Gerd Breker: Es gab ja mal eine Selbstverpflichtung Ihres Verbandes. Warum hat das eigentlich nicht funktioniert, warum hat das nicht geklappt?
Ingrid Hartges: Man muss sagen, dass die zum 1. März 2005 in Kraft getretene Zielvereinbarung mit dem Bundesgesundheitsministerium natürlich von Beginn an heftig kritisiert wurde, weil eben gesagt wurde, es ist kein wirksamer Nichtraucherschutz, wenn weiterhin in einem Raum Raucher- und Nichtraucherplätze ausgewiesen sind. Da kam schon viel Kritik. Seit Sommer letzten Jahres haben wir ja nun erlebt, dass führende Politiker weit vor Ablauf der Zielvereinbarung ein generelles Rauchverbot gefordert haben. Und die ganze Debatte, muss man auch wirklich sagen, demotiviert, verunsichert die Branche. Sie nervt, und ich denke, es war auch ein ziemliches Armutszeugnis, dass die Politik sechs Monate gebraucht hat, um festzustellen, dass die Länder zuständig sind und nicht der Bund. Ich denke, die Politik ist gefordert, die Entscheidungen zu treffen. Wir haben unsere Argumente dargelegt, und ich glaube, es ist lange genug über dieses Thema diskutiert worden, und wir haben weiß Gott größere Probleme in diesem Land zu stemmen.
Breker: Klingt aber auch ein wenig so, Frau Hartges, also ob Ihre Mitglieder vom Verband diese Selbstverpflichtung nicht so ganz ernst genommen hätten.
Hartges: Also das kann ich nicht sagen. Es ist sehr viel passiert, insbesondere im ersten Jahr nach Inkrafttreten der Zielvereinbarung. Wenn Sie heute in die Hotelerie schauen, die hat ja auch in den 90er Jahren vorbildlich Nichtraucherzimmer geschaffen. Wir haben in der Hotellerie weitestgehend separate Räume, Nichtraucherrestaurants. Beim Frühstück ist Rauchen heute die absolute Ausnahme. Die großen Markenunternehmen der Branche sind vorangeschritten, ob McDonald's, Burger King, Block House, Maredo, die Handelsgastronomie, ob im Kaufhof, bei Ikea. Also da ist wirklich viel passiert, aber auch mittelständische Betriebe. Ich sage mal, vor zehn Jahren war es kaum denkbar, dass sich jemand erfolgreich am Markt als Nichtrauchercafé, als Nichtraucherrestaurant platziert hat. Und heute haben wir weit mehr als 1000 komplett rauchfreie Betriebe in diesem Land. Und sie laufen.
Breker: Das ist allerdings eine äußerst interessante Frage, Frau Hartges. Warum überlässt man das nicht eigentlich der Marktwirtschaft? Normalerweise sind wir doch immer so fixiert auf die freie Marktwirtschaft. Dann müsste doch eigentlich, wenn dieses Angebot vorhanden ist, es einfach für jeden Wirt lukrativer sein, Nichtraucherlokale zu besitzen als Lokale, in denen noch geraucht werden darf.
Hartges: Ja, das ist halt nicht ganz einfach. Also zunächst muss ich mal vorausschicken, dass es auch natürlich inzwischen in unserer Branche unterschiedliche Auffassungen zu dem Thema gibt. Auch viele Betriebe sind einfach entnervt, die Diskussion ist ja inzwischen auch sehr heftig, teilweise auch aggressiv. Also in den Betrieben ist die Einführung eines Rauchverbots eben doch teilweise mit erheblichem Kommunikationsaufwand verbunden, aber ich habe gestern zum Beispiel hier noch mit einem Berliner Gastronomen gesprochen, der also seit zwei Jahren auch eine Statistik führt bei der telefonischen Tischreservierung, was wird gewünscht? Da sagen 65 Prozent der Gäste, ihnen ist es egal, wo sie sitzen, 24 Prozent wünschen einen Nichtrauchertisch und, ich glaube, 9 oder 10 Prozent einen Rauchertisch. Das hat sich schon im Laufe der Zeit ein bisschen geändert, aber tendenziell ist es in diesem Betrieb der Mehrheit der Gäste egal, wo sie sitzen. In anderen Betrieben ist die Mehrheit eben für, ja, ich sage mal, eine rauchfreie Essenszeit. Es wird ja sehr erfolgreich in der gehobenen Gastronomie praktiziert, dass dort bis 22 Uhr nicht geraucht wird und danach die berühmte Zigarette nach dem Essen genussvoll geraucht wird, und das stört dann auch viele Nichtraucher nicht. Also wir würden es uns wünschen, wenn der Markt es regeln könnte. Deswegen plädieren wir ja auch für die Kennzeichnungspflicht, also dass im Eingangsbereich des Betriebes klar erkennbar ist, ob es ein Raucher-, ein Nichtraucherbetrieb ist, dass der Gast, der freiwillig zu uns kommt, also weiß, was ihn drinnen erwartet.
