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Rheinland-Pfalz: Weniger Schüler gleich weniger Lehrer

Die Schülerzahlen sollen in Rheinland-Pfalz in den nächsten fünf Jahren um rund 10 Prozent zurückgehen, laut einer Studie von Bildungsforscher Klaus Klemm. Die Landesregierung will deswegen rund 1850 Lehrer-Planstellen streichen. Die Lehrerverbände protestieren.

Von Ludger Fittkau | 07.05.2012
    "Demografische Dividende" – dieser Begriff ist für viele Eltern und Lehrer in Rheinland-Pfalz nicht erst ein Reizwort, seitdem am Wochenende die Ergebnisse der Klemm-Studie bekannt wurden. "Demografische Dividende" – so hatte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident bei der Bildung der rot-grünen Landesregierung in Rheinland-Pfalz vor genau einem Jahr die Möglichkeit bezeichnet, aufgrund des Schülerrückgangs Lehrerstellen zu streichen, um damit zur Sanierung des Landeshaushaltes beizutragen. CDU-Opposition und alle Lehrerverbände im Land fordern hingegen, kein Geld aus dem Schulsystem abzuziehen sondern stattdessen die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Ihre Kritik richten die Verbände vor allem an die Adresse von Doris Ahnen, der sozialdemokratischen Bildungsministerin des Landes, die Johannes Müller, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung in Rheinland-Pfalz:

    "Ich habe immer noch jetzt die Gespräche und die Reden der Ministerin im Ohr, wenn sie sagt: Bildung ist so ein wichtiges Gut, da müssen die Ressourcen entsprechend da sind. Vor allem haben wir darauf vertraut, dass die Stellen, die durch den demografischen Wandel hier frei werden, dass die zur Verbesserung im System verwendet werden. Das war eigentlich unsere Ausgangslage."

    Die rot-grüne Landesregierung in Mainz hält dagegen, das sie nicht 3800 Stellen bis 2017 streichen wird, wie es der Gutachter Klaus Klemm für möglich hält, wenn der Status Quo bei der Unterrichtsversorgung aufrecht erhalten werden soll. Man werde stattdessen lediglich 1050 Planstellen dauerhaft streichen und damit den Landeshaushalt entlasten. Der Rest der "demografischen Dividende" soll aber im Schulsystem bleiben, heißt es in einer Erklärung des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums. Die Klassengrößen sollen wie geplant auf maximal 25 Schüler ab dem Schuljahr 2013/2014 sinken. Rund 450 Stellen sollen vor allem an Gymnasien eingesetzt werden, um den Unterrichtsausfall zu halbieren. Der Gegenwert von 800 Vollzeitstellen soll zusätzlich in einen Pool fließen, aus dem zeitlich befristet Vertretungslehrer bezahlt schnell und unbürokratisch dort eingesetzt werden können, wo es zu gravierendem Unterrichtsausfall kommt. Vera Reiß, Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium:

    "Warum tun wir das? Weil wir eine veränderte Situation haben. Wir haben rückgehende Schülerzahlen auf der einen Seite aber natürlich auch ein veränderter Lehrerarbeitsmarkt. Es ist davon auszugehen, dass man mehr genügend ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer hat, als das in den vergangenen Jahren das Fall war. Und deshalb sehen wir, wie man in den nächsten Jahren das Einstellungsgeschäft auch besser steuern kann und in diesem Prozess stehen wir."

    Aus Sicht der Lehrerverbände ändert dieses Konzept nichts an der gravierenden Unterversorgung der rheinland-pfälzischen Schulen. Sie bleiben bei ihrer Forderung, die "demografische Dividende" vollständig in den Bildungsbereich zu investieren.