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Qin Shihunangdi
Der Einiger Chinas

Qin Shihunangdi vereinte die verfeindeten sieben Reiche Chinas zu einem zentralistischen Staat, dessen Kaiser er wurde. Mit ihm begann die Quin-Dynastie und von ihm hat das heutige China seinen Namen. Zu seinem Schutz im Jenseits ließ er eine 8.000-köpfige Armee aus Ton bauen, deren Fund heute vor 40 Jahren von der chinesischen Regierung bekannt gegeben wurde.

Von Regina Kusch | 11.07.2015
    Die chinesische Flagge
    Qin Shihuangdi, der die verfeindeten Einzelreiche Chinas zu einem Staat vereinigt hatte und zum Schutz des Landes die große Mauer im Norden Chinas errichten ließ, galt als grausamer Tyrann. (dpa / picture alliance / Revierfoto)
    "Ich spüre hier die chinesische Geschichte. Sie ist sehr alt, sehr groß und sehr vielfältig.
    Unsere Vorfahren haben einen bedeutenden Kulturschatz geschaffen. Ich bin tief bewegt."
    Rund 5.000 Besucher strömen täglich ins Museum bei Xian, um die weltberühmte Terrakotta-Armee zu besichtigen: Über 1.800 lebensgroße Soldaten aus Ton, bunt bemalt, keiner sieht aus wie der andere, dazu Streitwagen, Pferde und Waffen. Qin Shihuangdi, der erste Kaiser Chinas, der sein Leben lang nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit suchte, wollte auch im Totenreich gut bewacht sein, so der Sinologe Klaus Mühlhahn von der FU Berlin.
    "Der Sinn ist eine religiöse Dimension, dass, um im Jenseits denselben Status zu haben wie im Diesseits, er die Symbole seiner Machtdemonstration sozusagen mitnimmt. Das heißt, in dem Fall wurden ihm mitgegeben die Terrakotta-Armee, aber auch zum Beispiel Pferde, unheimlich viele Hof- und Haustiere, Schweine, alle Symbole von Macht, von Wohlstand, von Einfluss, dass er sein Leben praktisch im Jenseits fortsetzen kann, so wie er es im Diesseits geführt hat."
    246 vor Christus befahl Kaiser Qin Shihuangdi im Alter von 13 Jahren den Bau seiner Grabstätte, in der neben der 8000-köpfigen Armee sein gesamtes Reich nachgebildet werden sollte, mit einem Himmel aus Perlen und Edelsteinen, mit Seen und Flüssen aus Quecksilber. Tausende zu Frondiensten verpflichtete Bauern schufteten dafür 37 Jahre lang.
    Ein grausamer Tyrann
    Qin Shihuangdi, der die verfeindeten Einzelreiche Chinas zu einem Staat vereinigt hatte und zum Schutz des Landes die große Mauer im Norden Chinas errichten ließ, galt als grausamer Tyrann. Er ließ hunderte von politischen Gegnern hinrichten und seine Bevölkerung hungern. Doch seine Reformen waren bedeutend: Er installierte ein straffes Steuersystem, führte eine einheitliche Währung ein und standardisierte Maße und Gewichte. Anders als seine Vorgänger ließ sich Qin Shihuangdi nicht mit seinem gesamten Hofstaat begraben.
    "In der Qin-Dynastie macht man also diesen riesigen Schritt, dass man die Menschen durch Abbilder ersetzt. Und insofern hat er sich auch bemüht, das hat man ja heute auch rausgefunden, dass die Terrakotta-Armee so lebensecht wie möglich war. Bei den Pferden war es genauso. Sogar Pferde wurden geschont, so weit ging der humanitäre Fortschritt, dass man sagt, wir wollen auch nicht mehr Tiere töten oder schlachten, sondern auch die Tiere stellen wir als Abbilder dort rein."
    Das Kaisergrab geriet in Vergessenheit
    Schon bald nach dem Tod Qin Shihuangdis 210 vor Christus endete die Qin-Dynastie, das Kaisergrab geriet in Vergessenheit. Es wurde durch Zufall wiederentdeckt, als Bauern, die einen Brunnen graben wollten, auf Tonscherben stießen. Obwohl sich China zu dieser Zeit in der Kulturrevolution befand, die gegen alles Traditionelle vorging, ließ Mao den Fund nicht zerstören.
    "Von Mao wissen wir, dass er sehr stark sich identifiziert hat mit diesem Qin-Kaiser. Die Verehrung Maos für diesen ersten Kaiser war bekannt und hat sicherlich auch dazu geführt, dass, als man diesen Fund macht, man in Peking sofort realisiert, dass das wirklich wichtig ist. Man lässt keine Rotgardisten dort hin, sondern es wird sofort abgeriegelt. Und es wird den Bauern auch nicht mehr erlaubt, in der Gegend weiter auszugraben."
    Die Regierung schickte Archäologen nach Xian und gab am 11. Juli 1975 den Fund der Terrakotta- Armee offiziell bekannt. Über den Ausgrabungen wurde ein Museum errichtet.
    "Man hat dadurch eine Vorstellung von Kleidung, der Wagentechnik, der Waffentechnik, man hat eine Vorstellung der militärischen Ränge, der Organisation, dadurch, dass eben auch Haustiere begraben sind, sogar ganze Ställe, ist es schon eine ganz wichtige Quelle für die materielle Kultur des antiken China."
    Doch Licht und Luft ließen die Farben der Ton-Soldaten schnell verblassen. Um das zu verhindern, versuchen heute internationale Archäologen-Teams, die Tonfiguren originalgetreu zu erhalten. Bis das gelingt, bleibt der größte Teil der Grabanlage ungeöffnet. Die Terrakotta-Armee wurde zum Symbol für einen neuen Nationalstolz und Qin Shihuangdi wird wieder gefeiert als Patron Chinas.
    "Wir Chinesen können stolz sein auf die Leistungen, die wir hier sehen, stolz auf die Handwerkskunst, auf die Leistungen der vielen einfachen Leute, die diese Figuren geschaffen haben."