Donnerstag, 25. April 2024

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Richard Branson und Jeff Bezos
Zwei eitle Männer und der Weltraumtourismus

Die beiden Unternehmer Richard Branson und Jeff Bezos halten sich inzwischen für Astronauten. Allerdings hatten ihre Minuten-Hüpfer an den Rand des Alls nichts mit echter Raumfahrt zu tun.

Von Dirk Lorenzen | 05.10.2021
Jeff Bezos (rechts) und sein Bruder grüßen während der Schwerelosigkeit in der Kapsel ihre Mutter.
Jeff Bezos (rechts) und sein Bruder grüßen während der Schwerelosigkeit in der Kapsel ihre Mutter (Blue Origin)
Richard Branson ist vor einigen Wochen mit seinem Raketenflugzeug in gut 80 Kilometer Höhe aufgestiegen und dann zurück zur Erde gestürzt.
Jeff Bezos hat mit seiner Rakete immerhin die 100-Kilometer-Grenze zum All knapp überschritten. Aber auch dann ging es sofort wieder nach unten.
Branson hatte seinen Erstflug kurzerhand neun Tage vor dem angekündigten Start von Bezos angesetzt. Der revanchierte sich mit dem Hinweis, der Kollege komme leider nicht so hoch wie er.
Richard Bransons Flug wurde in der firmeneigenen Übertragung immer wieder als historische Tat angepriesen. Das stimmt durchaus – denn endlich hatte Virgin Galactic das geschafft, was man einst für das Jahr 2007 angekündigt hatte.
Die größte bisher von Menschen gebaute Struktur im All, aber noch lange keine Dyson-Sphäre: Die ISS.
Richtige Raumflüge führen mindestens in eine Erdumlaufbahn, etwa zur Internationalen Raumstation. (NASA)
Beide Herren betonten, wie großartig die wenigen Minuten Schwerelosigkeit seien, die sie bei den Hüpfern erlebten. Man erkenne von dort oben zugleich die Schönheit und Verletzlichkeit der Erde.
Allerdings wirken sie kräftig an der Zerstörung der Atmosphäre mit. Das Raketenflugzeug von Richard Branson stößt extrem klimaschädliche giftige Abgase aus – die Blue Origin-Rakete von Jeff Bezos hinterlässt zwar "nur" Wasserdampf, aber auch der ist so hoch in der Atmosphäre alles andere als harmlos.
Die Flüge dienten wohl mehr der Selbstdarstellung eitler Herren – waren aber kaum der Startschuss für den Massentourismus im All.