Archiv

Raumsonde der Vereinigten Arabischen Emirate
Hope erreicht den Mars

Im Juli 2020 ist die Marssonde Hope in Richtung Roter Planet gestartet. Nun soll sie in dessen Umlaufbahn einschwenken. Die Beteiligten blicken mit Vorfreude und Sorge auf das Manöver. Denn das ist alles andere als einfach, besonders nicht für einen Raumfahrtneuling wie die Vereinigten Arabischen Emirate.

Von Guido Meyer |
Die Raumsonde "al-Amal" der Vereinigten Arabischen Emirate soll den Mars ein Jahr lang umkreisen und Bilder von der Oberfläche zu unterschiedlichen Tageszeiten aufnehmen.
Künsterische Illustration der arabischen Mars-Sonde "Hope" (Copyright: emiratesmarsmission.ae)
"Comfortable and uncomfortable, worried and not worried – my emotions are slightly confused at the moment." Wohl und zugleich unwohl, besorgt und zugleich unbesorgt – die Gefühle von Sarah Al Amiri, Staatsministerin für fortgeschrittene Technologien der Vereinigten Arabischen Emirate, fahren derzeit Achterbahn. Genauso geht es Omran Sharaf, Projektleiter der ersten Marsmission der Emirate: "Yes, I’m very, very excited, feeling proud, at the same time feeling scared, stressed, worried, happy, confident – some mixed feelings." Aufgeregt sei er, aber zugleich auch stolz, besorgt, gestresst, glücklich und zuversichtlich – so ziemlich alle denkbaren Gefühlsregungen zur selben Zeit. Dabei läuft eigentlich alles ganz gut.
Am 19. Juli 2020 ist Hope vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima gestartet, die erste Marssonde der Vereinigten Arabischen Emirate. "Der Job der Trägerrakete war nach der ersten Stunde erledigt", erzählt Sharaf. "Da hatte sich die Sonde erfolgreich von der Rakete getrennt. Seitdem ist sie auf ihren eigenen Antrieb angewiesen. Diese Triebwerke nutzen wir nach der siebenmonatigen Anreise jetzt wieder, um in eine Mars-Umlaufbahn einzuschwenken. Sie werden 27 Minuten ununterbrochen brennen, um die Sonde abzubremsen."

Die Sonde muss es allein schaffen

Bei diesem Manöver soll sich das Tempo der Sonde von mehr als 120.000 Kilometer pro Stunde auf weniger als 20.000 verringern. Das würde reichen, damit der Planet die Oberhand gewinnt und Hope auf eine Umlaufbahn zwingt. Ansonsten würde die Sonde am Mars vorbeifliegen und auf Nimmerwiedersehen im All verschwinden. Dies muss Hope jedoch alleine schaffen. Niemand in Dubai wird auf einen Knopf drücken. Denn ein Funksignal von der Erde zum Mars ist länger als zehn Minuten unterwegs. Es kann also niemand einschreiten und die Sonde fernsteuern.
Die Vereinigten Arabischen Emirate fliegen zum Mars
Viele Länder haben unserem Nachbar-Planeten, dem Mars, schon einen Besuch abgestattet. Nun gesellen sich auch noch die Vereinigten Arabischen Emirate dem Club hinzu.
Sarah Al Amiri erklärt: "Wir werden dann keinen direkten Kontakt zur Sonde haben. Erst nach zehn Minuten können wir ein Signal von Hope empfangen, das uns verraten wird, was passiert ist. Zwar haben wir während der Anreise zum Mars die sechs Bordtriebwerke schon ein paar Mal für kurze Korrekturmanöver benutzt. Aber sie haben noch nie für 27 Minuten non-stop gebrannt. Wir werden in dieser Zeit die Hälfte unseres Treibstoffs verbrennen."

Zwei Mars-Orbits

Etwa zweieinhalbtausend Kilometer über der Marsoberfläche soll Hope mit dem Bremsen beginnen. Wenn sie damit fertig ist, wird sie den Planeten auf einer elliptischen, provisorischen Umlaufbahn umkreisen. "Wir werden auf dieser Umlaufbahn für etwa zwei Monate bleiben", sagt Omran Sharaf. "Das hängt davon ab, wie lange es dauert, alle Instrumente zu checken. Danach wird unsere Sonde ihren endgültigen, wissenschaftlichen Orbit einnehmen. Er ist ebenfalls elliptisch und schwankt zwischen 20.000 und 40.000 Kilometer Entfernung vom Mars. Sobald Hope diesen Orbit erreicht hat, kann sie mit den Untersuchungen der Atmosphäre aus der Nähe und aus der Ferne beginnen. Im September wollen wir die ersten Daten veröffentlichen. Sie werden für jedermann zugänglich sein."

"50 Prozent der Mars-Missionen scheitern"

Aber das ist derzeit noch Zukunftsmusik. Es wird sich zeigen, ob Hope die Hoffnungen des Raumfahrtneulings am Persischen Golf erfüllen kann. Sharaf: "Sind wir mal ehrlich: 50 Prozent aller Missionen, die in der Vergangenheit zum Mars aufgebrochen waren, sind gescheitert. Es ist alles andere als einfach, eine Sonde auf eine Umlaufbahn um den Mars zu schicken."
Und das erklärt denn auch die gemischte Gemütslage der Ingenieure und Wissenschaftler am Mohammed Bin Rashid Space Center in Dubai am Vorabend des Zieleinlaufs am Mars: "Es wird ein Tag voller Herausforderungen werden. Deshalb bin ich eben auch besorgt. Morgen werden wir in die kritischste Phase dieses Projekts eintreten."