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Rückläufiger Ifo-Index
Die Angst vor der Rezession

Der Ifo-Index sinkt weiter und steht so tief wie seit zwei Jahren nicht mehr. Anlageexperten sehen noch keine Anzeichen für eine Rezession, warnen aber vor den Risiken durch Trumps Wirtschaftspolitik und den Handelskonflikt mit China.

Von Mischa Ehrhardt | 18.12.2018
    Ein Frachtschiff fährt bei Brunsbüttel in den Nord Ostsee Kanal
    Wenn die wichtigste Volkswirtschaft der Welt den Rückwärtsgang einlegt, bleibt das für andere Regionen nicht folgenlos (imago stock&people)
    Keine Frage - die Konjunktur hat sich spürbar abgekühlt in diesem Jahr, vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Und so ist auch der Ifo-Index vor den Feiertagen auf den tiefsten Wert seit zwei Jahren gefallen. Kein gutes Zeichen - droht eine Rezession?
    "Ich sehe nicht die Rezession, aber wir müssen aufpassen."
    Sagt der Chefanlagestratege der Baader Bank, Robert Halver. Aufpassen müssen seiner Ansicht nach vor allem die USA und deren Notenbank Fed.
    "Die US-Notenbank tut gut daran, im nächsten Jahr keine Zinserhöhung mehr zu machen. Und wenn dieser vermaledeite Trump mal den Mund halten würde und die Fed nicht andauernd angreifen würde, hätte die Fed wahrscheinlich schon vor Monaten gesagt, wir machen immer weniger. Aber, da die US-Notenbank eine sehr starke Notenbank ist und auf Glaubwürdigkeit setzen muss, kann sie schlecht jetzt dem Trump jetzt das Wort reden."
    Die steigenden Zinsen in den USA sind einer der Dreh- und Angelpunkte für den Verlauf der dortigen Konjunktur in den kommenden Monaten. Steigen die Zinsen zu stark, kann das die Wirtschaft abwürgen. Manche Beobachter sehen dieses Risiko bereits als gegeben an. Denn vor wenigen Wochen lagen die Zinsen für kurz laufende Staatsanleihen in den USA zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt über denen der länger laufenden Anleihen. Seit dem zweiten Weltkrieg hat es diese eigentlich verkehrte Zinsentwicklung achtmal gegeben - und jedes Mal folgte darauf eine Rezession. Henrik Leber, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Acatis:
    "In ein bis zwei Jahren Rezession in den USA"
    "Wenn man sieht, dass die Wirtschaft zu stark heiß läuft, versuchen die Notenbanken, die Wirtschaft zu bremsen. Und das machen sie, indem sie Geld verknappen, die Zinsen steigen lassen. Und die steigen erst am kurzen Ende, und am langen Ende bleiben sie noch relativ stabil. Und wenn die kurzfristigen Zinsen höher sind als die langfristigen, ist das ein Zeichen, dass wirklich sehr stark gebremst worden ist. Und das sehen wir in den USA. Wenn ich die historische Situation als Vorbild nehme, dann müssten wir in etwa ein bis zwei Jahren einer Rezession haben in den USA."
    Und wenn die wichtigste Volkswirtschaft der Welt den Rückwärtsgang einlegt, bleibt das für andere Regionen nicht folgenlos. Doch auch die Wachstumslokomotive schlechthin, China, hat an Fahrt verloren. Das wiederum wirkt sich schnell auf ein exportorientiertes Land wie Deutschland aus: Im dritten Quartal des Jahres ist das hiesige Bruttoinlandsprodukt geschrumpft. Das lag auch an einem Rückgang der Autoverkäufe, weil die Branche neben den Folgen des Dieselskandals Probleme mit einem neuen Schadstoff-Prüfverfahren hatte. Der Chefanlagestratege der Deutschen Bank, Ulrich Stephan, sieht auf Grund dieser Faktoren zwar aktuell einigen Gegenwind, doch noch keine Rezession kommen.
    Viele Risiken: Brexit, Italien, US-Handelskonflikt
    "Also, Bremsspuren gibt es zweifellos, wir haben den Wachstums-Höhepunkt überschritten, die Wachstumsdynamik wird nachlassen, wir sehen aber keine Rezession. Also ja, man muss das beobachten. Aber ich glaube, dass der Markt insgesamt im Moment eher nach unten übertreibt."
    Vorausgesetzt, die vielen Risiken schlagen nicht durch: Mit dem drohenden chaotischen Brexit, dem Handelskonflikt zwischen den USA und anderen Ländern, aber auch der Haushalts- und Schuldensituation in Italien, gibt es Risiken genug. Und sie alle haben das Potenzial, Rezessionen auszulösen.