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Russisch-ukrainischer Konflikt
Streit um das Gold der Skythen

Das "Gold der Skythen" bleibt noch in den Niederlanden, entschied ein Gericht. Von der Krim 2014 ausgeliehene Kunstschätze verbleiben im Amsterdamer Allard Pierson Museum bis klar ist, an wen sie zurückgehen. Russland und die Ukraine streiten darum, seit die Krim annektiert wurde.

Gesine Dornblüth im Gespräch mit Stefan Koldehoff | 16.07.2019
Eine Besucherin schaut sich am Mittwoch (13.02.2008) im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg Schmuck eines Fürstenpaares der Skythen aus dem 7. Jahrhundert nach Christus an.
2008 war eine Schau über die Skythen in Deutschland zu sehen - damals mit Ausstellungsstücken aus der Ukraine (picture-alliance/ dpa / Maurizio Gambarini)
Lange genug gedauert hat die Angelegenheit. Und immer noch ist der Ausgang unklar. In Amsterdam sollte klar werden, was denn nun mit dem "Gold der Skythen" wird. 2013 waren diese unermesslichen Kulturschätze des Reitervolks, das ab dem 8. Jahrhundert vor Christus nördlich vom Schwarzen Meer herumzog, an die Niederlande ausgeliehen worden: für eine Ausstellung in Amsterdam – und von Museen auf der ukrainischen Krim.*
Rückgabe weiter ungewiss
Internationale Leihverträge sehen natürlich eine Rückgabe vor – an die Museen, die ausgeliehen haben. Und manchmal – wenn zum Beispiel die Versicherung enorm hoch ist – werden solche Verträge auch zwischen Staaten abgeschlossen. Was aber, wenn sich da Grundsätzliches ändert: Als die Schau in den Niederlanden zu Ende war, hatte Russland die Krim besetzt – und damit stellte sich für das Amsterdamer "Allard Pierson Museum" die Frage, wem man die kostbaren Goldarbeiten, Juwelen, Masken, Waffen denn nun zurückgeben solle. Gesine Dornblüth in Moskau haben wir gefragt. Denn, dazu gibt es in Russland und in der Ukraine durchaus unterschiedliche Ansichten.
Ungeklärte Eigentumsfrage
Zwei Begriffe von Kulturebe treffen demnach aufeinander, die eigentumsrelevant sind. "Die Schätze wurden auf der Krim gefunden, sind also Kulturerbe der Krim. Der ukrainische Staat sieht das anders und sagt, das gehöre dem staatlichen Museumsfond, der das verwaltet und sei Eigentum der Menschen der Ukraine", so Moskau-Korrespondentin Dornblüth.
Der Leihvertrag sei mit Museen geschlossen worden, aber der ukrainische Staat habe das genehmigt. Die Frage ist: Gehören die Kunstschätze dem Museumsfond oder nicht? Weil die Eigentumsfrage weiter ungeklärt ist, müssten die streitenden Parteien mehr Informationen beibringen, entschied das Amsterdamer Gericht und verschob seine Entscheidung. Der Kunstschatz bleibt am geheimen Ort in den Niederlanden.
Für beide Seiten geht es um viel. "Es geht um Tourismus, um Geld, und die Menschen kommen des Meeres und der Kultur wegen in antike Stätten", erklärte Korrespondentin Dornblüth. Es gehe immer auch darum, wem die "Krim gehört". "Egal wie die Entscheidung ausfällt, sie wird politisch instrumentalisiert werden."
*Hier haben wir eine missverständliche Formulierung korrigiert.