In "Robert's Dream" erzählen Derevo diesmal fast eine Geschichte, doch ist die Geschichte konstruiert wie ein Traum oder die Träume einer ganzen Nacht und setzt sich aus einzelnen unverbundenen Bildern zusammen. Robert ist Boxer, und er träumt, dass er die Macht über seine Beine verliert und ihm allerhand bizarre Figuren und Situationen begegnen - en passant inszeniert Derevo-Gründer Anton Adassinsky damit auch den schlimmsten Alptraum eines Tänzers.
Endlich gibt es Schnee - der Komponist Daniel Williams hat eine Soundcollage geschaffen, die uns zumindest für den Abend ins Weihnachtswunderland entführt:
Sechs Wichtel oder Derwische oder andere Traumfiguren sind um Anton Adassinsky herum, ihm zu Diensten, verwandeln sich mit und für ihn. Angeblich träumen wir ja in Schwarz-Weiß, und so sind die Derevo-Tänzer in graue Shirts und Hosen gekleidet, die kahl geschorenen Schädel erschweren außerdem die Zuweisung einer Identität oder auch nur eines Geschlechts. Adassinsky selbst trägt im Traum ein grün glitzerndes langes Kleid. Auch seine Sexualität wird nivelliert, seine Bewegungsfreiheit zusätzlich eingeschränkt.
So schlicht die Kostüme, so verspielt die Requisiten. Alles wirkt wie aus einer Kindertheateraufführung. Anton Adassinsky bekommt mit einer übergroßen Zahnbürste die Zähne geputzt, Schnee rieselt an einem Pappfenster herunter, Papierflieger schwirren durch die Luft. Derevo wirken wie erlöste Erwachsene, die endlich wieder hemmungslos in ihrer Spielkiste wühlen dürfen.
Aber "Robert's Dream" ist nicht nur heiter. In einer bewegenden Szene tanzen die sechs grauen Gestalten ausgelassen und lebensfroh, doch am Schluss steht eine mit blutender Nase da. Man weiß nicht, wie es kam, aber man versteht: Wo Menschen zusammentreffen, entsteht immer auch Gewalt. "Märchenhart" hat eine Kritikerin diese Derevo-Mischung aus überschäumender Phantasie und Brutalität mal genannt.
Anton Adassinsky schaut seit Jahren kein Fernsehen, liest keine Zeitung, weil er sich vor der Welt schützen und ganz bei seiner Kunst bleiben will. Und so befasst sich seine Kunst nicht mit Politik, Philosophie oder Gesellschaft, sondern ausschließlich mit dem Menschen. Adassinsky hat einmal gesagt, er schlafe viel, um viel zu träumen, für die andere Wirklichkeit, die er mit Derevo hervorbringen will.
Darin tauchen Meerjungfrauen mit Kastagnetten auf, Ritter mit Holzschwert und ein Wesen, das sowohl Fee als auch Hexe sein könnte, mit Goldpapier, wirren Haaren und roten Flügeln in Herzform. Man muss nur der Phantasie vertrauen, dann kann man auch in einem Pappschild mit der Aufschrift "Lake" schwimmen.
Dieses Panoptikum von Zirkus- und Traumfiguren bekommt eine gewisse Strenge durch das Fehlen der Farben und die Präzision der Bewegungen. Den Rhythmus gibt der Wechsel sehr poetischer Szenen mit solchen mit melancholischen oder grausamen Momenten vor. Wo die Tänzer gerade noch ausgelassen herumtollten, kauern sie plötzlich am Boden und bewegen nur vorsichtig ihre Finger.
In einer der schönsten Szenen des Abends steht Anton Adassinsky in viel zu kleinen Pumps vorn an der Bühne, von rechts und links schweben ein Strohhut und ein Strauß Wiesenblumen heran, und Adassinskys ausdrucksstarkes Gesicht schwankt zwischen vollkommenem Glück und tiefer Traurigkeit, wissend, dass er das Glück des Frühlingstages nicht wird halten können.
Am Schluss haben Derevo sich ein bisschen zu sehr in die eigenen clownesken Ideen verliebt und finden nicht so recht ein Ende. Aber die Reise um die Welt, die auch diese Produktion wieder antreten wird, beginnt ja gerade erst und "Robert's Dream" wird sich sicher noch verdichten. Robert wacht am Ende auf, kann wieder gehen, attackiert seinen Sandsack, um die Gespenster der Nacht zu vertreiben. Doch nach solchen nächtlichen Turbulenzen gewinnt man keine Schlacht, sondern bekommt eine Flasche über den Kopf.
