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Regierungsversprechen
Erleichterungen für Lebensversicherer

Die niedrigen Zinsen haben die Anleihen im Depot der Versicherungen steigen lassen. Auch die Aktien dort stehen hoch wie nie. Die sogenannten Bewertungsreserven sind also angeschwollen. Wessen Lebensversicherung jetzt ausläuft, bekommt von seinem Anteil an diesen Reserven die Hälfte ausgeschüttet. Die Branche klagt, so schmelze die Reserve dahin.

Von Michael Braun | 20.11.2013
    Thomas Steffen, Staatssekretär im Finanzministerium, sagte heute in Frankfurt, das Problem sei erkannt. Er deutete Abhilfe an. Die neue Bundesregierung nehme neben der schon abgesenkten Garantieverzinsung "definitiv weitere Maßnahmen ins Visier." Steffen hatte am Montag schon in anderem Zusammenhang deutlich gemacht, dass die Bundesregierung die Interessen der Versicherungen und Versicherten im Blick habe:
    "Ich freue mich auch, dass wir deutsche Belange eingebracht haben und dass wir sicherlich auch mit entsprechenden Übergangsfristen die Stabilität der Lebensversicherer unterstützen können. Lebensversicherungen unterstützen können.“
    Konkreter wurde Steffen heute nicht. Nächste Schritte seien im ersten Quartal 2014 zu erwarten, wenn die neue Regierungskoalition stehe. Vielleicht wird morgen mehr bekannt, wenn Steffens Chef, Finanzminister Schäuble, auf dem Versicherungstag der Branche zu Gast ist. Der Ludwigshafener Versicherungswissenschaftler Hermann Weinmann weiß, welchen Verdacht die Branche zerstreuen muss:
    "Es wird gelegentlich der Vorwurf erhoben, dass die Versicherungsunternehmen mit der Neuregelung hauptsächlich an sich denken.“
    Das teile er nicht unbedingt, aber er wisse,
    "dass die großen, guten Versicherer, dass die mit der aktuellen Bewertungsreserve-Regelung zurechtkommen.“
    Um eine bessere Qualität des Angebots auf dem Versicherungsmarkt will sich auch die EIOPA kümmern, die europäische Versicherungsaufsicht kümmern. Deren Vorstand, Gabriel Bernardino, sagte heute in Frankfurt, was einmal als fair gegolten habe, müsse nicht mehr fair sein.
    Er nannte einen Fall, der der Aufsicht aufgestoßen sei:
    “Nehmen wir als Beispiel, was wir bei der Zahlungsausfallversicherung gesehen haben – ein sehr sinnvolles Angebot, dass Sie etwa bei Arbeitslosigkeit schützt. Aber es wurde auf unglaubliche Weise verkauft. Die Provisionen waren umstritten und das Kleingedruckte schloss nahezu aus, diese Versicherung jemals in Anspruch zu nehmen.“
    Hier mehr Aufsicht walten zu lassen, dürfte den Kunden gefallen. Aber Bernardino hatte noch eine unangenehme Botschaft: Er forderte die Versicherer auf, wegen des niedrigen Zinses neue Produkte zu entwickeln. Denn Leistungsgarantien kosteten Geld. Das müsse der Verbraucher verstehen und akzeptieren.