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Revival der alten Marken

Grundig, Telefunken oder Dual waren die Pioniere der deutschen Unterhaltungselektronik. Sie alle gingen wegen der Konkurrenz aus Asien pleite. Nun kämpfen die Japaner ums Überleben, während die deutschen Traditionsmarken ein ungeahntes Comeback feiern können.

Von Andreas Kolbe |
    Mit Musik, Modenschauen und Multimedia-Präsentationen - neun Jahre nach der Insolvenz präsentiert sich der Nürnberger Elektronikhersteller Grundig auf der IFA selbstbewusst und runderneuert.

    Vom Haarföhn über die Kaffeemaschine bis hin zu Radioweckern reicht das Sortiment. Das Highlight am Messestand: ein großer Flachbildfernseher gemeinsam entwickelt mit der Fußballbundesliga.

    "Grundig ist als Marke heute wieder im Markt sehr präsent. Aktuell sind wir Nummer drei im Bereich Fernsehen. Im Audio-/Hifi-Bereich sind wir Nummer eins. Also eine sehr gute Entwicklung. Und vor allem eine kontinuierliche Entwicklung."

    Sagt Horst Nikolaus, der Vertriebsgeschäftsführer von Grundig. Im ersten Halbjahr konnte das Unternehmen seinen Umsatz mehr als verdoppeln.

    Und so schaut auch Klaus Wowereit, der regierende Bürgermeister, bei seinem IFA-Rundgang vorbei. Mit Nürnberger Bratwürstchen im Mund freut er sich, dass die alteingeführten deutschen Marken wieder stärker präsent werden.

    "Es ist natürlich viel verschlafen worden in der Vergangenheit. Dass heute ja kein Bildschirm mehr in Deutschland produziert wird, sondern in Korea und in Japan, das hätte auch anders sein können. Aber das ist mittlerweile Vergangenheit. Und jetzt freuen wir uns, dass doch aber mit Nischenarbeit oder mit Qualität, mit innovativen Ideen durchaus man sich wieder im Markt behaupten kann. Und das ist schön."

    Doch vom Nimbus "Made in Germany" ist bei Grundig nach der Übernahme der Markenrechte durch einen türkischen Elektronikkonzern nicht viel übrig geblieben. Gerade einmal 150 Mitarbeiter sind noch am Stammsitz in Nürnberg beschäftigt. Sie kümmern sich um Vertrieb und Marketing, um Qualitätsmanagement und Kundenservice. Produziert wird in der Türkei in einer der größten Fernsehfabriken Europas - und in Asien.

    Ähnlich das Bild bei AEG: Die Markenrechte hat sich der schwedische Elektrolux-Konzern gesichert, der nach wie vor Kühlschränke und Waschmaschinen unter dem Label produziert, vor allem in Osteuropa.

    Außerdem verkauft Elektrolux weltweit Lizenzen an andere Hersteller, die dann gegen Gebühr eigene Produkte unter dem Namen AEG auf den Markt bringen dürfen, etwa Hifi-Anlagen, MP3-Player oder schnurlose Telefone.

    Ein Geschäftsmodell, das auch die neuen Eigentümer von Telefunken forcieren, eine Gruppe von Investoren, die den Markennamen 2008 von Daimler gekauft haben. Produktionspartner in Asien, Qualitätsstandards aus Deutschland - das zusammen soll sicherstellen, dass Lizenznehmer den klangvollen Namen nicht ausnutzen, um minderwertige Produkte an den Mann zu bringen, sagt Telefunken-Chef Klaus-Peter Voigt.

    "Das wäre fatal und wäre sicherlich für die Marke tödlich. Aber genau das gilt es ja zu verhindern. Hier haben wir ein ganz klares Konzept, ganz klare Spielregeln. Jeder Partner verpflichtet sich zur Einhaltung dieser Spielregeln. Und an aller oberster Stelle steht: Einhaltung der Qualitätsguidelines."

    Ein Stück deutsche Wertarbeit - viele der wiederbelebten Traditionsmarken versuchen dies ihren Käufern zu suggerieren. Nur wenige Hersteller fertigen tatsächlich noch in Deutschland: Loewe und Metz beispielsweise, die mit hochwertigen Fernsehern im oberen Preisbereich eine Nische gefunden haben. Angesichts der brutalen Konkurrenz aus Asien müssen jedoch auch sie immer wieder ums Überleben kämpfen.