Diese Reflexion von Derevo über die brutale Seite der Schönheit und die schöne Seite der Brutalität war die originellste und bewegendste Weihnachtsgeschichte des Jahres.
Endlich gibt es Schnee - der Komponist Daniel Williams hat eine Soundcollage geschaffen, die uns zumindest für den Abend ins Weihnachtswunderland entführt:
Sechs Wichtel oder Derwische oder andere Traumfiguren sind um Anton Adassinsky herum, ihm zu Diensten, verwandeln sich mit und für ihn. Angeblich träumen wir ja in Schwarz-Weiß, und so sind die Derevo-Tänzer in graue Shirts und Hosen gekleidet, die kahl geschorenen Schädel erschweren außerdem die Zuweisung einer Identität oder auch nur eines Geschlechts. Adassinsky selbst trägt im Traum ein grün glitzerndes langes Kleid. Auch seine Sexualität wird nivelliert, seine Bewegungsfreiheit zusätzlich eingeschränkt.
So schlicht die Kostüme, so verspielt die Requisiten. Alles wirkt wie aus einer Kindertheateraufführung. Anton Adassinsky bekommt mit einer übergroßen Zahnbürste die Zähne geputzt, Schnee rieselt an einem Pappfenster herunter, Papierflieger schwirren durch die Luft. Derevo wirken wie erlöste Erwachsene, die endlich wieder hemmungslos in ihrer Spielkiste wühlen dürfen.
Aber "Robert's Dream" ist nicht nur heiter. In einer bewegenden Szene tanzen die sechs grauen Gestalten ausgelassen und lebensfroh, doch am Schluss steht eine mit blutender Nase da. Man weiß nicht, wie es kam, aber man versteht: Wo Menschen zusammentreffen, entsteht immer auch Gewalt. "Märchenhart" hat eine Kritikerin diese Derevo-Mischung aus überschäumender Phantasie und Brutalität mal genannt.
Anton Adassinsky schaut seit Jahren kein Fernsehen, liest keine Zeitung, weil er sich vor der Welt schützen und ganz bei seiner Kunst bleiben will. Und so befasst sich seine Kunst nicht mit Politik, Philosophie oder Gesellschaft, sondern ausschließlich mit dem Menschen. Adassinsky hat einmal gesagt, er schlafe viel, um viel zu träumen, für die andere Wirklichkeit, die er mit Derevo hervorbringen will.
Darin tauchen Meerjungfrauen mit Kastagnetten auf, Ritter mit Holzschwert und ein Wesen, das sowohl Fee als auch Hexe sein könnte, mit Goldpapier, wirren Haaren und roten Flügeln in Herzform. Man muss nur der Phantasie vertrauen, dann kann man auch in einem Pappschild mit der Aufschrift "Lake" schwimmen.
Dieses Panoptikum von Zirkus- und Traumfiguren bekommt eine gewisse Strenge durch das Fehlen der Farben und die Präzision der Bewegungen. Den Rhythmus gibt der Wechsel sehr poetischer Szenen mit solchen mit melancholischen oder grausamen Momenten vor. Wo die Tänzer gerade noch ausgelassen herumtollten, kauern sie plötzlich am Boden und bewegen nur vorsichtig ihre Finger.
In einer der schönsten Szenen des Abends steht Anton Adassinsky in viel zu kleinen Pumps vorn an der Bühne, von rechts und links schweben ein Strohhut und ein Strauß Wiesenblumen heran, und Adassinskys ausdrucksstarkes Gesicht schwankt zwischen vollkommenem Glück und tiefer Traurigkeit, wissend, dass er das Glück des Frühlingstages nicht wird halten können.
Am Schluss haben Derevo sich ein bisschen zu sehr in die eigenen clownesken Ideen verliebt und finden nicht so recht ein Ende. Aber die Reise um die Welt, die auch diese Produktion wieder antreten wird, beginnt ja gerade erst und "Robert's Dream" wird sich sicher noch verdichten. Robert wacht am Ende auf, kann wieder gehen, attackiert seinen Sandsack, um die Gespenster der Nacht zu vertreiben. Doch nach solchen nächtlichen Turbulenzen gewinnt man keine Schlacht, sondern bekommt eine Flasche über den Kopf.
Diese Reflexion von Derevo über die brutale Seite der Schönheit und die schöne Seite der Brutalität war die originellste und bewegendste Weihnachtsgeschichte des Jahres.