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Protoplanet geht ins Mondauge
Regenmeer durch Einschlag eines Protoplaneten entstanden?

Bei klarem Himmel erkennt man heute Abend am linken Rand des zunehmenden Mondes mit bloßem Auge das Regenmeer - einen großen dunklen Fleck, der eines der beiden Augen im Mondgesicht ist. Mit einem Durchmesser von mehr als 1.000 Kilometern ist das Regenmeer einer der größten Einschlagkrater auf dem Erdtrabanten.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Der Aufprall des Protoplaneten, der zur Bildung des Mare Imbrium führte, hinterließ deutliche Spuren auf der Mondoberfläche
    Der Aufprall des Protoplaneten, der zur Bildung des Mare Imbrium führte, hinterließ deutliche Spuren auf der Mondoberfläche (Pete Schulz)
    Bislang war man davon ausgegangen, dass hier vor rund 3,8 Milliarden Jahren ein etwa 80 Kilometer großer Asteroid ein riesiges Loch in die Mondoberfläche geschlagen hat.
    Aufgrund neuerer Untersuchungen macht Pete Schulz von der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island jetzt ein wesentlich größeres Objekt für das Regenmeer verantwortlich. Damit erklärt er zugleich bislang unverstanden gebliebene Spuren in der Mondoberfläche, die in der mutmaßlichen Einflugschneise des schräg auftreffenden Gesteinsbrockens liegen.
    Labormessungen beim Einschlag von Ultrahochgeschwindigkeitsgeschossen hatten ihm gezeigt, dass ein schräg auftreffendes Objekt gleich beim ersten Kontakt mit dem Zielkörper am Rand abbröckelt. Die einzelnen Bruchstücke hinterlassen dann eigene Spuren und Krater.
    Das Mare Imbrium markiert eines der beiden Augen des "Mondgesichts"
    Das Mare Imbrium markiert eines der beiden Augen des "Mondgesichts" (NASA)
    Aus der räumlichen Verteilung dieser heute noch sichtbaren Randspuren leitet Schulz für den Verursacher des Regenmeeres einen Durchmesser von mindestens 240 Kilometern ab. Ein Objekt dieser Größe müsste nach Ansicht von Schulz ein Protoplanet gewesen sein, ein übrig gebliebener Keim für die Entstehung eines richtigen Planeten.
    Auch in den kommenden Nächten ist die vom Protoplaneten verursachte "Narbe" gut zu erkennen - als rechtes Auge im Mondgesicht.