
Wie sieht das Besuchsprogramm Putins aus?
Der russische Staatschef ist heute in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin angekommen. Dort will er bis morgen am Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) teilnehmen. Am Mittwoch ist er dann Gast bei einer riesigen Militärparade in Peking.
Putin will im Rahmen seines Besuchs in China auch weitere Partner Russlands treffen. In der Ukraine gibt es Befürchtungen, dass sich etwa Länder wie Indien stärker Moskau zuwenden könnten.
Was ist die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit?
Zu den SOZ-Staaten gehören China, Belarus, Indien, der Iran, Pakistan, Russland sowie vier zentralasiatische Staaten. Weitere 16 Länder sind als Beobachter oder "Dialogpartner" angegliedert. China und Russland nutzen die Organisation, um ihre Beziehungen zu zentralasiatischen Staaten zu stärken und ein Gegengewicht zu Zusammenschlüssen westlicher Staaten wie der NATO zu etablieren.
Der Politikwissenschaftler Dylan Loh von der Technischen Universität Nanyang in Singapur sagte der Nachrichtenagentur AFP, auch China stelle die SOZ seit langem als einen "nicht westlich geführten Machtblock" dar, der sich für eine andere Art internationaler Beziehungen einsetze und "demokratischer" sei.
Wer nimmt noch alles an dem Gipfeltreffen teil?
Das aktuelle Treffen des Bündnisses ist das größte seit seiner Gründung im Jahr 2001. Dazu werden auch der iranische Präsident Peseschkian und der türkische Staatschef Erdogan erwartet. Der Politikwissenschaftler Loh sieht die Teilnehmerliste als Beweis dafür, dass der Einfluss Chinas wächst und die Organisation als Plattform für nicht-westliche Länder an Attraktivität gewinnt.
Welche Erwartungen hat Russland an den Besuch?
In einem gestern veröffentlichten Interview mit der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua sagte Putin, der Gipfel werde die Fähigkeiten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit stärken, auf gegenwärtige Herausforderungen und Bedrohungen zu reagieren und die Solidarität im miteinander geteilten eurasischen Raum zu festigen". All das werde dazu beitragen, eine gerechtere multipolare Weltordnung zu schaffen, sagte Putin. Er machte zudem deutlich, dass es ihm auch um eine Schwächung des US-Dollars geht. Russland und China hätten ihren Handel nahezu vollständig auf ihre nationalen Währungen umgestellt. Hintergrund sind die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen dessen Überfall auf die Ukraine.
Wie reagiert die Ukraine?
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat versucht, seinen Einfluss auf Indien geltend zu machen. Der indische Premier Modi nimmt ebenfalls an dem Gipfel teil. Selenskyj forderte Indien auf, sich für einen Waffenstillstand in der Ukraine einzusetzen. Modi will seinen Besuch in China für ein bilaterales Treffen mit Putin nutzen. Ein Treffen zwischen Modi und Chinas Präsident Xi gab es bereits vor dem Gipfel.
Modi sagte nach dem Gespräch mit Selenskyj, man habe sich über "die Bemühungen um die Wiederherstellung von Frieden und Stabilität ausgetauscht". Indien unterstütze "alle Bemühungen in dieser Richtung uneingeschränkt". Selenskyj nannte das Telefonat mit Modi "produktiv und wichtig". Er habe erneut seine Bereitschaft zu einem Treffen mit Putin bekräftigt, erklärte der ukrainische Präsident. Indien habe sich bereit erklärt, Russland und anderen Ländern bei dem Gipfel in China "entsprechende Signale zu senden".
Diese Nachricht wurde am 31.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.