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Quo vadis Fachhochschule?

Zwei Drittel der deutschen Studierenden entscheiden sich für die Universität, ein Drittel für die Fachhochschule. Die bislang so strenge Trennung zwischen diesen beiden Hochschularten beginnt zu verschwimmen: Beide bieten Bachelor- und Masterstudiengänge an.

Von Claudia von Laak | 16.09.2010
    Wer einen Blick auf Deutschlands Hochschullandschaft wirft, dem fällt auf: die Fachhochschulen heißen nicht mehr so. Immer mehr FHs geben sich neue Namen, streichen das Wort "Fach" und nennen sich nur noch Hochschulen - auf Englisch: University of Applied Sciences. Auch wir haben uns bewusst umbenannt, sagt Ulrich Bühler, Professor für IT-Sicherheit an der Hochschule Fulda.

    "Wir haben Bachelor- und Masterstudiengänge wie die Universitäten mit gleicher Semesterlaufzeit, was vorher im Diplom ja nicht war. Und die Inhalte in zehn Semestern können zwischen Universitäten und früheren Fachhochschulen so unterschiedlich nicht sein, und das rechtfertigt für mich schon: Hochschule für angewandte Wissenschaften."

    Ginge es nach Ulrich Bühler, die Trennung zwischen Universitäten und Fachhochschulen würde demnächst ganz wegfallen. Im Ausland sei diese Unterscheidung sowieso kaum vermittelbar.

    "Wir wissen genau, wo andere Universitäten fachlich und inhaltlich stehen. Und wenn wir das vergleichen mit dem, was wir hier in Deutschland machen, dann sind wir auf jeden Fall eine internationale Universität."

    Nicht alle Fachhochschulprofessoren plädieren für eine Angleichung von Unis und FHs. Die Unterschiede sollten nicht verwischt werden, meint zum Beispiel Günter Schmidt-Gönner - er leitet die Konferenz der Fachbereichstage - ein Zusammenschluss auf der Ebene der Fachhochschulen.

    "Wir brauchen diesen Typus des Fachhochschulingenieurs nach wie vor. Er heißt jetzt nur Bachelor und wird vielleicht an einer Universität für angewandte Wissenschaften ausgebildet. Trotzdem denke ich, dieses Label fachorientiert, praxisorientiert sollten wir nicht freiwillig aus der Hand geben, weil es die Industrie auch braucht."

    Diese Ansicht vertritt auch die Hochschulrektorenkonferenz - kurz HRK. Deren Präsidentin Margret Wintermantel musste allerdings kürzlich zur Kenntnis nehmen, dass das Bundesverfassungsgericht die Rolle der Fachhochschulen aufgewertet hat - im Juli entschieden die Karlsruher Richter, dass Fachhochschulprofessoren den Schutz der Wissenschaftsfreiheit genießen und damit Uniprofessoren gleichgestellt sind. In früheren Urteilen hatte das Bundesverfassungsgericht den FHs die Wissenschaftlichkeit noch weitgehend abgesprochen. Margret Wintermantel:

    "Natürlich haben wir gute Forschung an den Fachhochschulen. Nur: Das Profil der Hochschulen für angewandte Wissenschaft ist schon anders als das Profil der Universitäten."

    Deshalb bleibt die Hochschulrektorenkonferenz dabei - Fachhochschulen sollen kein Promotionsrecht erhalten. HRK und Wissenschaftsrat rufen stattdessen die Universitäten auf, in punkto Promotion stärker mit den Fachhochschulen zu kooperieren. Doch viele Universitäten weigern sich nach wie vor - das ist die Erfahrung von Günter Schmidt-Gönner, Fachhochschulprofessor für Baustatik in Saarbrücken.

    "Das ist leider viel zu selten der Fall. Deshalb plädiere ich heute dafür, dass wir uns tatsächlich auf ein eigenes Promotionsrecht stützen müssen."

    Der Wunsch der Konferenz der Fachbereichstage: Nicht alle, aber ausgewählte Fachhochschulen sollen künftig das Promotionsrecht erhalten.