Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Queeres Fernsehen
"Es findet eine Sensibilisierung statt"

Serien wie "All you need" und "Loving her" erzählen vom Leben schwuler Männer und lesbischer Frauen. "Queen of drags" kürt Models und in Prince und Princess Charming finden homosexuelle Paare zueinander. "Die queere Community ist mehr im Fernsehen verankert", sagt Drag Queen Bambi Mercury im Dlf.

Bambi Mercury im Corsogespräch mit Sigrid Fischer | 28.07.2021
Eine Gruppe Dragqueens stehen auf dem Roten Teppich
"Queen of Drags"- eines von vielen Formaten, die queeres Leben abbilden (www.imago-images.de (N. Kubelka/ Future Image))
Eine Transfrau gewinnt den Modelwettbewerb in Heidi Klums Show "Germanys Next Topmodel" , eine lesbische Anwältin aus Köln sucht nach der Liebe in der Reality Sendung "Princess Charming" und vier junge, schwule Männer begegnen, lieben und streiten sich in der ARD Serie "All you need".

Lebenswirklichkeit ohne Klischees

Waren vor wenigen Jahren queere Lebensrealitäten und Menschen nicht existent in der deutschen Fernsehlandschaft, bemühen sich nun zahlreiche Sender um die Community und senden Shows und Serien, in denen die Lebenswirklichkeit lesbischer, schwuler, queerer oder transidenter Menschen abgebildet wird.
ARD-Serie "All you need" - Schwules Leben - ganz normal
Bislang hat sich noch kein deutscher Sender an eine rein schwule Serie getraut. Das ändert sich nun mit der ARD-Produktion "All you need". Die Suche nach dem Mann des Lebens kommt selbstverständlich und nüchtern abgeklärt daher.
Die Quoten bei Sendungen wie "Prince und Princess Charming" stimmen, Serien wie "Loving her" und "All you need" sind bisher allerdings fast ausschließlich in den Mediatheken und zu später Stunde im öffentlich rechtlichen Fernsehen versteckt.
Drag Queen Bambi Mercury, die unter anderem in der Pro 7 Show "Queen of Drags" als Kandidatin dabei war und eine kleine Rolle in "All you need" hatte, denkt dennoch: "die queere Community ist mehr im deutschen Fernsehen verankert."

Keine Option auf ein schönes Leben

Dies, so Mercury, sei auch gut so. "Ich habe Sachen im Fernsehen über queere Menschen gesehen, die immer negativ behaftet waren. Da dachte ich mir, wenn ich mich jetzt oute, dann habe ich nicht wirklich die Option auf ein schönes Leben."
Die Darstellung queeren Lebens in Show und Serien, so Mercury, sei wichtig, um Schubladendenken abzuschaffen. Die Gefahr, dass die Sender sich nur mit den Formaten schmücken, Klischees reproduzieren, um die vermeintlich schrille Welt der Drag Queens und Homsosexuellen zu zeigen, sei zwar gegeben, aber "es findet eine Sensiblisierung statt, das finde ich schön", so Mercury. Lesbische Frauen würden sich und ihr Leben und Lieben in "Loving her" wiederfinden, "Drag Queens" könnten bei "Queen of Drags" andocken, sagt Mercury.
"Ich finde es gut, wenn es Sender gibt, die solche Themen nicht immer nur zum Pride Monat zeigen, sondern dass es durchgehend relevant ist. Je mehr das queere Leben im Fernsehen zur Normalität wird, desto mehr kann man mit Klischees brechen."