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Radiowerbung im WDR
Neue Regierung, neue Regeln?

Wie viel Werbung sollte der WDR pro Tag senden dürfen? 2016 sind dem öffentlich-rechtlichen Sender unter der damaligen rot-grünen Landesregierung die Werbezeiten gekürzt worden, 2019 sollte eine zweite Reduzierung folgen. Die neue Regierung könnte die Regelung zumindest teilweise rückgängig machen.

Von Christoph Sterz |
    "Mit Radio erreichen Sie immer die Richtigen. Radio: Geht ins Ohr, bleibt im Kopf."
    Werbung für Radiowerbung - die gibt's in Deutschland nicht nur bei privaten Sendern, sondern auch im öffentlich-rechtlichen Radio.
    Aber wie viel Werbung sollten die pro Tag senden dürfen?
    Noch 2016: weniger Werbung im WDR
    Weniger als bisher, entschied vor zwei Jahren die damalige rot-grüne Mehrheit im nordrhein-westfälischen Landtag. In einem ersten Schritt verschwand deswegen die Werbung beim Unterhaltungssender WDR4. Außerdem durfte der WDR pro Tag insgesamt nur noch 75 statt 90 Minuten Werbung senden.
    Anfang 2019 hätte es in einem zweiten Schritt noch weniger Werbung bei den WDR-Radios geben sollen: Nur noch auf einer Welle, also entweder beim Jugendsender 1Live oder bei der Massenwelle WDR2, und auch nur noch eine Stunde pro Tag. Damit würde der WDR bundesweit zusammen mit dem NDR am wenigsten Werbung senden.
    Neue Regierung will Werbe-Regeln prüfen lassen
    Doch daraus wird jetzt erstmal nichts - die neue schwarz-gelbe Regulierung will die Werbe-Regeln prüfen lassen.
    Nathanael Liminski, Chef der NRW-Staatskanzlei: "Wir haben uns die Evaluierung der Werbezeitenreduzierung im Koalitionsvertrag vorgenommen. Genau die machen wir jetzt. Wir haben seinerzeit bei der Vorgängerregierung kritisiert, dass man handstreichartig die Werbezeitenreduzierung ins WDR-Gesetz eingefügt hat. Damit hat man dem WDR im ARD-Verbund einseitig geschadet. Und das ist etwas, das wir nicht wiederholen wollen, sondern besser machen wollen."
    Klingt so, als ob das Werbeverbot schon bald zumindest teilweise rückgängig gemacht werden könnte. Auf Nachfrage betont Liminski aber, dass völlig ergebnisoffen geprüft werden soll.
    Effekt der Werbezeitenreduzierung?
    Mit einem Gutachten will die Regierung herausfinden, ob und welchen Effekt die öffentlich-rechtliche Werbe-Bremse bis jetzt hatte. Dafür soll der zweite Schritt der Werbezeitenreduzierung nicht schon Anfang 2019 losgehen, sondern erst zwei Jahre später. Bis dahin wolle man zwei zentrale Fragen klären, kündigt Liminski an.
    "Ist das Geld, was für Werbung im Öffentlich-Rechtlichen sonst aufgebracht worden wäre, tatsächlich bei den Privaten dann gelandet? Das war der Effekt, den man sich erhofft hat bei der Vorgängerregierung. Und die zweite Frage ist: Ab wann wird es für Werbeunternehmen uninteressant, überhaupt noch Radiowerbung zu schalten, weil man nicht mehr die kritische Masse von Menschen erreicht?"
    Kritik seitens der privaten Wettbewerber
    Der WDR begrüßt die Pläne der neuen Landesregierung. Die privaten Wettbewerber dagegen sind wütend. Sie fordern, dass die Beschlüsse der alten NRW-Regierung nicht angetastet werden sollten. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien, VPRT, verweist auf ein bereits vorliegendes Gutachten zur Werbung im WDR.
    Klaus Schunk, stellvertretender VPRT-Vorsitzender und Geschäftsführer von Radio Regenbogen betont, "dass es eben gerade nicht so ist, dass da die Gattung Radio einen Schaden nimmt. Also eins können Sie uns ja abnehmen: Wir werden doch nicht selbst an dem Ast nehmen, auf dem wir sitzen."
    Im bundesweiten Vergleich?
    Das bedeutet aber nicht, dass die Privatradios einen kompletten Werbeverzicht fordern. Stattdessen sollten sich die öffentlich-rechtlichen Radios nach Meinung von Schunk alle so verhalten wie der Norddeutsche Rundfunk. Bei dem gibt es, mal abgesehen vom werbefreien Deutschlandradio, die bundesweit wenigste Radio-Werbung: Eine Stunde pro Tag, und nur bei einem einzigen Sender.
    Beim Bayerischen Rundfunk, beim Saarländischen Rundfunk oder auch beim Hessischen Rundfunk dagegen ist mehr als das Doppelte erlaubt: Dort können pro Tag über zwei Stunden Werbung laufen - und dort gibt es anders als in NRW bis jetzt noch keine größere Diskussion um die Radiowerbung.