Klaus Remme: Seit gestern steht fest: Eine Wiederauflage der Großen Koalition in Bremen wird es nicht geben. Die SPD hat sich als deutlich stärkste Fraktion für Verhandlungen mit den Grünen entschieden: ein Novum für Bremen und möglicherweise ein Signal über die Hansestadt hinaus. Schon wird von einer Renaissance gesprochen. Immerhin sind in den vergangenen Jahren zahlreiche rot-grüne Koalitionen auf Landes- und schließlich auch auf Bundesebene abgewählt worden. Donnerstag wollen sowohl SPD wie auch Grüne Verhandlungen beschließen.
Am Telefon ist jetzt Karoline Linnert, die Spitzenkandidatin der Bremer Grünen im zurückliegenden Wahlkampf. Guten Morgen, Frau Linnert!
Karoline Linnert: Guten Morgen, Herr Remme!
Remme: Sehen oder sahen Sie die Weichenstellung für Rot-Grün in diesen Tagen nach der Wahl zu irgendeinem Zeitpunkt in Gefahr?
Linnert: Nein. Wir haben so viel Zustimmung für unsere Politik im Wahlkampf, bekommen und wir sind uns auch so sicher, dass die Große Koalition hier ihr Werk beenden muss. Das habe ich nicht in Gefahr gesehen. Im Übrigen haben Sie im Anspann gesagt, dass Rot-Grün überall abgewählt wurde. In Deutschland gibt es zurzeit einen großen Trend zu Großen Koalitionen. Es werden überall Bündnisse der großen Volksparteien mit kleineren abgewählt, wenn Sie so wollen. Bremen ist da, glaube ich, der Zeit ein bisschen voraus. Nach Großen Koalitionen kommen wieder Bündnisse mit kleineren Partnern.
Remme: Frau Linnert, inwieweit verdanken Sie Ihren Wahlerfolg, 16,4 Prozent, auch dem Verdruss über die Große Koalition in Berlin?
Linnert: Das hat wahrscheinlich auch eine Rolle gespielt so wie auch die gute Klimapolitik der Grünen-Bundestagsfraktion. Im Wesentlichen ist es aber so, dass hier die Bremer Wahlergebnisse doch traditionell ganz stark landespolitisch motiviert sind.
Remme: Und würden Sie das auch für die mögliche zukünftige Koalition und ihre Ausstrahlung sagen?
Linnert: Wir machen hier Landespolitik. Dafür haben wir einen Auftrag der Wählerinnen und Wähler bekommen. Trotzdem ist es natürlich so: Wenn wir das schaffen, das gut zu machen, und da bin ich ganz wild entschlossen, das hat natürlich Ausstrahlung, weil wir dann zeigen können, Rot-Grün kann was und kann auch mit Politikthemen, die den Grünen eher nicht zugetraut werden, eine gute Figur machen.
Remme: Welche meinen Sie?
Linnert: Es ist ja jetzt im Gespräch, dass die Grünen das Finanzressort übernehmen sollen. Das ist eine mögliche Option. Wir legen uns da vorher nicht fest. Aber wir haben insgesamt einen Wahlkampf geführt, der weit, weit über die uns so traditionell zugeschriebenen Kernthemen hinausreicht, Bildungspolitik zum Beispiel auch.
Remme: Es ist auch nachzulesen, dass Sie das Finanzressort gerne übernehmen würden.
Linnert: Ich habe ja gesagt, das ist eine mögliche Option. Das steht am Ende von Verhandlungen. Da habe ich auch nie einen Hehl draus gemacht. Ich bin ja Haushaltsausschussvorsitzende und wir haben in der Finanzpolitik die Große Koalition schon auch ordentlich vor uns hergetrieben. Ich lege mich da aber nicht fest. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Wichtig ist, dass letztendlich ein Paket dabei herauskommt, auch ein Personalpaket, wo wir gut zusammenarbeiten können.
Remme: Frau Linnert, wo sehen Sie denn inhaltliche Hindernisse auf dem Weg zu diesem Bündnis mit der SPD?
