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Dopingrazzia bei Tour-Team Bahrain Victorious

Die französische Antidopingpolizei hat das Quartier des Radsportteams Bahrain Victorious bei der Tour de France untersucht. Bahrain-Profi Sonny Colbrelli sieht einen Zusammenhang zu den jüngsten Erfolgen des Teams bei der Tour. Doch Bahrain Victorious war schon zuvor in der Verdachtszone.

Von Tom Mustroph | 15.07.2021
LUZ ARDIDEN, FRANCE - JULY 15 : BAHRAIN VICTORIOUS shirt during stage 18 of the 108th edition of the 2021 Tour de France cycling race, a stage of 129,7 kms between Pau and Luz Ardiden. on July 15, 2021 in Luz Ardiden, France, 15/07/2021 CYCLISME : 108e edition Tour de France 2021 - Etape 18 - Pau a Luz Ardiden - 15/07/2021 PhotoNews/Panoramic PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY
Ein Fahrer des Rennstalls Bahrain Victorious bei der Tour de France. (IMAGO / Panoramic International)
In der Nacht auf Donnerstag suchte eine Einheit der französischen Antidopingpolizei OCLAESP das Quartier des Rennstalls Bahrain Victorious auf. Sie durchsuchte die Zimmer und beschlagnmahmte Trainingsunterlagen. Die Ermittlungen begannen schon am 3. Juli. Das teilte die leitende Staatsanwaltschaft Marseille mit. An jenem Tage holte der im Vorjahr noch ziemlich erfolglose Rennstall bereits den zweiten Etappensieg bei dieser Tour.
Einen Zusammenhang zwischen den jüngsten Erfolgen und der Razzia sah auch Bahrain-Profi Sonny Colbrelli: "Das ist ein schlimmer Tag, ich wünsche das niemandem. Das ist der Preis dafür, wenn eine Mannschaft sich anstrengt, viele Opfer erbringt wie die unsere. Seit Monaten sehe ich meine Familie nicht, weil ich in der Höhe trainiere. Die Mannschaft gibt dafür auch viel Geld aus. Deshalb kommen auch die Resultate. Leider ist es in diesem Radsport so: Wenn einer stark fährt, dann heißt das, er nimmt was."
Damit jeder versteht, was er meint, schickte Colbrelli noch hinterher: "Neid ist Teil des Spiels und auch des Lebens."

Andere Teams zurückhaltender

Andere Teams waren zurückhaltender in der Beurteilung. Enrico Poitschke, sportlicher Leiter von Bora hansgrohe, wollte keinen Zusammenhang zwischen Leistungssprüngen und Doping sehen. "Ich denke schon, dass man das trennen sollte. Es sind in jedem Team von der Form her Auf- und Abwärtsbewegungen. Es sind sicher auch besondere Saisonabschnitte, die man für sich als Ziel sieht."
Der Slowene Tadej Pogacar hat das erste Einzelzeitfahren der Tour de France gewonnen. 
Training auf Zellebene
Trainingswissenschaftler operieren im Radsport jetzt sogar auf Zellebene. Die Mitochondrien, auch Kraftwerke der Zellen genannt, können zumindest teilweise die enormen Performances des Gesamtführenden der Tour de France, Tadej Pogacar, erklären.
Poitschke wies auch darauf hin, dass es im letzten Jahr ebenfalls eine Hotelrazzia bei einem Tour de France-Rennstall gab. "Wir hatten ja denselben Fall im letzten Jahr bei Arkea. Und am Ende war gar nichts." Prinzipell begrüßte er Ermittlungen aber. "Wenn Behörden solche Maßnahmen durchführen, dann ist das sicher gut und berechtigt."
Team Bahrain war schon zuvor in der Verdachtszone. Ein Fahrer des Teams gehörte zu den Kunden des Erfurter Dopingarztes Mark Schmidt. Und Schmidt stand auch in Austausch mit Bahrain-Manager Milan Erzen. Eine lange Geschichte bekam jetzt ein neues Kapitel.