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Quartalsberichte von IBM und SAP
Lukrative Geschäfte mit der Cloud

Cloud-Dienste sind mehr und mehr gefragt. Das Speichern von Dateien in der omnipräsenten Datenwolke beschäftigt auch SAP und IBM. Der deutsche Softwarekonzern SAP hat gute Nachrichten, was das Cloudgeschäft angeht. IBM hinkt der Entwicklung noch hinterher. Und man fürchtet neue Wettbewerber aus Asien.

Von Brigitte Scholtes | 20.10.2015
    Eine Hand hält in Vergrößerungsglas vor die Internetseite des Online-Speicherdienstes Dropbox.
    Dropbox & Co: In der sogenannten Cloud erhalten Nutzer Speicherplatz für ihre Daten. (picture alliance / dpa / Armin Weigel)
    Am Trend zur Cloud kommt kein IT-Unternehmen mehr vorbei. Das hat der Walldorfer Software-Konzern SAP schon vor knapp zwei Jahren erkannt und begonnen, Softwareprogramme zu vermieten. Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten rentiert sich das für SAP allmählich, sagt Markus Friebel, Analyst von Independent Research:
    "Noch ein paar Jahre wird es dauern, bis das Cloud-geschäft in die Nähe vom althergebrachten Geschäft kommt. Wir sind da bester Dinge,d ass das in den nächsten Jahren passieren wird."
    In den ersten neun Monaten lief das Geschäft besser als erwartet: So verbucht SAP im Cloudgeschäft schon knapp 1,7 Milliarden Euro, das ursprüngliche Ziel von zwei Milliarden für das Gesamtjahr dürfte man wohl übertreffen. Allerdings hatten hierzu auch zwei Übernahmen beigetragen, und das Unternehmen profitierte auch vom schwachen Euro. Dass unter dem Strich mit knapp 900 Millionen Euro nur ein Gewinnplus von zwei Prozent steht, liegt aber auch am Cloud-Geschäft: Denn das erfordert eine andere Personalstruktur, 3000 Beschäftigte haben inzwischen das Angebot angenommen, gegen eine Abfindung früher zu gehen. SAP hatte zunächst nur mit 2000 gerechnet, muss also mehr dafür zurückstellen. hat.
    IBM hat Entwickung bei Cloud-Diensten unterschätzt
    Der amerikanische Computer-Riese IBM tut sich mit dem Wandel deutlich schwerer. Und das belastet, meint Analyst Friebel:
    "IBM hat schon seit Jahren eine erhebliche Innovationsschwäche, jetzt hat IBM das 14. Mal in Folge einen Umsatzschwund vermeldet, ist zwar auch in erheblichem Maße auf den starken US-Dollar zurückzuführen. Allerdings auch währungsbereinigt sieht man doch, dass das Wachstum bei IBM auch im dritten, vierten Jahr in Folge doch auf sich warten lässt."
    Umsatz und Gewinn gingen im dritten Quartal um 14 Prozent zurück, bei gut 19 Milliarden Dollar Umsatz bleibt ein Gewinn von drei Millairden Dollar in den Kassen. Aber die Amerikaner haben auch zu spät erkannt, welche Bedeutung das Cloud-Geschäft bekommen wird, meint Analyst Friebel:
    "IBM hat noch das Problem, dass das herkömmliche Geschäft einen Riesen-Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung ausmacht. Und das noch relativ kleine Cloud-Geschäft kann hier mit dem Wachstum einfach die Verluste in dem herkömmlichen Geschäft noch nicht ausgleichen."
    Schwierige Zeiten in Asien
    Eine Herausforderung für alle IT-Unternehmen ist Asien. Das liegt zum einen an der Konjunkturschwäche, vor allem in China. Auf die westliche IT-Industrie insgesamt könnten gerade dort schwierige Zeiten zukommen, warnt Heinz Steffen, Analyst von fairesearch:
    "Hier macht mir auch ein wenig Sorge die Entwicklung, die IBM jetzt auch mitgeteilt hat, dass der Quellcode den chinesischen Behörden offengelegt werden soll. Das ist sehr schwierig, es ist eine Gratwanderung für ein Softwareunternehmen, und natürlich steht da Kopien Tür und Tor offen."
    Denn wenn diese Quellcodes an die chinesischen Unternehmen weitergegeben werden, dürfte den westlichen Softwarefirmen in den kommen Jahren neuer Wettbewerb aus China erwachsen.