Breker: Nun sitzen ja heute die zuständigen Länderminister heute in Hannover zusammen. Sie werden beraten. Sie bemühen sich um ein einheitliches Vorgehen. Inwieweit herrscht eigentlich auf Ihrer Seite in Interesse an einem einheitlichen Vorgehen?
Hartges: Also zunächst muss ich mal vorausschicken, dass wir bereits 2004 zu Beginn der Föderalismusdebatte für den Verbleib des Gaststättengesetzes beim Bund plädiert haben. Also wir haben kein Interesse an einem Flickenteppich unterschiedlichster Regelungen, ob es jetzt hier das Thema Rauchen ist oder andere Fragestellungen, das macht einfach keinen Sinn, und der Föderalismus ist da nicht unbedingt besonders hilfreich.
Breker: Hoffen Sie da auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, Frau Hartges?
Hartges: Bitte.
Breker: Hoffen Sie da auf den kleinsten gemeinsamen Nenner?
Hartges: Ja, das wäre wünschenswert, und vor allen Dingen wünschen wir uns aber auch ein baldiges Ende der Debatte, weil unsere Branche hat so viele wunderschöne Themen auch, die im Moment weniger in der Presse stattfinden. Es wird alles überlagert von diesem Thema, und da muss man doch mal ganz klar sagen, also wir haben ja nun nichts mit der Zigarettenindustrie zu tun, wir verdienen nichts daran, sondern unser Job ist nun mal Gastfreundschaft, Gastfreundschaft gegenüber der steigenden Zahl von Nichtrauchern, aber viele Betriebe wollen eben auch weiterhin gute Gastgeber gegenüber Rauchern sein, und, ja, es ist sehr, sehr bunt und sehr vielfältig das Meinungsspektrum dazu.
Breker: Sie haben ja eben die Reportage des Kollegen aus Berlin mithören können. Da war die Rede vom gleichen Handycap, nämlich Rauchverbot, also Rauchverbot nicht als Vorteil, sondern als Handycap gesehen. Es gab die These von Abgleiten in illegale Clubs, so wurde es genannt, aber nennen wir es, spezielle Clubs. Sind das Tendenzen, sind das Entwicklungen, die auch Sie kommen sehen?
Hartges: Also das ist, sage ich mal, ein Hauptproblem in der ganzen Debatte. Also einmal im Fall eines generellen Rauchverbots steht das möglicherweise zu befürchten, dass eben dann die Raucher sich irgendwo anders treffen, und wir haben ja heute schon sehr weit verbreitet das Phänomen der Schwarzgastronomie, der wettbewerbsverzerrenden Schwarzgastronomie. Ich sage mal, auch der Vorstoß seinerzeit von Stoiber, das Rauchen eben nur noch in Festzelten zu gestatten, so was ist einfach wettbewerbsverzerrend und auch für unsere Profi-Gastgeber überhaupt nicht akzeptabel, sondern ich denke schon, dass man das Wettbewerbsargument nicht unterschätzen sollte.
Breker: Und eine solche Entwicklung wird in der Tat befürchtet?
Hartges: Ja, sicher. Auch der Vorschlag zu sagen, also das Rauchen nur noch in separaten Räumen zu gestatten, da ist ganz klar die Ein-Raum-Kneipe, das Ein-Raum-Restaurant benachteiligt.
