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Radiolexikon Gesundheit
Speichel

Für den Menschen ist Speichel äußerst wichtig - zum Schutz der Schleimhäute beispielsweise oder als Vorbereitung zur Verdauung von Nahrungsmitteln. Doch manchmal kann er auch Probleme bereiten.

Von Mirko Smiljanic |
    Ein weiblicher Mund
    Durchschnittlich 0,5 bis 1,5 Liter produzieren die Speicheldrüsen pro Tag. (imago/fotoimedia)
    Mit so einem Problem hat die Endzwanzigerin nun wirklich nicht gerechnet! Schmerzen im Mund, die irgendetwas mit ihrem Speichel zu tun haben?
    "Also, ich habe Schmerzen rechts unten im Mund. Immer, wenn ich Hunger habe, wenn ich Lust auf etwas zu essen kriege, das Essen sehe oder auch anfange zu essen", berichtet die junge Frau in einem Behandlungsraum der Düsseldorfer Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie ihrem Arzt Felix Schrader.
    "Seit welcher Zeit haben Sie das?"
    "Das hat glaube ich vor drei Tagen angefangen, ist jetzt auch nicht weggegangen und deshalb habe ich mir Sorgen gemacht."
    "Und kennen Sie das? Hatten Sie das schon mal?"
    "Nee, das ist vorher nie aufgefallen."
    "Ohne Speichel würden wir alle krächzen"
    Schmerzen im Kiefer schon beim Gedanken an Essen? Beim Zahnarzt wäre sie wahrscheinlich falsch. Der Chirurg im Uniklinikum Düsseldorf vermutet ein Problem mit den Speicheldrüsen.
    "Der Speichel ist eine Flüssigkeit, die in der Mundhöhle produziert wird und in erster Linie dazu dient, die Nahrung etwas zu verflüssigen, damit man sie überhaupt schlucken kann und gleichzeitig sie als Beginn des Verdauungstraktes sie anzudauen."
    Professor Norbert Kübler, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, ...
    "...daneben gibt es natürlich noch andere Substanzen, die im Speichel vorhanden sind, beispielsweise bakterizide und viruzide Substanzen, die verhindern, dass es zu Infektionen in der Mundhöhle kommt. Und zum andern für die Stimme ist es wichtig, weil, ohne Speichel würden wir alle krächzen."
    Durchschnittlich 0,5 bis 1,5 Liter pro Tag produzieren die Speicheldrüsen. Und weil Spucke so wichtig ist, entspringt sie gleich vielen Drüsen.
    "Im Kopfbereich drei paarig angelegte Speicheldrüsen, das ist einmal die volumenmäßig am meisten speichelproduzierende Unterkieferdrüse, die Glandulae submandibulares, die ungefähr zwei Drittel bis drei Viertel allen Speichels produziert, dann die ebenfalls paarig angelegte Ohrspeicheldrüse, und dann etwas kleiner die Unterzungendrüse, die Glandula sublingualis. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe kleiner Speicheldrüsen in der Mundschleimhaut, insbesondere in der Wange, dem Mundboden, der Zunge und am Gaumen."
    Gesteuert wird die Speichelproduktion ausschließlich über das Gehirn, so Norbert Kübler.
    "Das ist ein Reflex, der nicht willentlich beeinflusst werden kann und der einfach dazu dient, in dem Moment, wo man an Nahrung denkt oder Nahrung zu sich nimmt, die Sekretion der Speicheldrüse zu erhöhen.
    Stein in der Speicheldrüse
    Mittlerweile liegt die Patientin auf einer Behandlungsliege. Felix Schrader hat den Kieferbereich mit einem Gel für die Ultraschalluntersuchung vorbereitet und bewegt jetzt vorsichtig den Sensor über die Haut.
    "Jetzt sehe ich hier schon die Struktur der Speicheldrüse, in dem Fall die Glandulae submandibulares der rechten Seite, hier sieht man auch schon das aufgelockerte Drüsengewebe, ... eine leichte Gangstauung ist auch zu sehen."
    "Gangstauung" – auch medizinischen Laien verheißt dieser Begriff nichts Gutes. Tatsächlich liegt der Verdacht nahe, dass mit der Speicheldrüse etwas nicht stimmt. Die weitere Ultraschalluntersuchung bestätigt die Vermutung.
    "Also hier sieht man hier den Stein im Bereich des Ausführungsganges. Dieser sorgt dafür, dass die weiteren Strukturen nach dem Stein nicht mehr so gut abbildbar sind mit dem Sonogerät."
    1,3 Millimeter misst der Stein. Die Dehnung des Ganges tut nicht weh, den Schmerz verursacht der Druck des aufgestauten Speichels auf die Drüse.
    "Speichelsteine entstehen häufig dadurch, dass kleine anorganische Konkremente ausfallen im Gangsystem oder in der Drüse selbst, und dann durch die organischen Bestandteile des Speichels selber ummantelt werden, so ähnlich wie zum Beispiel eine Perle in der Muschel entsteht, so muss man sich das vorstellen."
    Und was heißt das für die Patientin? Der Stein muss raus, keine Frage. Aber wie? Mit einem kleinen operativen Eingriff.
    "Tut das denn weh, muss ich dann hier in der Klinik bleiben?
    Das ist ein kleiner Eingriff mit wenig Schmerzen verbunden, und das hat üblicherweise eine Zeit von drei Tagen, die Sie bei uns bleiben."
    Bis dahin gilt: Bloß nicht ans Essen denken!