Israel
Drohende Staatskrise: Religiöse Partei tritt wegen Wehrdienst für Ultraorthodoxe aus Regierung aus

In Israel hat wegen der angekündigten Einberufung ultraorthodoxer Juden in die Armee ein religiöser Koalitionspartner die Regierung verlassen. Und auch eine weitere Regierungspartei droht mit Rückzug.

    Die Männer mit traditioneller Kleidung und Haarpracht halten Protestplakate in die Kamera.
    Ultraorthodoxe Juden protestieren in Jerusalem gegen Einberufungen in die Armee. (Getty Images / Anadolu)
    Die Partei "Vereinigtes Thora-Judentum" gab ihren Rückzug am Abend bekannt. Sie erklärte in Jerusalem, die Regierung habe dabei versagt, die Ausnahme Ultraorthodoxer vom Wehrdienst zu verteidigen. Damit verfügt die Koalition des israelischen Regierungschefs Netanjahu im Parlament nur noch über die kleinstmögliche Mehrheit von 61 Sitzen.
    Die zweite ultraorthodoxe Regierungspartei "Schas" erklärte, sie wolle im Lauf des Tages über ihren Verbleib im Kabinett beraten. Sollte "Schas" ebenfalls die Regierungskoalition verlassen, würde Netanjahu die Mehrheit in der Knesset deutlich verlieren. Ob dies auch sein politisches Ende bedeuten würde, ist unklar. Jüngste Umfragen zeigen einen weit verbreiteten Unmut gegenüber dem amtierenden Regierungschef.
    In Israel ist der Militärdienst für Männer wie Frauen verpflichtend. Für ultraorthodoxe Talmud-Schüler galt jahrzehntelang eine im Land sehr umstrittene Ausnahmeregelung. Diese war im vergangenen Jahr aber vom Obersten Gericht gekippt worden. Die Armee will in den kommenden Wochen insgesamt 54.000 Einberufungsbefehle an Ultraorthodoxe versenden.
    Diese Nachricht wurde am 16.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.