"Mit guten Gründen wird kritisiert, dass Richard Wagner deutungsoffen für rechtsradikalen Nationalismus ist. Wagner war ein großer Antisemit und ein bekennender Nationalist", sagte der Historiker Sven Oliver Müller im Dlf. Im späten 19. Jahrhundert sei Nationalismus aber nicht mit Faschismus identisch gewesen, schränkt der Historiker ein. Müller hat sich in seinem Buch "Richard Wagner und die Deutschen: Eine Geschichte von Hass und Hingabe" mit dem Komponisten auseinandergesetzt.
Als Mensch sei Wagner politisch völlig opportunistisch gewesen. Zuerst habe er 1848 zur demokratischen Revolution tendiert, in der Kaiserzeit begrüßte er den deutschen Kaiser. Er arbeitete mit Juden zusammen, zog aber genauso in der Musik über sie her.
"Idealer Anknüfungspunkt an eine elitäre Kultur"
Der Historiker Müller von der Universität Tübingen wendet bei seiner eigenen Wagner-Rezeption einen "Trick" an: "Ich trenne den Künstler, den furchtbaren Menschen, von dem hinreißenden Werk. Weil das Werk lohnt, sich nicht nur zu ärgern, sondern zu staunen."
Die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele übten vor allem deswegen eine so große Attraktvität aus, da sie einen "idealen Anknüfungspunkt an eine elitäre Kultur bieten", sagte Müller. Es sei schwierig, an Karten zu kommen oder überhaupt Einlass gewährt zu bekommen. Einmal drin, böten die Festspiele aber die beste Plattform, um sich zu inszenieren und als sozial und intellektuell überlegen zu präsentieren.
Die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele übten vor allem deswegen eine so große Attraktvität aus, da sie einen "idealen Anknüfungspunkt an eine elitäre Kultur bieten", sagte Müller. Es sei schwierig, an Karten zu kommen oder überhaupt Einlass gewährt zu bekommen. Einmal drin, böten die Festspiele aber die beste Plattform, um sich zu inszenieren und als sozial und intellektuell überlegen zu präsentieren.
Nachdem Gerhard Schröder als erster Bundeskanzler 2003 zu den Bayreuther Festspielen gekommen war, war der Bann gebrochen. Danach kamen viele Prominente, Politiker und Showgrößen. So wie auch in diesem Jahr. Angela Merkel hat ihren Besuch schon fest zugesagt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.