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Rassismus im englischen Fußball
Unterstützung für Rüdiger nach rassistischen Rufen

"Ich hasse Rassismus", distanzierte sich Tottenham-Trainer José Mourinho nach dem Abpfiff: Fans seines Teams hatten zuvor im Premier-League-Spiel gegen den FC Chelsea den deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger rassistisch beleidigt. Die Vertretung der englischen Fußballprofis fordert Konsequenzen.

Von Friedbert Meurer |
Tottenhams Harry Kane trennt seinen Mannschaftskameraden Dele Alli und Chelseas Antonio Rüdiger.
Chelsea-Verteidiger Antonio Rüdiger (r.) wurde in der Partie gegen Tottenham von Fans mit Affenlauten rassistische beleidigt (imago/Western)
Anpfiff für das Spitzenspiel Tottenham gegen Chelsea. Über 60.000 Zuschauer im neuen Stadion an der White Hard Lane waren später in der zweiten Halbzeit überrascht, als der Schiedsrichter plötzlich das Spiel unterbrach. Der Stadionsprecher erklärte den Zuschauern, dass es einen rassistischen Zwischenfall gegeben habe:
"Bitte denken Sie daran, im Fußball gibt es keinen Platz für Rassismus!"
Rassismus im Fußball - "Die Entwicklung ist in meinen Augen dramatisch"
Rassismus bleibt im Fußball ein großes Problem – von der Fankurve bis zu VIP-Tribüne, bei Jugendlichen und Erwachsenen. Ein Spieler, eine Politikerin und eine Anhängerin diskutieren im Dlf-Sportgespräch.
Antonio Rüdiger, der dunkelhäutige deutsche Nationalspieler und Abwehrspieler des FC Chelsea, hatte zuvor gehört, wie ein oder mehrere Zuschauer aus den Rängen der Tottenham-Heimfans Affengeräusche von sich gegeben hatten. Rüdiger gestikulierte kurz, sprach mit seinem Kapitän Cesar Azpilicueta. Der forderte dann den Schiedsrichter auf einzuschreiten.
"Toni kam zu mir und sagte, dass er in der Menge Affengeräusche gehört habe. Mein Job als Kapitän ist, direkt zum Schiri zu gehen und ihm das zu melden."
Mourinho: "Bin enttäuscht, dass so etwas passiert."
Der Schiedsrichter unterbrach daraufhin das Spiel kurzzeitig. Per Lautsprecher kam dann dreimal die Aufforderung, jedweden Rassismus zu unterlassen - genauso wie es die Regeln der Premier League vorschreiben.
Jose Mourinho, Trainer von Premier-League-Club Tottenham Hotspur im Stadium
Bezog gleich nach dem Abpfiff deutlich Stellung: Tottenham-Coach José Mourinho (imago/Colorsport/Ashley Western)
Tottenham-Manager José Mourinho nach dem Spiel: "Ich hasse Rassismus in der Gesellschaft und im Fußball. Ich bin enttäuscht, dass so etwas passiert."
Forderung nach härteren Strafen und Zivilcourage
Es ist beileibe nicht der erste Zwischenfall im englischen Fußball in diesem Jahr. Etliche dunkelhäutige Spieler in der Premier League berichten von rassistischen Anfeindungen, im Stadion oder in den sozialen Medien. Im Oktober verließen bei einem Amateurpokalspiel in Nord-London die Spieler unter Protest den Platz. Bobby Barnes von der Vereinigung der englischen Fußballprofis fordert härtere Strafen - und mehr Zivilcourage von den anderen Zuschauern:
"Aber ich würde genauso gerne sehen, wenn andere Fans, die daneben stehen, eine SMS an die Polizei schicken, oder es einem Ordner melden, ohne direkt die Täter direkt anzusprechen, damit sie verfolgt werden können."
Zuletzt war der bulgarische Fußballverband bestraft worden, nachdem seine Fans Spieler der englischen Nationalmannschaft rassistisch beleidigt hätten. Unisono lautet jetzt das Urteil: Auch der englische Fußball hat ein Problem damit.