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Raumsonde "Bereschit"
Wie Israel auf dem Mond landen will

Bisher sind nur die USA, Russland und zuletzt China auf dem Mond gelandet. Doch auch Israel will dorthin - seit Ende Februar ist die Raumsonde "Bereschit" auf dem Weg zum Mond. Eine verhältnismäßig lange Reise, doch der Weg war beschwerlich. Und auch die Landung scheint nicht einfach zu werden.

Von Guido Meyer | 09.04.2019
Das Bild zeigt einen Teil der Sonde und im Hintergrund die Erde. Entstanden am 3. März 2019.
Die israelische Raumsonde "Beresheet" hat auf dem Weg zum Mond ein erstes Selfie zur Erde geschickt. (SpaceIL, Israel Aerospace Industries)
"We are coming up on our first deployment of the night, the SpaceIL lunar lander, in just about ten seconds from now!"
Israels Weg zum Mond führte zunächst über Florida. Vom US-Raketenbahnhof Cape Canaveral aus schoss eine Falcon 9 der Firma SpaceX Israels Sonde ins All. "SpaceIL spacecraft separation confirmed!", SpaceX-Sprecherin: "And we’ve got confirmation of separation!"
Wenige Minuten nach dem Start trennte sich die Sonde erfolgreich von der Trägerrakete und ist seitdem unterwegs zum Mond.
"It’s a little bit bright there because of the sun, so it’s very difficult to see separation there"
So richtig gut zu erkennen sei die Trennung von Lander und Rakete in der Liveübertragung nicht, muss die SpaceX-Kommentatorin zugeben. Das Sonnenlicht störe. Wie sich kurz danach zeigte, hatte die gleißend helle Sonne im Hintergrund nicht nur die Fernsehbilder gestört, sondern auch die Raumsonde verwirrt.
"Es gab ein Problem mit einem der Startracker. Das sind Sensoren, die anhand des Sternenlichts die Position der Sonde im All bestimmen. Wir haben ihre Empfindlichkeit offenbar unterschätzt. Gestreutes Licht der Sonne hat sie teilweise erblinden lassen. Daher ist es für uns etwas schwieriger, die Sonde im All zu navigieren."
Eine lange Anreise
Yoav Landsman ist Systemingenieur bei SpaceIL - dem Unternehmen, das Israels erste Mondsonde auf die Reise geschickt hat. Die Probleme mit den Startrackern konnten die Ingenieure beheben, und auch ein ungeplanter Neustart des Bordcomputers während der Mission richtete keinen dauerhaften Schaden an, im Gegenteil: Jetzt läuft alles sogar besser als gedacht. "The current status is actually better than anticipated."
In langgezogenen Ellipsen hat sich Israels Mondsonde seit Ende Februar spiralförmig dem Mond immer mehr angenähert – daher die lange Anreise. Für einen direkten Schuss zum Mond war die Falcon-9-Trägerrakete nicht schubstark genug. Vergangene Woche hatte sich die Sonde dem Mond so weit angenähert, dass seine Schwerkraft sie einfangen konnte, so Yonatan Weintraub, einer der Gründer von SpaceIL.
"Auf unserer Umlaufbahn um den Mond warten wir jetzt solange, bis am vorgesehenen Landeort die Sonne aufgeht. Wir können nicht landen, solange es noch dunkel ist. Denn unsere Sonde verfügt über Solarpanele zur Stromerzeugung. Sie ist also auf das Sonnenlicht angewiesen. Mitten am Tag wollen wir aber auch nicht landen, weil es für unsere Instrumente dann viel zu heiß ist. Deswegen warten wir auf den Sonnenaufgang, wenn die Temperaturen einigermaßen akzeptabel sind."
Zwei, drei Tage auf dem Mond bleiben
Während des Abstiegs wird die Sonde ihre Triebwerke als Bremstriebwerke einsetzen. Dann ist die Sonde auf sich allein gestellt und muss die Landung automatisch bewerkstelligen.
"Der Mond ist ziemlich weit weg. Funksignale zum Mond und zurück sind einige Sekunden unterwegs. Wenn wir feststellen, dass die Sonde während der Landung in Schwierigkeiten gerät, können wir keinen Joystick hier auf der Erde bedienen, um sie nach links oder rechts zu steuern. Denn wenn wir es sehen, ist es schon zu spät."
Danach soll die Sonde dann zwei oder drei Tage lang auf dem Mond Messungen durchführen, bevor die Bordbatterie ihren Geist aufgibt.