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Reportage
Bewegung im Alter gezielt trainieren

Die Arm- und Brustmuskulatur ist beim Tragen und Heben von Gegenständen wichtig. Doch gerade bei älteren Menschen ist die Muskulatur häufig nur noch unzureichend - mit weitreichenden Folgen. Die Deutsche Sporthochschule bietet im Rahmen ihres FLUX-Projekts ein viermonatiges Training für Senioren an.

Renate Rutta | 21.10.2014
    "Das hier ist ein Ganzkörpertraining und dann werden immer die eine Muskelpartie und der Gegenspieler auch mit trainiert."
    Montagmittag. Zwei Frauen und zwei Männer absolvieren in der Halle 6 in der Deutschen Sporthochschule Köln ein Krafttraining an verschiedenen Geräten.
    "Insgesamt haben wir sechs Geräte und dann ein bisschen Entspannung und Auslauf."
    Doris, 79 Jahre alt, kommt zweimal die Woche jeweils für ein- bis eineinhalb Stunden.
    "Generell ist es so, dass bei mir ein Diabetes 2, ein Altersdiabetes angefangen hat und meine Ärztin mir gesagt hat, liebe Frau, entweder Sport oder Pillen. Und dann war ich ganz schnell beim Sport. Und in der Zeitung war dann ein Aufruf, wer möchte gern am Test teilnehmen. Und da soll auch geguckt werden, was im Alter möglich ist."
    "Wir trainieren mit Männern und Frauen gemischt, allerdings paarweise gemeinsam, das heißt Frau trainiert mit Frau und Mann trainiert mit Mann."
    Katja Stöver ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Sie betreut die Gruppe.
    "Unser Ziel ist es, zu schauen, wie ein älterer Körper reagiert, der eben lange keinen Sport mehr erfahren hat, wie der auf ein Krafttraining reagiert und vor allen Dingen, welche Veränderungen wir im Stoffwechsel beobachten können.
    Weil ja bei unseren Teilnehmern nicht nur die fehlende Muskulatur oder die schwache Muskulatur ein Problem darstellt, sondern vor allem in Kombination mit dem Übergewicht. Und da wollen wir schauen, wie weit können wir Prozesse positiv beeinflussen."
    Alltagsbewegungen trainieren
    Vier Monate lang trainieren die Teilnehmer beim FLUX-Projekt. Das erste Gerät im Trainings-Parcours: die Beinpresse.
    "Da geht es um die Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur. Die Trainingsperson setzt sich in das Gerät, beugt die Beine an auf 90°, stellt die Beine gegen eine Platte und drückt sich dann nach hinten, also der Sitz geht nach hinten."
    Die Beinmuskulatur ist wichtig für die alltäglichen Dinge wie Aufstehen von einem Stuhl, sich wieder hinsetzen, Treppen steigen.
    "Als nächstes kommt dann die Brustpresse. Das ist auch in sitzender Position. Da werden die Arme nach vorne weggedrückt. Das ist dann Kräftigung für die Armmuskulatur aber eben auch für die Brustmuskulatur."
    "Ich gehe da rüber zum Brustmuskeltraining. Das schlimmste ist hier da, diese Presse, die ist fürchterlich. – Darf ich mal mitgehen? – ja, gerne, - 7,8,9,10,11 und noch eins."
    "Die Arm- und Brustmuskulatur ist dann vor allen Dingen beim Tragen und Heben von Gegenständen wichtig, beim etwas in den Schrank legen oder rausholen aus dem Schrank aber auch sowas wie Haare kämmen, sich waschen, solche Dinge dass man möglichst lange selbständig bleiben kann."
    Seit Ende Juli ist Doris jetzt dabei. Ihr fällt es nun leichter, die Einkaufstaschen in den ersten Stock zu tragen und sie spürt weitere Veränderungen an sich.
    "Was ich an mir bemerkt habe, dass ich beweglicher bin, dass mir etwas aufheben vom Boden überhaupt nicht mehr schwer fällt. So in die Richtung vielleicht.
    Das Projekt, bei dem Doris mitmacht, heißt FLUX, das ist die Abkürzung von Fluxomix und steht für Stoffflüsse oder die Untersuchung der Stoffflüsse.
    Es ist ein Projekt im Rahmen des Forschungsschwerpunktes der Deutschen Sporthochschule Köln und wird gemeinsam durchgeführt vom Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie und vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin.