Brandenburg
Proteste und Beschimpfungen gegen Bürgermeisterin von Spremberg nach Brandbrief gegen Rechtsextremismus

Die Bürgermeisterin der Stadt Spremberg in Brandenburg sieht sich mit Protest und Rücktrittsforderungen aus der Bevölkerung konfrontiert. Die parteilose Christine Herntier hatte öffentlich ein Erstarken der rechtsextremen Szene in Spremberg beklagt. Manche Einwohner fühlen sich "in die rechte Ecke gedrückt".

    Einige Teilnehmer einer Protestveranstaltung gegen die Bürgermeisterin der Stadt Spremberg im Landkreis Spree-Neiße haben sich auf dem Marktplatz versammelt.
    Nach Hilferuf der Bürgermeisterin - Protest in Spremberg (picture alliance / dpa / Patrick Pleul)
    In einem Brief an die knapp 22.000 Einwohner der Stadt hatte Herntier kritisiert, dass sich rechtsextremes Gedankengut in Spremberg immer stärker bemerkbar mache. Sie verwies unter anderem auf Hakenkreuze an Hausfassaden und verbotene Parolen in der Öffentlichkeit. Kinder würden von der Partei Dritter Weg, die laut Verfassungsschutz ein rechtsextremistisches Staats- und Gesellschaftsbild vertritt, auf dem Schulweg angesprochen, schilderte die Bürgermeisterin der "Zeit". Verängstigte Bürger überlegten, aus Spremberg fortzuziehen. Herntier betonte, angesichts dieser Entwicklung dürfe man nicht länger schweigen, auch wenn es dem Ansehen der Stadt möglicherweise schade. Sie wiederholte ihre Aussagen unter anderem in einem Interview mit dem ZDF.

    "Dem Ansehen Sprembergs geschadet"

    Das kam nicht bei allen Menschen in Spremberg gut an. Vor einer für den Nachmittag geplanten Stadtverordnetensitzung demonstrierte auf dem Marktplatz eine Gruppe Menschen. Auf einem Plakat wurde der Rücktritt von Herntier gefordert. Sie habe mit ihren Interviewaussagen dem Ansehen Sprembergs massiv geschadet. Man fühle sich "in die rechtsradikale Schiene gedrückt", zitiert die Deutsche Presse-Agentur Teilnehmer der Versammlung. Andere hätten ein fehlendes Sicherheitsgefühl in der Stadt, zu wenig Augenmerk auf deutsche Bürger, fehlende Ärzte und eine marode Schwimmhalle beklagt.
    Auch auf Telegram wurde aus Anlass der Stadtverordnetensitzung zu Protesten aufgerufen. Herntier wurde beschimpft und angefeindet.

    Problem ist nicht neu

    Das Problem mit Rechtsextremismus ist in Spremberg nicht neu. Vor mehr als zehn Jahren wurden dort Attacken rechtsextremer Gewalttäter bekannt. Immer wieder verweisen Verfassungsschützer gerade in Südbrandenburg auf eine rechtsextremistische Szene. Bei der Bundestagswahl im Februar gingen in Spremberg 32 Prozent der Erststimmen an den AfD-Kandidaten Lars Schieske.
    Diese Nachricht wurde am 23.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.