Die Coronavirus-Pandemie verlangt uns allen ab, täglich Risiken abzuwägen. Der Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz der Uni Potsdam, Gerd Gigerenzer, sieht dabei auch Fehleinschätzungen und viel vermeidbare Unsicherheit. Man müsse damit rechnen, dass Vorhersagen daneben liegen, warnte der Psychologe und sagt im Deutschlandfunk aber auch, dass es berechenbare Risiken gebe. "Es geht nicht darum, Sicherheiten zu schaffen, die wir nicht schaffen können, sondern die Risiken zu verstehen. Und wenn man sie verstanden hat, kann man sie auch angehen."
Ein mündiger Bürger sperre sich weder vor lauter Angst ein noch schlage er hasserfüllt auf Virologen ein. "Wir müssen lernen mitzudenken, uns zu informieren, statt emotional zu reagieren", sagt Gigerenzer. Viele junge Menschen hätten begonnen sich zu informieren, beobachtet der Wissenschaftler. Das sei genau, was passieren müsse, Bausteine auf dem Weg zum mündigen Bürger.
Schulen, Unis und Medien in der Pflicht
Neuinfektionen, Coronatote, die Reproduktionszahl R – solche Zahlen hätten die Bevölkerung in den vergangenen Monaten in Angst versetzt. "Aber wir müssen diese Zahlen auch verstehen. Und die wenigsten haben gelernt, diese Zahlen zu verstehen." Beim Verstehen und Verstehbarmachen etwa der COVID-19-Zahlen sieht Gingerenzer Schulen, Universitäten und auch Medien in der Pflicht. Es wäre eine große Chance, glaubt der Psychologe, "in den Schulen, in den Universitäten, in den Medien statistisches Denken einzuführen und zu zeigen, wie notwendig es ist, die Dinge zu verstehen, statt sich vor ihnen zu fürchten."