Ingrid Hartges: Man muss sagen, dass die zum 1. März 2005 in Kraft getretene Zielvereinbarung mit dem Bundesgesundheitsministerium natürlich von Beginn an heftig kritisiert wurde, weil eben gesagt wurde, es ist kein wirksamer Nichtraucherschutz, wenn weiterhin in einem Raum Raucher- und Nichtraucherplätze ausgewiesen sind. Da kam schon viel Kritik. Seit Sommer letzten Jahres haben wir ja nun erlebt, dass führende Politiker weit vor Ablauf der Zielvereinbarung ein generelles Rauchverbot gefordert haben. Und die ganze Debatte, muss man auch wirklich sagen, demotiviert, verunsichert die Branche. Sie nervt, und ich denke, es war auch ein ziemliches Armutszeugnis, dass die Politik sechs Monate gebraucht hat, um festzustellen, dass die Länder zuständig sind und nicht der Bund. Ich denke, die Politik ist gefordert, die Entscheidungen zu treffen. Wir haben unsere Argumente dargelegt, und ich glaube, es ist lange genug über dieses Thema diskutiert worden, und wir haben weiß Gott größere Probleme in diesem Land zu stemmen.
Breker: Klingt aber auch ein wenig so, Frau Hartges, also ob Ihre Mitglieder vom Verband diese Selbstverpflichtung nicht so ganz ernst genommen hätten.
Hartges: Also das kann ich nicht sagen. Es ist sehr viel passiert, insbesondere im ersten Jahr nach Inkrafttreten der Zielvereinbarung. Wenn Sie heute in die Hotelerie schauen, die hat ja auch in den 90er Jahren vorbildlich Nichtraucherzimmer geschaffen. Wir haben in der Hotellerie weitestgehend separate Räume, Nichtraucherrestaurants. Beim Frühstück ist Rauchen heute die absolute Ausnahme. Die großen Markenunternehmen der Branche sind vorangeschritten, ob McDonald's, Burger King, Block House, Maredo, die Handelsgastronomie, ob im Kaufhof, bei Ikea. Also da ist wirklich viel passiert, aber auch mittelständische Betriebe. Ich sage mal, vor zehn Jahren war es kaum denkbar, dass sich jemand erfolgreich am Markt als Nichtrauchercafé, als Nichtraucherrestaurant platziert hat. Und heute haben wir weit mehr als 1000 komplett rauchfreie Betriebe in diesem Land. Und sie laufen.
Breker: Das ist allerdings eine äußerst interessante Frage, Frau Hartges. Warum überlässt man das nicht eigentlich der Marktwirtschaft? Normalerweise sind wir doch immer so fixiert auf die freie Marktwirtschaft. Dann müsste doch eigentlich, wenn dieses Angebot vorhanden ist, es einfach für jeden Wirt lukrativer sein, Nichtraucherlokale zu besitzen als Lokale, in denen noch geraucht werden darf.
Hartges: Ja, das ist halt nicht ganz einfach. Also zunächst muss ich mal vorausschicken, dass es auch natürlich inzwischen in unserer Branche unterschiedliche Auffassungen zu dem Thema gibt. Auch viele Betriebe sind einfach entnervt, die Diskussion ist ja inzwischen auch sehr heftig, teilweise auch aggressiv. Also in den Betrieben ist die Einführung eines Rauchverbots eben doch teilweise mit erheblichem Kommunikationsaufwand verbunden, aber ich habe gestern zum Beispiel hier noch mit einem Berliner Gastronomen gesprochen, der also seit zwei Jahren auch eine Statistik führt bei der telefonischen Tischreservierung, was wird gewünscht? Da sagen 65 Prozent der Gäste, ihnen ist es egal, wo sie sitzen, 24 Prozent wünschen einen Nichtrauchertisch und, ich glaube, 9 oder 10 Prozent einen Rauchertisch. Das hat sich schon im Laufe der Zeit ein bisschen geändert, aber tendenziell ist es in diesem Betrieb der Mehrheit der Gäste egal, wo sie sitzen. In anderen Betrieben ist die Mehrheit eben für, ja, ich sage mal, eine rauchfreie Essenszeit. Es wird ja sehr erfolgreich in der gehobenen Gastronomie praktiziert, dass dort bis 22 Uhr nicht geraucht wird und danach die berühmte Zigarette nach dem Essen genussvoll geraucht wird, und das stört dann auch viele Nichtraucher nicht. Also wir würden es uns wünschen, wenn der Markt es regeln könnte. Deswegen plädieren wir ja auch für die Kennzeichnungspflicht, also dass im Eingangsbereich des Betriebes klar erkennbar ist, ob es ein Raucher-, ein Nichtraucherbetrieb ist, dass der Gast, der freiwillig zu uns kommt, also weiß, was ihn drinnen erwartet.
