Rüstungskonzern-Sponsoring
Rheinmetall neuer Werbepartner von Borussia Dortmund

Zum ersten Mal sponsert ein Rüstungskonzern einen Fußball-Bundesligisten. Der BVB will sich damit „ganz bewusst einem neuen Diskurs öffnen“. Ist damit die "Zeitenwende" in der Bundesliga angekommen? Ein Fanvertreter spricht im Dlf von „Dammbruch“ .

Von Niklas Potthoff |
Das Firmenlogo der Rheinmetall-AG an der Zentrale in Düsseldorf.
Die Rheinmetall AG In Duesseldorf ist neuer Sponsor bei Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund. (IMAGO / NurPhoto / IMAGO / Ying Tang)
Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall wird künftig als sogenannter „Champion Partner“ von Borussia Dortmund auftreten. Das umfasst verschiedene Werbeformen, wie zum Beispiel Bandenwerbung im Stadion. Dazu geht es um Vermarktungsrechte und auch Event-Angebote im Stadion und auf dem Vereinsgelände. Als Trikotsponsor wird der Konzern aber nicht auftreten. Das Logo wird also nicht beim BVB auf der Brust oder am Ärmel zu sehen sein.
Über das finanzielle Volumen des über drei Jahre vereinbarten Sponsorings sei laut einem Rheinmetall-Sprecher Stillschweigen vereinbart worden. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge soll es aber um einen insgesamt zweistelligen Millionenbetrag gehen. Es ist der erste Fall eines Rüstungsunternehmens, das in Deutschland einen Profi-Fußballklub sponsort.

Fans verweisen auf Grundwertekodex des BVB

Die Reaktionen darauf fallen gemischt aus, es gibt aber vor allem viel Kritik aus dem Fanlager. Viele Fans sind empört – unter anderem wird auf den Grundwertekodex verwiesen, dem sich der Verein erst Ende 2022 verschrieben hatte.
Darin steht unter anderem, man wolle eine Gesellschaft ohne Gewalt. Die Zusammenarbeit mit einem Waffenhersteller wird daher kritisiert. Das macht auch Thomas Kessen, Sprecher des Fanbündnisses Unsere Kurve, gegenüber dem Deutschlandfunk:
„Zwar wissen wir bei Unsere Kurve, dass der Fußball Geld braucht und dort, wo es ums Geld geht, die Moral oft in den Hintergrund tritt. Aber dass man einen Rüstungskonzern, der sein Geld damit verdient, dass er Waffen herstellt, die Menschen töten, der durch den Ukrainekrieg ein wirtschaftliches Aufleben erlebt - dass man mit diesem Geld bei Borussia Dortmund jetzt Stürmer verpflichten will, das ist ein Dammbruch. So etwas hat es noch nicht gegeben. Da fehlen einem selbst als langjährige Interessensvertretung die Worte.“
Der Verein hatte die Fans wohl vorab miteinbezogen – oder zumindest informiert. Der Dortmunder Fanrat war laut Aussage des Blogs „Schwatzgelb“, dessen Vertreter selbst Teil des Fanrats sind, zwei Wochen vor der Veröffentlichung in einer Sitzung über das anstehende Sponsoring unterrichtet worden. Kritische Worte der Fanvertreter seien vom Verein jetzt nicht öffentlich kommuniziert worden, was den falschen Eindruck erwecke, dass das Thema im Einvernehmen mit den Fans entschieden worden sei, wird auf „Schwatzgelb“ kritisiert.

Werbung von Rüstungsunternehmen – Teil der „Zeitenwende“?

Bei Borussia Dortmund hatte man mit dieser Kritik offenbar gerechnet – und diese auch direkt in der Bekanntgabe thematisiert. Der Verein begründet den Deal mit dem Image, welches Waffenkonzerne hätten und mit einer Art Zeitenwende. Von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke heißt es in der schriftlichen Erklärung:
„Sicherheit und Verteidigung sind Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen. Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss.“

Dortmund will "Verantwortung übernehmen"

Die Partnerschaft wird bei Borussia Dortmund unter der Überschrift vorgestellt: „Taking Responsibility“. Also: Verantwortung übernehmen. Auch dieses In-Verbindung-Setzen sieht Thomas Kessen von Unsere Kurve kritisch. Er sagt im Deutschlandfunk:
„Würde man Verantwortung übernehmen, dann könnte man auch ein Werbevideo mit Mats Hummels und Co. für die Bundeswehr produzieren, und vielleicht die Story erzählen, dass die Bundeswehr vielleicht schwierig aber wichtig ist, weil Verteidigung in der aktuellen geopolitischen Lage wichtig ist. Hier muss man sagen ist es im Grunde derselbe Mechanismus, wie auch in Katar. Es ist Sportswashing: Rheinmetall freut sich, blutgetränkten Namen etwas schwarzgelb anpinseln kann, und Aki Watzke freut sich über mehrere Millionen Einnahmen. Es ist an Schäbigkeit nicht zu überbieten.“
Jetzt ist das Sponsoring offiziell. Drei Tage vor dem wichtigsten Spiel der Saison für Borussia Dortmund – am Samstag (1. Juni 2024) findet das Champions League Finale in London gegen Real Madrid statt.  Schon am Mittwoch (29.05.2024) soll das Logo von Rheinmetall im Rahmen der Dortmunder Vorbereitung auf das Finale auf Werbebanden sichtbar sein.