Reaktionen auf WADA-StrafempfehlungViel Opferrolle, wenig Selbstkritik in Russland
Für vier Jahre soll Russland von allen sportlichen Wettbewerben ausgeschlossen werden. Das empfiehlt das zuständige Gremium der Welt-Anti-Doping-Agentur in der Affäre um manipulierte Daten aus dem Moskauer Labor. Die Regierung in Moskau sieht sich benachteiligt.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- Russlands Außenminister Sergej Lawrow, Sportminister Pawel Kolobkow und der Chef der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, Jurij Ganus (dpa/imago)
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Die Empfehlung der WADA-Kommission hat unter anderem in der russischen Regierung zu Reaktionen geführt. Außenminister Sergej Lawrow wies darauf hin, es handele sich um keine Entscheidung. "Daher würde ich jetzt keine übereilten Konsequenzen ziehen", sagte er in Moskau. Danach führte er aus, Russland werde in allen möglichen internationalen Streitfragen als Schuldiger ausgemacht. Diese Argumentation wird – unabhängig von den Vorwürfen und konkreter Beweislage – von der russischen Führung stets verwendet. Darin stimmte Sportminister Pawel Kolobkow ein, der Widersprüche in dem WADA-Dokument erkennt und beklagte, die russische Darstellung sei nicht gehört worden. Ähnlich ließen sich Chefs von Sportverbänden vernehmen.
Ganus: "Erspart Russland nicht die Lösung dieser Probleme."
Davon setzt sich deutlich der Chef der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, Jurij Ganus, ab. Er gibt seit Wochen Interviews, in denen er das Bild eines russischen Sports zeichnet, der von Funktionären missbraucht werde. Dem Radiosender Echo Moskwy sagte Ganus, er sehe keine Möglichkeit, die Argumentation der WADA zu beanstanden. "Mehr noch, das ist nur eine Verzögerung und Verlängerung unserer Krise um eine weitere Periode, in der gerichtliche Verhandlungen in Erwägung gezogen werden. Das ist alles. Das aber erspart Russland nicht die Lösung dieser Probleme." Präsident Putin will morgen den UEFA-Präsidenten treffen.