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Richard Wagner
"Der kontroverseste aller Komponisten"

Richard Wagner sei ein großer Antisemit und bekennender Nationalist gewesen, sagte der Historiker Sven Oliver Müller im Dlf. Zudem sei er politisch extrem opportunistisch gewesen und habe seine Gunst aufgeteilt. "Richard Wagner ist der politischste und kontroverseste aller Komponisten."

Sven Oliver Müller im Gespräch mit Änne Seidel |
Schwarzweißfoto Richard Wagners in würdevoller Pose.
Richard Wagner lebte von 1813 bis 1883 (Imago / United Archives International)
"Mit guten Gründen wird kritisiert, dass Richard Wagner deutungsoffen für rechtsradikalen Nationalismus ist. Wagner war ein großer Antisemit und ein bekennender Nationalist", sagte der Historiker Sven Oliver Müller im Dlf. Im späten 19. Jahrhundert sei Nationalismus aber nicht mit Faschismus identisch gewesen, schränkt der Historiker ein. Müller hat sich in seinem Buch "Richard Wagner und die Deutschen: Eine Geschichte von Hass und Hingabe" mit dem Komponisten auseinandergesetzt.
Als Mensch sei Wagner politisch völlig opportunistisch gewesen. Zuerst habe er 1848 zur demokratischen Revolution tendiert, in der Kaiserzeit begrüßte er den deutschen Kaiser. Er arbeitete mit Juden zusammen, zog aber genauso in der Musik über sie her.

"Idealer Anknüfungspunkt an eine elitäre Kultur"
25.07.2018, Bayern, Bayreuth: Joachim Sauer (l-r) und seine Frau, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), stehen mit Marc Rutte, Ministerpräsident der Niederlande, Karin Söder und Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayernkommt vor dem Festspielhaus.
Polit-Prominenz in Bayreuth: Bundeskanzlerin Merkel, Marc Rutte, Ministerpräsident der Niederlande und Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern (r.) (dpa / Matthias Balk)
Der Historiker Müller von der Universität Tübingen wendet bei seiner eigenen Wagner-Rezeption einen "Trick" an: "Ich trenne den Künstler, den furchtbaren Menschen, von dem hinreißenden Werk. Weil das Werk lohnt, sich nicht nur zu ärgern, sondern zu staunen."

Die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele übten vor allem deswegen eine so große Attraktvität aus, da sie einen "idealen Anknüfungspunkt an eine elitäre Kultur bieten", sagte Müller. Es sei schwierig, an Karten zu kommen oder überhaupt Einlass gewährt zu bekommen. Einmal drin, böten die Festspiele aber die beste Plattform, um sich zu inszenieren und als sozial und intellektuell überlegen zu präsentieren.
Nachdem Gerhard Schröder als erster Bundeskanzler 2003 zu den Bayreuther Festspielen gekommen war, war der Bann gebrochen. Danach kamen viele Prominente, Politiker und Showgrößen. So wie auch in diesem Jahr. Angela Merkel hat ihren Besuch schon fest zugesagt.
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