Rau: Die Dankbarkeit, die wir bei den Portugiesen für die Hilfe bei der Nelkenrevolution 1974 empfangen, die sich an den Namen von Willy Brandt und Mario Soares festmacht, aber auch an den politischen Stiftungen wie der Friedrich Ebert, der Konrad Adenauer oder der Friedrich Naumann Stiftung. Dankbarkeit auch dafür, dass wir damals beim Eintritt Portugals in den gemeinsamen Markt, in die Gemeinschaft damals hilfreich gewesen sind. Gleichzeitig die Hoffnung der Portugiesen, dass wir jetzt mithelfen, dass die kleinen Mitglieder nach der Erweiterung nicht zu Fußnoten werden.
Heckmann: Wie beurteilen Sie aktuell die Beziehungen zwischen den beiden Ländern?
Rau: Sie sind ausgezeichnet. Sie sind von allen Regierungen immer gepflegt worden und haben zwei zusätzliche Stützpfeiler: Das eine ist der große Anteil deutscher Touristen, vor allen Dingen an der Algarve, aber nicht nur da. Das andere ist das starke Investitionsvolumen der deutschen Wissenschaft, die nicht nur Geld, sondern auch Ideen nach Portugal gebracht hat wie zum Beispiel in der Ausbildungsfrage beim Dualen System. Das wird von den Portugiesen sehr geschätzt.
Heckmann: Ausgezeichnete Beziehungen, sagen Sie. Hat nicht der Irak-Krieg einen Schatten auf diese Beziehungen gelegt?
Rau: Nein, gar nicht. Die Tatsache, dass Regierungen unterschiedlicher Meinung waren im Blick auf das, was im Irak zu geschehen hatte, kann und darf nicht die ausgezeichneten Beziehungen zwischen den Völkern tangieren. Das ist bei England so, das ist bei Portugal so. Das ist hoffentlich auch eines Tages wieder bei allen so, denn unterschiedliche Auffassungen wird es immer geben. Die Ablehnung des Irak-Krieges durch die Bevölkerung war in Deutschland und in Portugal faktisch identisch, auch in der Höhe der Meinungsumfragen.
Heckmann: Die Ost-Erweiterung der EU war ein zentrales Thema Ihres Staatsbesuchs. Sie haben es gerade schon angedeutet, dass Portugal befürchtet, als kleinerer Mitgliedsstaat unter die Räder zu kommen. Konnten Sie da Bedenken ausräumen?
Rau: Ich hoffe, dass mir das gelungen ist. Ich habe aber meinerseits Dank zu sagen dafür, dass Portugal von Anfang an der Zunahme um zehn Länder zugestimmt hat. Portugal hat nie eine wartende oder gar blockierende Funktion eingenommen, sondern immer zugestimmt, dass die europäische Erweiterung nach Osten hin geschieht. Jetzt gibt es ein bisschen die Sorge, dass Industrie abwandern könnte. Meine Gespräche mit der Wirtschaft geben dafür aber keinen Hinweis. Das habe ich gegenüber der portugiesischen Seite deutlich betont.
Heckmann: Wie könnte denn die Rolle Deutschlands aussehen, um weiterhin solche Bedenken gar nicht erst entstehen zu lassen?
Rau: Ich glaube, dass da die Wirtschaft selber gefragt ist: die Handelskammern wie die deutsch-portugiesische Handelskammer, die da eine ganze Menge tut. Große Unternehmen aus Deutschland sind prägend in der portugiesischen Volkswirtschaft. Das wird durchaus anerkannt.
Heckmann: Bezogen auf die institutionelle Reform der EU: Wie sollte Deutschland da agieren?
Rau: Da kann ich keine konkreten Aussagen machen, weil ich ja dem Konvent nicht angehöre, der das im Augenblick berät. Die Konventsmitglieder waren so freundlich, zu meinem Vortrag zu kommen. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt für Europa hat Gespräche mit ihnen und dem Außenminister geführt. Ich selber habe mich in die Diskussion zu den Institutionen nicht direkt eingemischt.
Heckmann: Portugal ist im Jahr 1986 in die EU aufgenommen worden und hat seitdem erhebliche Fortschritte gemacht, auch ökonomisch. Gibt es da etwas, was die Beitrittsländer von diesem Beispiel lernen könnten?
