Samstag, 27. April 2024

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Rezension
Wo Menschen und Teilchen aufeinanderstoßen

Das europäische Teilchenforschungszentrum CERN in Genf ist ein bemerkenswerter Ort. Über 3500 Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten dort Hand in Hand, um herauszufinden, was die Welt im Innersten zusammenhält. Jüngster Erfolg der kollektiven Bemühungen: Am 4. Juli 2012 meldete das CERN, man habe das jahrzehntelang verzweifelt gesuchte Higgs-Teilchen gefunden, das Quarks, Elektronen und anderen Elementarbausteinen der Materie ihre Masse verleiht.

Rezension: Ralf Krauter | 15.12.2013
    Die bahnbrechende Entdeckung ist ein Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte, ihre Wegbereiter erhielten prompt den Nobelpreis. Der studierte Historiker Michael Krause nahm den Durchbruch zum Anlass, hinter die Kulissen der Wissenschaftsmaschine CERN zu schauen. In ausführlichen Interviews mit leitenden Angestellten zeichnet er ein facettenreiches Bild der Menschen, die dort arbeiten, und der Ideen, die sie umtreiben. Wer von Teilchenphysik wenig weiß, erfährt bei der Lektüre sehr viel Spannendes über das größte Experiment aller Zeiten. Und selbst wer schon viel über Quarks und Co gelesen hat, kommt auf seine Kosten. Wer hätte schon gewusst, dass der am Fuß der schwäbischen Alb geborene CERN-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer in seiner Freizeit gern an einer Modelleisenbahn bastelt und als Sinnbild für das Universum einen Granatapfel wählen würde? Das Buch steckt voll interessanter Anekdoten aus der bewegten Geschichte des Forschermekkas in Genf. Es schildert das Leben auf dem CERN-Campus so plastisch, dass auch für Laien greifbar wird, mit welcher Faszination und Hartnäckigkeit die Menschen dort am Werk sind, um der Natur immer genauer in die Karten zu schauen. Fazit: ein faktenreiches und unterhaltsames Buch, genau zur rechten Zeit.
    Wo Menschen und Teilchen aufeinanderstoßen Begegnungen am CERN Autor: Michael Krause Wiley-VCH, 247 Seiten, 24.90 Euro, ISBN 978-3-527-33398-1
    Wo Menschen und Teilchen aufeinanderstoßen (Wiley-VCH)