Linnert: Na ja, das ist natürlich in den klassischen Umweltthemen. Da tun wir uns schwer. Bremen ist gleichzeitig ein Industriestandort, und da spielen Weservertiefungsfragen natürlich eine Rolle, die für die Grünen besonders kompliziert sind. Auch die Frage eines Kohlekraftwerkes, das wir ja gerne verhindern wollen und die Stadtwerke dazu bringen, hier ein modernes Gaskraftwerk zu machen. Das sind auch Themen, die nicht ganz einfach sind. Das ist aber bekannt. Auch im Wahlkampf war das schon klar. Und ich glaube, dass man das lösen kann.
Remme: Ich wollte gerade sagen, nicht ganz einfach, man kann es lösen. Das klingt alles so, als sei das Ergebnis dieser Verhandlungen garantiert?
Linnert: Nein, das ist es nicht. Ich feiere ja auch noch gar nichts. Ich sitze hier und mache meine Arbeit. Wir bereiten jetzt Koalitionsverhandlungen vor, und ich führe die für die Grünen auch ernsthaft. Natürlich: Wenn man in Verhandlungen geht, dann muss man sich der Tragweite dessen, was man da tut, bewusst sein. Das sind wir. Aber die Möglichkeit, dass es nicht zu Stande kommt, die gibt es immer. Und wir werden uns bestimmt keinem Diktat beugen.
Remme: Sagen Sie uns noch einmal konkret, wie Sie 16,4 Prozent übersetzen in Machtbeteiligung?
Linnert: Nicht zwei Drittel bestimmen, was ein Drittel zu machen hat, oder ich will auch in Bremen keine Koch- und Kellnerphilosophie. Wir werden uns einigen. Ich werde die Grünen so vertreten, dass wir uns der Tatsache, dass die anderen mehr Stimmen haben, bewusst sind. Aber wir werden selbstbewusst unsere Inhalte vertreten.
Remme: Aber Sie werden doch Vorstellungen haben, zum Beispiel wie viele Senatsposten die Grünen bekommen sollen?
Linnert: Im Moment gibt es sieben, und das kann man ganz einfach aufrechnen. Das ist dann Fünf zu Zwei. Wenn Sie das meinen, da brauche ich keinen Taschenrechner für. Aber wir reden mit denen. Da gibt es vielleicht auch noch andere Möglichkeiten. Das ist ein bisschen mehr als Sieben zu Zwei, wie man das ausgleichen kann.
Remme: Karoline Linnert war das, die Spitzenkandidatin der Grünen in Bremen. Frau Linnert, vielen Dank fürs Gespräch.
Linnert: Gerne, Herr Remme.
Am Telefon ist jetzt Karoline Linnert, die Spitzenkandidatin der Bremer Grünen im zurückliegenden Wahlkampf. Guten Morgen, Frau Linnert!
Karoline Linnert: Guten Morgen, Herr Remme!
Remme: Sehen oder sahen Sie die Weichenstellung für Rot-Grün in diesen Tagen nach der Wahl zu irgendeinem Zeitpunkt in Gefahr?
Linnert: Nein. Wir haben so viel Zustimmung für unsere Politik im Wahlkampf, bekommen und wir sind uns auch so sicher, dass die Große Koalition hier ihr Werk beenden muss. Das habe ich nicht in Gefahr gesehen. Im Übrigen haben Sie im Anspann gesagt, dass Rot-Grün überall abgewählt wurde. In Deutschland gibt es zurzeit einen großen Trend zu Großen Koalitionen. Es werden überall Bündnisse der großen Volksparteien mit kleineren abgewählt, wenn Sie so wollen. Bremen ist da, glaube ich, der Zeit ein bisschen voraus. Nach Großen Koalitionen kommen wieder Bündnisse mit kleineren Partnern.
Remme: Frau Linnert, inwieweit verdanken Sie Ihren Wahlerfolg, 16,4 Prozent, auch dem Verdruss über die Große Koalition in Berlin?
Linnert: Das hat wahrscheinlich auch eine Rolle gespielt so wie auch die gute Klimapolitik der Grünen-Bundestagsfraktion. Im Wesentlichen ist es aber so, dass hier die Bremer Wahlergebnisse doch traditionell ganz stark landespolitisch motiviert sind.
Remme: Und würden Sie das auch für die mögliche zukünftige Koalition und ihre Ausstrahlung sagen?