Rau: Nein, das kann ich so nicht sagen. Das werden sie wahrscheinlich eher im direkten Dialog mit Portugal ermitteln können. Ganz wichtig ist, dass Portugal eine Brücke nach Südamerika und nach Afrika ist- auch für die gesamte Europäische Union. Ich hoffe, dass es diese Rolle mit Erfolg wahrnimmt.
Heckmann: Herr Bundespräsident, herzlichen Dank für das Gespräch.
Link: Interview als RealAudio
Heckmann: Wie beurteilen Sie aktuell die Beziehungen zwischen den beiden Ländern?
Rau: Sie sind ausgezeichnet. Sie sind von allen Regierungen immer gepflegt worden und haben zwei zusätzliche Stützpfeiler: Das eine ist der große Anteil deutscher Touristen, vor allen Dingen an der Algarve, aber nicht nur da. Das andere ist das starke Investitionsvolumen der deutschen Wissenschaft, die nicht nur Geld, sondern auch Ideen nach Portugal gebracht hat wie zum Beispiel in der Ausbildungsfrage beim Dualen System. Das wird von den Portugiesen sehr geschätzt.
Heckmann: Ausgezeichnete Beziehungen, sagen Sie. Hat nicht der Irak-Krieg einen Schatten auf diese Beziehungen gelegt?
Rau: Nein, gar nicht. Die Tatsache, dass Regierungen unterschiedlicher Meinung waren im Blick auf das, was im Irak zu geschehen hatte, kann und darf nicht die ausgezeichneten Beziehungen zwischen den Völkern tangieren. Das ist bei England so, das ist bei Portugal so. Das ist hoffentlich auch eines Tages wieder bei allen so, denn unterschiedliche Auffassungen wird es immer geben. Die Ablehnung des Irak-Krieges durch die Bevölkerung war in Deutschland und in Portugal faktisch identisch, auch in der Höhe der Meinungsumfragen.
Heckmann: Die Ost-Erweiterung der EU war ein zentrales Thema Ihres Staatsbesuchs. Sie haben es gerade schon angedeutet, dass Portugal befürchtet, als kleinerer Mitgliedsstaat unter die Räder zu kommen. Konnten Sie da Bedenken ausräumen?
Rau: Ich hoffe, dass mir das gelungen ist. Ich habe aber meinerseits Dank zu sagen dafür, dass Portugal von Anfang an der Zunahme um zehn Länder zugestimmt hat. Portugal hat nie eine wartende oder gar blockierende Funktion eingenommen, sondern immer zugestimmt, dass die europäische Erweiterung nach Osten hin geschieht. Jetzt gibt es ein bisschen die Sorge, dass Industrie abwandern könnte. Meine Gespräche mit der Wirtschaft geben dafür aber keinen Hinweis. Das habe ich gegenüber der portugiesischen Seite deutlich betont.
Heckmann: Wie könnte denn die Rolle Deutschlands aussehen, um weiterhin solche Bedenken gar nicht erst entstehen zu lassen?
Rau: Ich glaube, dass da die Wirtschaft selber gefragt ist: die Handelskammern wie die deutsch-portugiesische Handelskammer, die da eine ganze Menge tut. Große Unternehmen aus Deutschland sind prägend in der portugiesischen Volkswirtschaft. Das wird durchaus anerkannt.
Heckmann: Bezogen auf die institutionelle Reform der EU: Wie sollte Deutschland da agieren?
Rau: Da kann ich keine konkreten Aussagen machen, weil ich ja dem Konvent nicht angehöre, der das im Augenblick berät. Die Konventsmitglieder waren so freundlich, zu meinem Vortrag zu kommen. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt für Europa hat Gespräche mit ihnen und dem Außenminister geführt. Ich selber habe mich in die Diskussion zu den Institutionen nicht direkt eingemischt.
Heckmann: Portugal ist im Jahr 1986 in die EU aufgenommen worden und hat seitdem erhebliche Fortschritte gemacht, auch ökonomisch. Gibt es da etwas, was die Beitrittsländer von diesem Beispiel lernen könnten?
Rau: Nein, das kann ich so nicht sagen. Das werden sie wahrscheinlich eher im direkten Dialog mit Portugal ermitteln können. Ganz wichtig ist, dass Portugal eine Brücke nach Südamerika und nach Afrika ist- auch für die gesamte Europäische Union. Ich hoffe, dass es diese Rolle mit Erfolg wahrnimmt.
Heckmann: Herr Bundespräsident, herzlichen Dank für das Gespräch.
Link: Interview als RealAudio