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Terror in Moskau
Putin legt Spur in die Ukraine nahe

Der russische Staatschef Putin hat nach dem Terroranschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau für morgen einen nationalen Trauertag angesetzt. In einer Rede im Fernsehen sprach er von einer barbarischen Tat, deren Hintermänner zur Rechenschaft gezogen würden.

    Feuerwehrleute zwischen den Trümmern in der nach einem Terroranschlag zerstörten Konzerthalle Crocus City Hall in Moskau.
    Feuerwehrleute zwischen den Trümmern in der nach einem Terroranschlag zerstörten Konzerthalle Crocus City Hall in Moskau. (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Russian Emergencies Ministry)
    Bei dem Anschlag wurden gestern Abend mindestens 133 Menschen getötet. Putin erklärte, es seien elf Männer festgenommen worden - Behördenangaben zufolge allesamt keine russischen Staatsbürger. Vier hätten sich direkt an dem Attentat beteiligt, die anderen seien Komplizen gewesen. Einige hätten versucht, sich in die Ukraine absetzen, so Putin. Kiew wies dies als unhaltbar und absurd zurück.Der ukrainische Präsident Selenskyj warf Putin vor, er wolle die "Schuld abwälzen" auf die Ukraine.

    Terrormiliz IS bekennt sich zur Tat

    Die Terrormiliz IS bekräftigte, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Nach einem ersten in der Nacht verbreiteten Bekennerschreiben veröffentlichten die Dschihadisten später noch Fotos, die mehrere der Angreifer zeigen sollen. Das Attentat selbst bezeichnete der IS als Teil eines Kriegs gegen Länder, die den Islam bekämpften. Immer mehr Fachleute bewerten das Bekennerschreiben als echt. Aus Regierungskreisen in Washington wurde bekannt, dass der US-Geheimdienst die Täterschaft für plausibel hält. Ähnlich äußerten sich Islamismus-Experten.

    Internationale Bestürzung

    Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Putin tat dies nach seiner Wiederwahl am vergangenen Sonntag als westliche Provokation ab.
    Der Angriff löste international Bestürzung aus. UNO-Generalsekretär Guterres, der UNO-Sicherheitsrat und der EU-Außenbeauftragte Borrell verurteilten die Tat. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus, so auch Bundeskanzler Scholz. Die Bundesregierung verurteile den „schrecklichen Terrorangriff“, schrieb der SPD-Politiker auf X.
    US-Außenminister Blinken sprach von einem "abscheulichen Verbrechen". Washington verurteile "Terrorismus in all seinen Formen", erklärte er. Die USA stünden in Solidarität mit dem russischen Volk, das den Verlust von Menschenleben durch dieses schreckliche Ereignis betrauere.

    Weiterführende Informationen

    Ein Interview mit dem Islamwissenschaftler Guido Steinberg zu den Warnungen vor möglichen IS-Anschlägen in Russland finden Sie hier.
    Weitere Hintergründe zum Anschlag nahe Moskau lesen Sie hier.
    Erste Einschätzungen von unserem Korrespondenten Florian Kellermann hören Sie hier.
    Diese Nachricht wurde am 23.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.