Protestbewegung in Belarus"Lukaschenko ist unser Problem"
Angesichts der Repressionen des belarusischen Regimes hätten viele Menschen Angst, sagte die belarusische Journalistin Nasta Reznikava im Dlf. Die Polizei mache alles, um die Menschen einzuschüchtern. Aber die Protestbewegung sei nicht mehr zu stoppen. Andere Länder könnten und sollten nicht helfen.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- Der Protest gegen Präsident Alexander Lukaschenko hält an (imago images / Russian Look)
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Die belarusische Journalistin Nasta Reznikava hat in Deutschland studiert, war auch für deutsche Medien tätig und arbeitet jetzt für einen oppositionellen Fernsehsender in Minsk. Nach einer Kundgebung wurde sie mit anderen Journalisten, 47 insgesamt, von der Polizei vorübergehend festgenommen. Die meisten seien nach drei Stunden freigelassen worden, manche hätten aber auch über Nacht auf der Polizeiwache bleiben müssen. Ihnen allen sei die Teilnahme an einer nicht genehmigten Kundgebung vorgeworfen worden. In Belarus gibt es seit der Wahl am 9. August Massenproteste gegen Präsident Lukaschenko, der das Land seit 26 Jahren autoritär regiert.
Früher sei die Arbeit in Minsk normalerweise kein Problem gewesen, berichtete Reznikava im Dlf. Seit einem Monat sei es komplizierter geworden. Dennoch äußerte sie sich zuversichtlich, dass weiterhin viele Menschen gegen Präsident Lukaschenko demonstrieren werden. In drei Monaten könne es mit seiner Herrschaft vorbei sein, so Reznikava. Jeden Tag gebe es in der Hauptstadt Minsk und in anderen Städten Aktionen. Die Arbeiter versuchten zu streiken. Gefragt, ob die Demonstranten Erwartungen an den Westen und die EU hätten, sagte die Journalistin: "Andere Länder können und sollen nicht helfen. Lukaschenko ist unser Problem."
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