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Reportage
Leben mit dem Schmerz

Erst kam die Erschöpfung, dann der Schmerz. Wer unter Fibromyalgie leidet, den begleiten die Schmerzen oft ein ganzes Leben. Annelie hat gelernt, mit der Krankheit umzugehen - und trotzdem Dinge zu unternehmen.

Von Martin Winkelheide |
    Die Nordic-Walking-Gruppe "Über 70 Jahre" aus Langenargen läuft am 07.01.2014 in Langenargen (Baden-Württemberg) am Ufer des Bodensees entlang.
    Trotz Schmerzen: Bewegung ist wichtig (picture-alliance / dpa / Felix Kästle)
    Annelie: Ich habe mich nach einer Grippe nicht so richtig erholt. Mit waren die Glieder schwer, Treppensteigen fiel mir schwer, ich war erschöpft und erholte mich nicht.
    Erst war da die Erschöpfung - dann kamen die Schmerzen bei Annelie. 15 Jahre ist das her.
    Annelie: Es stellten sich danach auch so diffuse Schmerzen ein, die ich nicht zuordnen konnte: Knacken in den Gelenken, und komischerweise waren das beide Fußgelenke, oder beide Kniegelenke und ganz schlimm waren die Füße.
    Die Haut, alles, Muskeln, das Abrollen der Füße sogar. Mit den Füßen war das ganz schlimm. Ich konnte nicht lange laufen, und es schmerzte sehr stark.
    Nach einer Zeit sind die Schmerzen an den Füßen verschwunden.
    Annelie: Das hat aber mindestens drei Jahre gedauert, und dann waren die Schmerzen einfach woanders. Irgendwann stellte ich fest, das fängt in den Füßen an, Knie, Hüfte, Schulter und im Kopf. Sogar der Kiefer tat mir weh. Und dann fing es unten wieder an.
    Natürlich habe ich es dann mit Schmerztabletten versucht. Und mein Arzt hat mir auch einiges verschrieben, und ich habe es ausprobiert. Rheumamittel. Es hat aber nichts gebracht.
    Ja, es ist frustrierend, man kommt sich so ein wenig eigenartig vor. Ich dachte, ich spinne. Es kann nicht sein, man kann es gar nicht erklären. Und es beschäftigt einen.
    Ich habe im Bekanntenkreis dann erfahren: eine ältere Dame, die hatte Fibromyalgie. Und dann habe ich überlegt und verglichen mit den Schmerzen. Einiges war gleich mit ihren, und anderes nicht.
    Und da habe ich mich dann ein bisschen mehr damit befasst, auch mit meinem Hausarzt drüber gesprochen, und der hat mich dann nach ungefähr zwei Jahren war das dann so, zu dem Rheumatologen zu dem Test geschickt.
    Ich wusste endlich, was es ist. Dann konnte ich mir ja auch überlegen, was ich mache.
    Ich habe mich mehr entspannt und mit mir befasst, was ich sonst gar nicht getan habe, weil es mir immer gut ging gesundheitlich. Und so habe ich mir auch wenig was Gutes gegönnt, und mir auch Pausen gegönnt. Ich denke, dass mir das geholfen hat.
    Manchmal konnte ich keinen Aktenordner halten, und diese Dinge, und später, ich bin etwas früher in Rente gegangen, dann konnte ich mir meine Zeit einteilen, und meine Kraft. Das ging dann besser.
    Ich habe immer Gymnastik gemacht, ich musste mit meiner Kraft haushalten, es musste alles in einem gewissen Rahmen bleiben, ich durfte nicht übertreiben. Das heißt, ein bisschen kürzer treten in allem, Bewegung vor allem – aber auch nicht ohne: Morgens beim Aufstehen musste ich mich zusammenrappeln, erst einmal. Und nach einer Weile ging es dann.
    Immer so ein gleichmäßiges Maß, das tut mir gut. Wir verreisen gerne, wir machen gerne Städtereisen, und alles am liebsten zu Fuß. Dann habe ich halt mehr Schmerzen, aber am nächsten Tag sind sie dann wieder weniger. Wäre natürlich schön, wenn eines Tages keine Schmerzen mehr da wären.