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Rindfleischkonsum
Die Kuh als Klimakiller

Wenn Kühe auf natürlichen Wiesen gehalten werden, sind sie kein Klimakiller. Doch der derzeitige Rindfleischkonsum stellt eine enorme Klimabelastung dar. Deswegen plädieren Experten für eine rindfleischarme Ernährung mit mehr Gemüse, Obst und Nüssen: Das sei besser für die Umwelt - und außerdem gesünder.

Von Werner Eckert | 13.12.2018
    Eine Milchkuh auf der Weide im Nationalpark Kalkalpen, Oberösterreich
    Berechnungen zufolge wird der Ausstoß an Treibhausgasen aus dem Ernährungssektor um 80 Prozent steigen - es sei denn, der Mensch ändert sein Konsumverhalten. (imago images / imagebroker)
    Die gute Nachricht für Fleischesser: aus Klimasicht muss niemand zum Veganer werden. Es geht nicht um Ideologien, sagen Wissenschaftler. Sie sagen nur: der Konsum an Steaks und Wurst, der müsste schon stark eingeschränkt werden. Professor Johan Rockström hat in einer großen Studie herausgearbeitet:
    "Mit der derzeitigen Ernährungsweise müssten wir die Nahrungsmittelproduktion halbieren, um irgendwie mit Umwelt und Klima klarzukommen."
    Das ist keine Option, sagt er. Mitte des Jahrhunderts werden rund 10 Milliarden Menschen leben. Bleibt alles, wie es ist, würde der Ausstoß an Treibhausgasen aus dem Ernährungssektor um 80 Prozent steigen. Das auch nicht.
    Er hat errechnet: die wichtigste Stellschraube ist der Fleischverbrauch – weniger davon, mehr Gemüse, Obst und Nüsse stattdessen:
    "Wenn man diese flexitarische Ernährung einführt, die übrigens auch die gesündere ist, dann ist das schon der Großteil der Lösung."
    "Rindfleisch ist unter Klimaaspekten das größte Problem"
    Craig Hanson von der Denkfabrik World Resources Institute schlägt in die gleiche Kerbe:
    "Die ganze Welt übernimmt die westliche Ernährungsweise: viel Fleisch, Salz, Fett und Zucker. Wir brauchen einen Wandel hin zu mehr Grundnahrungsmitteln, mehr Obst und Gemüse. Das heißt auch mehr Vitamine. Das ist unsere Empfehlung: mehr pflanzliche Nahrungsmittel, Das ist besser für die Erde und besser für die Gesundheit."
    Auch er hat sich mit der Fleischfrage befasst und sagt: das Problem sind vor allem die Rinder.
    "Rindfleisch ist unter Klimaaspekten das größte Problem. Vor allem weil für Rinder die meisten Wälder abgeholzt werden. Mehr als 60 Prozent der Rodungen am Amazonas in den letzten 10 Jahren gehen auf das Konto von Weiden. Und dann kommt noch der Methan-Ausstoß der Kühe selbst dazu. Die sind wesentlich höher als die direkten Emissionen, wenn man Schweine mästet."
    "Tierische Produkte durch pflanzliche Alternativen ersetzen"
    Für Schweinefutter – Soja – werde viel weniger Urwald gerodet als für Rinderweiden. Dabei – sagt er zur Ehrenrettung der Kuh: Wenn sie auf natürlichen Wiesen gehalten wird, ist sie kein Klimakiller. Aber unter den derzeitigen Bedingungen und aufgrund der schieren Zahl der Tiere, wäre schon die Umstellung von Rindfleisch auf Schweinefleisch oder Geflügel ein spürbarer Nutzen fürs Klima.
    Die Fakten sind klar, sagen die Wissenschaftler – aber auf den Tellern es tut sich nichts. Die Organisation Proveg versteht sich als Lobby des Fleischverzichts und setzt auf die kommenden Generationen. Geschäftsführer Sebastian Joy:
    "Eine wichtige Zielgruppe sind natürlich auch Kinder. Deswegen sind wir hier auch von den Vereinten Nationen ausgezeichnet worden, weil wir eben gerade Kindern Zusammenhänge erklären, warum es einfach besser für das Klima ist, besser für die Umwelt, besser für die Tiere ist und auch für die eigene Gesundheit, möglichst tierische Produkte durch leckere pflanzliche Alternativen zu ersetzen."
    "Pflanzenpower" heißt die Aktion und gemeinsam mit einer Krankenkasse bietet sie Schulen Informationen – und leckeres Essen.