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Putin in Griechenland
Wirtschaftliche Zusammenarbeit in schwierigen Zeiten

Russlands Präsident Putin besucht Griechenland. Beim Treffen mit Premier Alexis Tsipras stellt er Investitionen russischer Firmen in Aussicht - und spricht auch über das angespannte Verhältnis zur Türkei.

Von Wolfgang Landmesser | 28.05.2016
    Wladimir Putin und Alexis Tsipras (27.5.2016)
    Russlands Präsident Wladimir Putin vereinbart mit dem griechischen Premier Alexis Tsipras eine enge wirtschaftliche Kooperation ihrer Länder. (dpa / picture alliance / Orestis Panagiotou)
    Wer dem russischen Präsidenten und dem griechischen Ministerpräsidenten zuhörte, fühlte sich ein wenig wie in einer Zeitschleife. Auch bei ihrem ersten Treffen vor über einem Jahr betonten Putin und Tsipras die politischen und wirtschaftlichen Gemeinsamkeiten.
    Diesmal versuchte sich der Grieche als Brückenbauer zwischen Westeuropa und Russland zu profilieren - etwa im Konflikt um die Ukraine: "Dieser Dialog kann in einer schwierigen Situation dazu beitragen, die Beziehungen zwischen der EU und Russland sowie der NATO und Russland voranzubringen und die europäische Sicherheit im Rahmen der OSZE zu stärken."
    Diverse Wirtschaftskooperationen
    Tatsächlich hat sich seit April 2015 einiges verändert. Die vagen Hoffnungen, Russland könne den Griechen in der Finanzkrise aus Patsche helfen, hatten sich schnell zerschlagen. Übrig geblieben sind diverse Wirtschaftskooperationen - etwa zwischen dem russischen Ölkonzern Rosneft und griechischen Raffinerien.
    Und es gibt russisches Interesse an griechischen Staatsunternehmen, die demnächst privatisiert werden sollen - wie die griechische Bahngesellschaft und der Hafen von Thessaloniki. Die Wirtschaftsbeziehungen beschrieb der russische Präsident als ausbaufähig: "Wir haben vereinbart, der Investitionspartnerschaft große Aufmerksamkeit zu schenken. Die Zahlen sind hier noch bescheiden, aber es gibt Potential. So sind 130 Betriebe mit griechischer Beteiligung in Russland tätig - mit einem Jahresumsatz, der bei 2,5 Milliarden Euro liegt."
    Projekt Gas-Pipeline liegt auf Eis
    Am weiteren Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen liegt auch dem griechischen Ministerpräsidenten. Russische Investitionen seien in seinem Land hoch willkommen, sagte Alexis Tsipras: "Investitionen sind in dieser wirtschaftlich kritischen Phase von großer Bedeutung. Wir würden uns sehr freuen, wenn russische Unternehmen an den Ausschreibungen der Privatisierungsprojekte teilnehmen."
    Ein Projekt, das Griechenland und Russland im vergangenen Jahr anschieben wollten, liegt jedoch auf Eis: Turkish Stream, die Pipeline, die russisches Gas über die Türkei und Griechenland nach Italien transportieren soll, ist Opfer der derzeit miserablen russisch-türkischen Beziehungen. Russland halte an den Plänen trotzdem fest, sagte Putin auf der Pressekonferenz.
    Russen machen Urlaub in Griechenland
    Der griechische Tourismus könnte dagegen profitieren vom schlechten Verhältnis zwischen Ankara und Moskau: "Viele russische Bürger haben Griechenland als Urlaubsziel gewählt. Laut der Statistik des russischen Reiseverbandes steht Griechenland bei den Buchungen auf dem ersten Platz. Die Zahl der russischen Touristen wird laut Prognosen bei fast einer Million liegen."
    Und dann wurde Putin noch nach seiner Reaktion auf die Stationierung von amerikanischen Luftabwehrraketen in Rumänien gefragt. Es werde Gegenmaßnahmen geben, sagte der russische Präsident, allerdings ohne konkret zu werden: "Diese Gegenmaßnahmen sind nur die Antwort. Wir machen nichts als Erste. Das gleiche gilt für Polen. Bis Polen keine bestimmte Aktionen unternimmt, tun wir nichts. Wir tun nichts, bis wir die Raketen auf benachbarten Territorien gesichtet haben."