Breker: Nun sitzen ja heute die zuständigen Länderminister heute in Hannover zusammen. Sie werden beraten. Sie bemühen sich um ein einheitliches Vorgehen. Inwieweit herrscht eigentlich auf Ihrer Seite in Interesse an einem einheitlichen Vorgehen?
Hartges: Also zunächst muss ich mal vorausschicken, dass wir bereits 2004 zu Beginn der Föderalismusdebatte für den Verbleib des Gaststättengesetzes beim Bund plädiert haben. Also wir haben kein Interesse an einem Flickenteppich unterschiedlichster Regelungen, ob es jetzt hier das Thema Rauchen ist oder andere Fragestellungen, das macht einfach keinen Sinn, und der Föderalismus ist da nicht unbedingt besonders hilfreich.
Breker: Hoffen Sie da auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, Frau Hartges?
Hartges: Bitte.
Breker: Hoffen Sie da auf den kleinsten gemeinsamen Nenner?
Hartges: Ja, das wäre wünschenswert, und vor allen Dingen wünschen wir uns aber auch ein baldiges Ende der Debatte, weil unsere Branche hat so viele wunderschöne Themen auch, die im Moment weniger in der Presse stattfinden. Es wird alles überlagert von diesem Thema, und da muss man doch mal ganz klar sagen, also wir haben ja nun nichts mit der Zigarettenindustrie zu tun, wir verdienen nichts daran, sondern unser Job ist nun mal Gastfreundschaft, Gastfreundschaft gegenüber der steigenden Zahl von Nichtrauchern, aber viele Betriebe wollen eben auch weiterhin gute Gastgeber gegenüber Rauchern sein, und, ja, es ist sehr, sehr bunt und sehr vielfältig das Meinungsspektrum dazu.
Breker: Sie haben ja eben die Reportage des Kollegen aus Berlin mithören können. Da war die Rede vom gleichen Handycap, nämlich Rauchverbot, also Rauchverbot nicht als Vorteil, sondern als Handycap gesehen. Es gab die These von Abgleiten in illegale Clubs, so wurde es genannt, aber nennen wir es, spezielle Clubs. Sind das Tendenzen, sind das Entwicklungen, die auch Sie kommen sehen?
Hartges: Also das ist, sage ich mal, ein Hauptproblem in der ganzen Debatte. Also einmal im Fall eines generellen Rauchverbots steht das möglicherweise zu befürchten, dass eben dann die Raucher sich irgendwo anders treffen, und wir haben ja heute schon sehr weit verbreitet das Phänomen der Schwarzgastronomie, der wettbewerbsverzerrenden Schwarzgastronomie. Ich sage mal, auch der Vorstoß seinerzeit von Stoiber, das Rauchen eben nur noch in Festzelten zu gestatten, so was ist einfach wettbewerbsverzerrend und auch für unsere Profi-Gastgeber überhaupt nicht akzeptabel, sondern ich denke schon, dass man das Wettbewerbsargument nicht unterschätzen sollte.
Breker: Und eine solche Entwicklung wird in der Tat befürchtet?
Hartges: Ja, sicher. Auch der Vorschlag zu sagen, also das Rauchen nur noch in separaten Räumen zu gestatten, da ist ganz klar die Ein-Raum-Kneipe, das Ein-Raum-Restaurant benachteiligt.