichtig, der Desinformation richtig zu begegnen.