Freitag, 19. April 2024

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Referendum reloaded
Muss die Brexit-Abstimmung wiederholt werden?

Ohne die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica hätte es keinen Brexit gegeben, das meint Whistleblower Christopher Wylie. Von den unerlaubt abgefischten Daten hätte in entscheidendem Maße ausgerechnet eine Firma profitiert, die bei der Brexit-Kampagne eine ausschlaggebende Rolle gespielt haben soll.

Mirjam Kid im Gespräch mit Friedbert Meurer | 29.03.2018
    Whistleblower Christopher Wylie mit rot gefärbtem Deckhaar.
    Whistleblower Christopher Wylie (imago stock&people/Ben Stevens)
    "Ohne Zweifel schuldet die Vote-Leave-Kampagne einen großen Teil ihres Erfolgs der Arbeit von Aggregate IQ, ohne sie hätten wir es nicht schaffen können", so der Vote-Leave-Wahlkampfleiter Dominic Cummings. Der Satz mit dem sich die kanadische Datenanalyse- und Beraterfirma Aggregate IQ noch bis vor kurzem zu Werbezwecken auf ihrer Website schmückte, hat in den letzten Tagen erhebliche Brisanz angenommen.
    Aggregate IQ, soll eine Partnerfirma von Cambridge Analytica sein. Das jedenfalls behauptet unter anderem deren Ex-Mitarbeiter und Whistleblower Christopher Wylie.
    Vor einem britischen Parlamentsausschuss wiederholte Wylie am Dienstag diese Aussage, die er zuvor bereits den Vertretern verschiedener europäischer Medien zu Protokoll gegeben hatte. Die Kommunikations-Firma Aggregate IQ soll demnach für seine Kampagnen-Werbung unerlaubt die persönlichen Daten von Millionen von Facebook-Nutzern verwendet haben. Das Unternehmen bestreitet das.
    Eine Wiederholung des Brexit-Referendums scheint indes jedoch unwahrscheinlich, wie Großbritannien-Korrespondent Friedbert Meurer berichtet. Auch das Medienecho in Großbritannien falle, im Vergleich zur internationalen Berichterstattung, eher gering aus.
    Der Parlamentsausschuss im britischen Unterhaus werde seine Untersuchungen allerdings fortführen. Auch eine Wahlprüfungskommission werde eingesetzt. Politiker, die eine entscheide Rolle in der "Leave"-Kampagne gespielt haben, wie etwa Außenminister Boris Johnson, müssten sich zudem der Frage stellen: was haben sie gewusst?