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Russland-Affäre
Langjähriger Berater von Trump verhaftet

Mit Roger Stone wurde ein weiterer langjähriger Berater und Vertrauter von US-Präsident Donald Trump verhaftet. Die Festnahme erfolgte im Auftrag von Sonderermittler Mueller. Zwar wurde Stone gegen 250.000 Dollar Kaution auf freien Fuß gesetzt. Doch die Vorwürfe gegen ihn bleiben bestehen.

Von Thilo Kößler | 25.01.2019
    Roger Stone auf einer Prssekonferenz am 6.12.2018 in Washington, USA
    Die Vorwürfe gegen Stone lauten: Falschaussagen gegenüber dem Kongress, Behinderung der Justiz und Beeinflussung von Zeugen (dpa / AP Images / Jose Luis Magana)
    Die Sondereinheiten des FBI näherten sich dem Haus von Roger Stone wie ein militärischer Sturmtrupp und noch im Schutze der Nacht.
    Es war sechs Uhr morgens, als die FBI-Beamten – mit Gewehren im Anschlag und unter Einsatz von Nachtsichtgeräten – an der Tür von Roger Stone in Fort Lauderdale in Florida klopften: Kameraleute von CNN beobachteten die Szene. Als Stone öffnete, wurden ihm Handschellen angelegt. Die Festnahme erfolgte im Auftrag von Sonderermittler Robert Mueller und war die Konsequenz aus einer zwei Dutzend Seiten umfassenden Anklageschrift, die der Chefermittler in der Russland-Affäre gegen den ehemaligen Wahlkampfhelfer und langjährigen Vertrauten und Berater Donald Trumps erhoben hatte.
    Stone könnte Kontaktmann zu Wikileaks gewesen sein
    Demnach werden dem 66-jährigen Roger Stone Falschaussagen gegenüber dem Kongress, Behinderung der Justiz und Beeinflussung von Zeugen vorgeworfen. Immer wieder war der Verdacht geäußert worden, dass Stone als Kontaktmann des Trump-Wahlkampfteams zur Enthüllungsplattform Wikileaks fungierte. Stone hatte sich selbst in diesen Verdacht gebracht, als er mitten im Wahlkampf in einer Email neue Enthüllungen gegen Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton angekündigt hatte – die dann tatsächlich erfolgten.
    Wikileaks hatte wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl nicht nur gehackte Dokumente aus der Parteizentrale der Demokraten veröffentlicht, sondern auch vertrauliche Emails von Clintons Wahlkampfchef John Podesta. Damals stand Roger Stone, der eine jahrzehntelange wechselvolle Bekanntschaft mit Donald Trump unterhält, zwar nicht mehr in Diensten von Trumps Wahlkampfteam, hielt aber weiterhin Kontakt, wie die Anklage belegt: CNN zitierte die entscheidenden Passagen aus der Klageschrift:
    "Das ist der Schlüsselsatz, auf den wir uns konzentrieren müssen: Am 22. Juli 2016 wurde ein führendes Mitglied des Trump-Teams angewiesen, Roger Stone zu kontaktieren, um ihn zu fragen, ob von Wikileaks mit weiterem belastenden Material gegen Hillary Clintons Wahlkampf gerechnet werden könne."
    Tatsächlich veröffentlichte Wikileaks an diesem 22. Juli die erste Tranche der gehackten Informationen aus dem Hauptquartier der Demokraten. Und fünf Tage später forderte Donald Trump Russland auf, sich auf die Suche nach Tausenden von Clinton-Emails zu machen, die sie angeblich verloren hatte.
    NYT-Reporterin: Mueller rücke näher an Trump heran
    Die russischen Hacker nahmen diese Aufforderung offenbar wörtlich und wurden noch am selben Tag tätig, wie man heute weiß. Sofort rankten sich Spekulationen um die Formulierung der Ankläger, wonach Mitarbeiter aus dem Trump-Team "angewiesen wurden", Kontakt mit Roger Stone aufzunehmen. Wer könnte das gewesen sein, so lautet die Frage seit dem Morgen: Möglicherweise Trump selbst?
    Maggie Haberman, eine der wohl bestinformierten Reporterinnen der New York Times, die in der Russlandaffäre mit immer neuen Recherchen von sich reden macht, formulierte in CNN vorsichtig: Auch mit diesem Schlüsselsatz der Anklage rücke Mueller ein weiteres Mal näher an den Präsidenten heran.
    Die Nachricht von der Festnahme Roger Stones muss Donald Trump derart aufgebracht haben, dass er sich entschloss, seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders umgehend mit einem Dementi in ein Interview mit CNN zu schicken: Die Vorwürfe gegen Stone und dessen Festnahme hätten nichts mit dem Präsidenten oder dem Weißen Haus zu tun, erklärte sie.
    Donald Trump hatte jedoch erst kürzlich Roger Stone dafür gelobt, dass er öffentlich erklärt hatte, niemals gegen den Präsidenten auszusagen – egal, wie groß der Druck auf ihn auch werde.
    Unterdessen erklärte Nancy Pelosi, die Mehrheitsführerin der Demokraten im Repräsentantenhaus, es sei doch auffallend, mit welchen Menschen sich der Präsident umgeben habe. Die Verbindungen des Trump-Teams zu Russland nannte sie "verstörend" und veranlasste sie zu der Frage, weshalb Donald Trump dem russischen Präsidenten einen Wunschtraum erfüllen wolle, indem er für den Austritt der USA aus der Nato plädiere.