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Rückkehr zur Kernkraft
Japans Atomaufsicht erlaubt Wiederinbetriebnahme

Japans Rückkehr zur Atomkraft scheint besiegelt: Premier Abe will die ersten Atomkraftwerke schnell wieder ans Netz bringen. Damit geht die Regierung ein Wagnis ein - seit Fukushima spricht sich die Mehrheit im Land gegen Atomkraft aus.

Von Jürgen Hanefeld |
    Der japanische Minsterpräsident Shinzo Abe (l.) folgt einem Priester bei seinem Besuch des Yasukuni-Schreins in Tokio am 26. Dezember 2013
    Japans Ministerpräsident Shinzo Abe steht fest im Bündnis mit der Atomwirtschaft. (dpa/epa/FRANCK ROBICHON)
    Es hat viel länger gedauert, als sich die Verfechter der Atomkraft gewünscht hatten. Aber nun, drei Jahre und vier Monate nach der Katastrophe von Fukushima, hat die japanische Atomaufsicht grünes Licht für das Wiederanfahren von zwei Kernkraftwerksblöcken gegeben. Es handelt sich um zwei Meiler im Ort Sendai auf der südlichen Hauptinsel Kyushu. Sie waren mit höheren Mauern gegen Tsunamis und anderen Schutzvorrichtungen etwa vor Erdbeben nachgerüstet worden. Der Chef der Atomaufsicht, Shunichi Tanaka, sagte vor Journalisten:
    "Die Atomaufsicht billigt einmütig den vorläufigen Bericht über die Sicherheitsmaßnahmen am Kraftwerk Sendai. Sie ist zufrieden, dass das Kraftwerk die Sicherheitsanforderungen erfüllt, die im Juli letzten Jahres festgelegt wurden. Der Antrag auf Wiederinbetriebnahme wird jetzt der Öffentlichkeit vorgelegt."
    Noch ist kein einziges der 48 Atomkraftwerke Japans ans Netz gegangen. Nach dem Super-GAU in Fukushima waren alle Meiler aus Sicherheitsgründen abgeschaltet worden. Kurz darauf hatte die damalige Regierung sogar den Ausstieg Japans aus der Atomkraft verkündet. Doch bei den Wahlen vor gut anderthalb Jahren kam der national-konservative Politiker Shinzo Abe an die Macht, der fest im Bündnis mit der Atomwirtschaft steht. Er erklärte die Kernkraft sogar zu einer Basisenergie für Japan. Jetzt sagte er:
    "Ich hoffe, dass Sendai bald wieder ans Netz geht. Japans Sicherheitskriterien gehören zu den strengsten der Welt. Wenn das Kraftwerk diese Kriterien erfüllt, steht einer Wiederinbetriebnahme nichts im Weg, und ich hoffe, die lokalen Behörden werden das verstehen."
    Mehrheit gegen Wiederinbetriebnahme
    Der Hinweis auf die lokalen Behörden spricht Bände. Die nämlich müssen in der jetzt laufenden Anhörungsphase die Bürger - sprich Wähler - im Umkreis der beiden Meiler von deren Unschädlichkeit überzeugen. Bisher ist das Umfragen zufolge nicht gelungen:
    "Es ist keine gute Idee. Sie sollten an die kommenden Generationen denken", sagt diese Frau. Und ein junger Mann meint: "Es ist schwierig. Einige Leute gewinnen, wenn es wieder angefahren wird. Aber wenn wieder ein Unfall passiert, werden die Leute hier darunter leiden.
    Aber es geht auch um Beschäftigung in einer strukturschwachen Region: "Ich bin dafür, das Kraftwerk wieder anzufahren", sagt diese Frau. "Damit die Leute wieder Arbeit haben".
    Mit der Inbetriebnahme der beiden Meiler in Sendai wird frühestens erst im Herbst gerechnet. Doch auf der Liste der Aufsichtsbehörde stehen weitere 17 Kraftwerke, die wieder ans Netz gehen sollen. Die Regierung möchte den Anteil der Atomkraft in Japan zwar nicht mehr wie früher auf 50 Prozent schrauben, aber 20 Prozent am gesamten Energiemix sind angestrebt.
    Zwei wesentliche Gründe gibt es dafür. Erstens die Kosten, denn Japan muss alle fossilen Brennstoffe, Gas, Öl und Kohle teuer importieren. Zweitens die Atomindustrie, die ihre Technologie ins Ausland verkaufen will und dafür Referenzanlagen im eigenen Land braucht. Erleichtert kommentierte Akio Mimura, der Chef der japanischen Industrie- und Handelskammer, die Entscheidung in Sachen Sendai:
    "Wir haben lange auf diesen Moment gewartet. Das ist ein wichtiger Schritt, um alle Kernkraftwerke wieder in Gang zu bringen."
    Derweil zogen Demonstranten vor das Hauptgebäude der Atomaufsicht in Tokio. Die Behörde sei nutzlos, skandierten sie, wenn es ihr einziges Ziel sei, die Kraftwerke wieder ans Netz zu nehmen.