Dienstag, 16. April 2024

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RB Leipzig
"Perfekter moderner Fußball"

Profifußball mit viel Geld aus dem Boden stampfen – das geht gar nicht, finden viele Fans. Andere sehen RB als Segen für Leipzig; und eine Belebung des Konkurrenzkampfs in der Bundesliga. Fest steht: RB Leipzig hat die Chance, einen ersten großen Titel zu gewinnen – den DFB-Pokal.

Ullrich Kroemer im Gespräch mit Bastian Rudde | 25.05.2019
Yussuf Poulsen (RB Leipzig) im Zweikampf mit Joshua Kimmich (Bayern München)
Yussuf Poulsen (RB Leipzig) im Zweikampf mit Joshua Kimmich (Bayern München) (Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago)
Ullrich Kroemer ist Journalist aus Leipzig. Sein nächstes Buch soll "RB Leipzig. Der moderne Fußball." heißen. Das ist nicht nur als Kompliment gemeint: "RB Leipzig verkörpert das sowohl auf der positiven Seite, sowohl auch, was die negativen Facetten angeht, was viel Fans kritisieren", erklärt Kroemer.
Das Positive: "Die sportliche Umsetzung dessen, was hier seit 2012 passiert. Die ersten Jahre waren eher ein Schlingerkurs. Seitdem Ralf Rangnick hier ist, ist der Verein sportlich sehr stringent aufgestellt."
Das Negative: "Die grundsätzliche Herangehensweise, wie Red Bull Eingang in den deutschen Fußball gefunden hat, nämlich mit der Umgehung der 50+1-Regel. Die haben mit freundlicher Mithilfe des sächsischen Fußballverbands damals selbst einen Verein gegründet. Das ist einfach diese grundsätzliche Idee, einen Fußballverein als Marketingobjekt, als Marketingidee zu gründen. Also erstmals in der Geschichte steht nicht der Sport oder Gemeinwohl oder was auch immer an erster Stelle einer Vereinsgründung, sondern es ist die Idee, diesen Verein als Marketinginstrument ins Bundesligaspiel reinzubringen.
"Feindbildcharakter hat sich schon gewandelt"
Dennoch sind Kroemers Prognosen für RB fast durchweg positiv: Der Zuschauerschnitt sollte steigen, die sportlichen Leitungen unter Rangnick und Nagelsmann ebenfalls. Das Pokalfinale als bisher größte Bühne werde auch von Red Bull massiv genutzt - unter anderem über eine Plakatkampagne.
Problematisch sieht Kroemer die Entwicklung des Vereins, sollte Red Bull sich zurückziehen - kurzfristig hält er den Verein dann nicht für überlebensfähig. Das Image unter Fußballinteressierten sieht er dagegen auf einem positiven Weg: "Ich glaub, dieser Feindbildcharakter hat sich schon gewandelt in eine gewisse, zumindest sportliche, Anerkennung und einen Respekt. So ist meine Wahrnehmung."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.