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Raus aus dem Elfenbeinturm

Phillipp Bitterling: Wie heißt es immer so schön? Kommunikation ist alles. Wer kommuniziert, der profitiert. Gilt auch für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. In anderen Ländern wie den Vereinigten Staaten ist Wissenschaftskommunikation schon seit Jahren ein Thema. In Deutschland wurde es bisher stiefmütterlich behandelt. Am Telefon ist Dr. Gabriele Gramelsberger, die eine Wissenschaftsmarketingagentur gegründet hat. Frau Gramelsberger, Ihre Firma heißt SCRO, was soviel heißen soll wie Science Communication Research Office. Was machen Sie da alles so genau?

    Gramelsberger: Wir haben verschiedene Bereiche. Die Wissenschaftskommunikation ist ein weitläufiger Bereich, also zum einen versteht man darunter, Wissenschaft der breiten Öffentlichkeit interessant und verständlich näher zu bringen, das so genannte public understanding of science, also Wissenschaftssendungen im Fernsehen, Wissenschaftssendungen im Radio, Wissenschaftsausstellungen, und der andere Bereich ist eigentlich im Werbebereich, klassische Werbung, Pressearbeit, allerdings eben spezialisiert auf Wissenschaft und Forschung.

    Bitterling: War das eine Marktlücke hier in Deutschland?

    Gramelsberger: Also wir sind, soweit wir das recherchiert haben, die ersten, die sich wirklich ausschließlich auf Wissenschaftskommunikation konzentrieren. Es gibt natürlich Büros, die sich jetzt mehr mit Wissenschaftsjournalismus befassen. Es gibt ein Büro, was wir entdeckt haben, das Lobbying in dem Bereich macht, und natürlich decken klassische Werbeagenturen ab und zu Wissenschaft mit ab, aber es ist nicht der Hauptaufgabenbereich.

    Bitterling: Aber Sie beschäftigen sich ja speziell mit der Kommunikation zwischen Forschung auf der einen und Wirtschaft auf der anderen Seite. Warum war die denn bisher so mangelhaft?

    Gramelsberger: Gute Frage. Ich denke, das kriegt man ja in der Öffentlichkeit momentan mit, die ganze Universitätslandschaft, die Forschungslandschaft ist im Umbruch. Universitäten und Forschungsinstitute müssen neue Mittel selbst eintreiben, das heißt, sie müssen akquirieren, sie müssen sich nach außen interessant präsentieren, und sie müssen aktiver auf die Wirtschaft zugehen, als es bisher der Fall ist. Das, denke ich, ist der Hauptursprung, wenn jetzt das Verhältnis Wirtschaft und Wissenschaft angesprochen wird.

    Bitterling: Mal ganz ketzerisch gefragt, hat die Wirtschaft bisher, wenn sie das brauchte, lieber Richtung USA geschaut, und hat die Wissenschaft lieber staatliche Forschungsgelder kassiert, als sie jetzt unternehmerisch selber ins Spiel zu bringen?

    Gramelsberger: Das denke ich nicht. Ich denke, man kann es nicht so pauschal sagen. Es wird ja nach wie vor viel geforscht. Deutschland ist ja eigentlich traditionell ein Wissenschaftsland und auch sehr technikorientiert, schon seit 100, 150 Jahren, aber der Unterschied zu früher ist, dass sich internationale Wissenschafts- und Forschungszentren herausbilden, und da ist Deutschland, glaube ich, nicht immer unbedingt mit an erster Stelle und an vorderster Front mit dabei.

    Bitterling: Wie reagieren denn diese ganzen Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft, wenn Sie die kontaktieren?

    Gramelsberger: Die Reaktionen sind unterschiedlich. Es kommt immer ein bisschen darauf an, mit wem man spricht. Wenn es jemand ist, Professoren, die schon sehr viel mit Wirtschaft machen und sehr offen sind, dann reagieren sie sehr positiv darauf. Wenn es Bereiche sind, die sich noch nicht so geöffnet haben, dann sind die Ressentiments etwas größer.

    Bitterling: Vielen Dank für das Gespräch.