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Prüfen und beurlauben

Die Universität Eichstätt kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Personalchaos um den gewählten, dann aber von Bischof Gregor Maria Hanke abgelehnten Präsidenten Professor Ulrich Hemel, sorgen nun wirtschaftliche Ungereimtheiten für Unruhe. Derzeit durchleuchten Wirtschaftsprüfer die Vorgänge an der katholischen Hochschule.

Von Susanne Pfaller-Segador | 18.06.2008
    Mit einem dreifachen Machtwort wollte Bischof Gregor Maria Hanke Anfang der Woche an seiner krisengeschüttelten Uni endlich für Ruhe sorgen. Er betraute zwei externe Professoren mit der Interimsführung seiner Hochschule. Und: Er beurlaubte Hochschulkanzler Gottfried Freiherr von der Heydte - mit sofortiger Wirkung. Damit entfachte er aber neue Irritationen: Denn zur Begründung für das Kanzler-Aus erklärte der Bischof, es gebe "konkrete Anhaltspunkte für eine nicht durchgängig sach- und fachgerechte Amts-, Haushalts- und Wirtschaftsführung und nannte in diesem Zusammenhang die Pensionskasse der Uni. Anfang 2007 habe man einen akuten Engpass entdeckt. Damals hätten 4 Millionen Euro im Fond gefehlt. Diese vier Millionen-Lücke hätten die bayerischen Bischöfe mittlerweile geschlossen.

    Obwohl weitere von Hanke erhofften Zahlungen noch ausstehen, betont er : Die Lage des Pensionsfond sei schon jetzt solide und versichert, die Auszahlung der Ruhestandsbezüge sei gesichert.

    Dennoch: die Finanzlage ist nach wie vor prekär. Denn die Zahl der Ruheständler wächst an der jungen Universität. Für den Zeitraum ab 2013 müssen deshalb noch weitere Millionenbeträge in den Fond fließen, wie die bischöfliche Pressestelle einräumt.

    Die angespannte Situation des Pensionsfonds ist einer der Gründe, warum der Bischof nun die Vorgänge an der Universität von Wirtschaftsprüfen durchleuchten lässt. Und Hanke betont nachdrücklich, dass die Haushalts- und Wirtschaftsführung der Universität mit ihrem Jahreshaushalt von 47 Millionen Euro in der Verantwortung des jetzt beurlaubten Kanzlers Gottfried von der Heydte gelegen habe. In einer "arbeitsvertraglichen Weisung" wurde inzwischen allen Mitarbeitern der Universität untersagt, mit dem beurlaubten Kanzler in Kontakt zu treten. Eine Nichtbeachtung dieser Weisung würde - so steht es in dem bischöflichen Rundschreiben wörtlich - "ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen". Kritiker glauben, dass die Ungereimtheiten im Haushalt nur einer der Beweggründe sind , warum Freieherr von der Heydte abgeschoben wurde. Es wird gemutmaßt, dass der Kanzler auch deshalb beurlaubt wurde, weil der Bischof die Uni dezidiert katholisch ausrichten will und von der Heydte dem entgegengesteuert habe.

    Im Zuge des Kanzler-Kickouts ging die Frage, wer denn nun die Uni bis zur Neuwahl eines Präsidenten Anfang nächsten Jahres führen soll, fast unter. Die schwere Aufgabe übernimmt Professor Rudolf Fisch, emeritierter Rektor der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, unterstützt von Professor Gert Melville, gegenwärtig Professor für Geschichte an der Universität Dresden und seit 2004 Gastprofessor in Eichstätt.
    Die Studenten reagierten darauf erleichtert. Wie der Hochschulsenat die Personalie aufnimmt, wird heute Nachmittag bekannt.