Linnert: Wir machen hier Landespolitik. Dafür haben wir einen Auftrag der Wählerinnen und Wähler bekommen. Trotzdem ist es natürlich so: Wenn wir das schaffen, das gut zu machen, und da bin ich ganz wild entschlossen, das hat natürlich Ausstrahlung, weil wir dann zeigen können, Rot-Grün kann was und kann auch mit Politikthemen, die den Grünen eher nicht zugetraut werden, eine gute Figur machen.
Remme: Welche meinen Sie?
Linnert: Es ist ja jetzt im Gespräch, dass die Grünen das Finanzressort übernehmen sollen. Das ist eine mögliche Option. Wir legen uns da vorher nicht fest. Aber wir haben insgesamt einen Wahlkampf geführt, der weit, weit über die uns so traditionell zugeschriebenen Kernthemen hinausreicht, Bildungspolitik zum Beispiel auch.
Remme: Es ist auch nachzulesen, dass Sie das Finanzressort gerne übernehmen würden.
Linnert: Ich habe ja gesagt, das ist eine mögliche Option. Das steht am Ende von Verhandlungen. Da habe ich auch nie einen Hehl draus gemacht. Ich bin ja Haushaltsausschussvorsitzende und wir haben in der Finanzpolitik die Große Koalition schon auch ordentlich vor uns hergetrieben. Ich lege mich da aber nicht fest. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Wichtig ist, dass letztendlich ein Paket dabei herauskommt, auch ein Personalpaket, wo wir gut zusammenarbeiten können.
Remme: Frau Linnert, wo sehen Sie denn inhaltliche Hindernisse auf dem Weg zu diesem Bündnis mit der SPD?
Linnert: Na ja, das ist natürlich in den klassischen Umweltthemen. Da tun wir uns schwer. Bremen ist gleichzeitig ein Industriestandort, und da spielen Weservertiefungsfragen natürlich eine Rolle, die für die Grünen besonders kompliziert sind. Auch die Frage eines Kohlekraftwerkes, das wir ja gerne verhindern wollen und die Stadtwerke dazu bringen, hier ein modernes Gaskraftwerk zu machen. Das sind auch Themen, die nicht ganz einfach sind. Das ist aber bekannt. Auch im Wahlkampf war das schon klar. Und ich glaube, dass man das lösen kann.
Remme: Ich wollte gerade sagen, nicht ganz einfach, man kann es lösen. Das klingt alles so, als sei das Ergebnis dieser Verhandlungen garantiert?
Linnert: Nein, das ist es nicht. Ich feiere ja auch noch gar nichts. Ich sitze hier und mache meine Arbeit. Wir bereiten jetzt Koalitionsverhandlungen vor, und ich führe die für die Grünen auch ernsthaft. Natürlich: Wenn man in Verhandlungen geht, dann muss man sich der Tragweite dessen, was man da tut, bewusst sein. Das sind wir. Aber die Möglichkeit, dass es nicht zu Stande kommt, die gibt es immer. Und wir werden uns bestimmt keinem Diktat beugen.
Remme: Sagen Sie uns noch einmal konkret, wie Sie 16,4 Prozent übersetzen in Machtbeteiligung?
Linnert: Nicht zwei Drittel bestimmen, was ein Drittel zu machen hat, oder ich will auch in Bremen keine Koch- und Kellnerphilosophie. Wir werden uns einigen. Ich werde die Grünen so vertreten, dass wir uns der Tatsache, dass die anderen mehr Stimmen haben, bewusst sind. Aber wir werden selbstbewusst unsere Inhalte vertreten.
Remme: Aber Sie werden doch Vorstellungen haben, zum Beispiel wie viele Senatsposten die Grünen bekommen sollen?
Linnert: Im Moment gibt es sieben, und das kann man ganz einfach aufrechnen. Das ist dann Fünf zu Zwei. Wenn Sie das meinen, da brauche ich keinen Taschenrechner für. Aber wir reden mit denen. Da gibt es vielleicht auch noch andere Möglichkeiten. Das ist ein bisschen mehr als Sieben zu Zwei, wie man das ausgleichen kann.
Remme: Karoline Linnert war das, die Spitzenkandidatin der Grünen in Bremen. Frau Linnert, vielen Dank fürs Gespräch.
Linnert: Gerne, Herr Remme.