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Rote Zahlen zum Jahresstart

Die Commerzbank hat im ersten Quartalsbericht des Jahres keine guten Nachrichten für die Aktionäre: Verluste in Höhe von 94 Millionen Euro wurden verbucht. Vor allem der bis 2016 geplante Abbau von bis zu 6000 Stellen belastete das Ergebnis.

Von Brigitte Scholtes |
    Wer seine Aktionäre um Kapital bittet, der sollte eigentlich im Vorfeld gute Zahlen präsentieren. Das ist der Commerzbank nicht gelungen – zumindest unter dem Strich nicht. Aber die Anteilseigner sind offenbar schon mit wenig zufrieden: Der Verlust fiel im ersten Quartal mit 94 Millionen Euro geringer aus als erwartet, sagte Finanzvorstand Stephan Engels:

    "Insgesamt muss man klar sagen, dass wir mit unserer Strategie bis 2016 hier ein erstes Quartal haben, dass wir langfristig ausgerichtet sind und dass wir in diesem ersten Quartal die kompletten Restrukturierungskosten bis 2016 verbucht haben. Das hat das Ergebnis entsprechend belastet."

    Knapp eine halbe Milliarde Euro hat die Bank für den Abbau von bis zu 6000 Stellen zurückgestellt. Operativ sei das Geschäft mit einem Gewinn von 469 Millionen Euro besser gelaufen als Ende 2012, ein Jahr zuvor hatte die Bank jedoch noch gut 100 Millionen mehr operativ verdient. Von Rückenwind für die Kapitalerhöhung kann also nicht wirklich die Rede sein. Zwischen Mitte Mai und Anfang Juni – ein genauer Termin steht noch nicht fest – will die Commerzbank ihre Aktionäre um weitere 2,5 Milliarden Euro an frischem Kapital bitten. Das hatten sie auch auf der deshalb vorgezogenen Hauptversammlung am 19. April genehmigt. Damit will die Bank zum einen die restlichen Stillen Einlagen des Staates und der Allianz zurückführen, zum anderen aber auch ihre Kapitalquote von derzeit 7,5 Prozent auf neun Prozent bringen. Doch Hoffnungen auf eine Trendwende macht Finanzvorstand Engels den Anteilseignern nicht:

    "2013 wird sicherlich noch geprägt sein durch das niedrige Zinsumfeld, das wird sicherlich bei den Erträgen eher belasten als helfen. Zum Zweiten gehen wir von einem leichten Anstieg der Risikovorsorge aus. Das Dritte ist: Wir wollen unsere Investitionen ja steigern, das wird auf die Kosten sicherlich eher belastend wirken. 2013 ist sicherlich ein Jahr des Übergangs, aber eben auch ein wichtiges Jahr, um unsere Ziele für 2016, die wir erreichen wollen, hier in der Vorarbeit klarzulegen."

    Im ersten Quartal hatte die Bank deutlich weniger für faule Risiken zurücklegen müssen als im letzten Vierteljahr. Der Abbau der Altlasten macht zwar Fortschritte, doch vor allem die der Schiffsfinanzierung drücken das Geschäft weiterhin. Das Privatkundengeschäft ist zu Jahresbeginn wieder besser gelaufen. Auch mit dem Mittelstandsgeschäft zeigt sich das Geldhaus zufrieden, obwohl der Gewinn in dieser Sparte wegen der niedrigen Zinsen und geringerer Nachfrage nach Krediten zurückging.

    Der Umbau geht voran. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern über einen Stellenabbau sollen möglichst vor der Sommerpause abgeschlossen werden. Bis 2016 sollen zwischen 4000 und 6000 Stellen gestrichen werden, vor allem im Privatkundengeschäft.

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