
Christoph Heinemann: Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland wird nach Einschätzung von Experten 2011 erstmals seit 20 Jahren wieder steigen. Im Vergleich zum Vorjahr ist mit einem Anstieg um rund sieben Prozent auf etwa 3900 Tote zu rechnen. Das berichtet das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Kurz zur Methode: Nach Angaben der Behörde geht es dabei um Schätzungen, die auf den Eckdaten von Januar bis Oktober 2011 beruhen.
Am Telefon ist jetzt Otto Saalmann, der Sprecher des ADAC. Guten Tag.
Otto Saalmann: Ich grüße Sie, Herr Heinemann. Hallo!
Heinemann: Herr Saalmann, die Entwicklung sei zum Teil auf die Witterung im Jahr 2011, also in diesem Jahr, zurückzuführen. Nun gab es Eis und Schnee und einen regnerischen Sommer auch schon früher, das heißt in den vergangenen 20 Jahren. Reicht das Wetter aus als Erklärung?
Saalmann: Das ist alles momentan noch sehr spekulativ, denn bis man hier wirklich fundierte Zahlen hat und fundierte Beobachtungen, das dauert alles. Aber es ist durchaus möglich, denn wenn sie zum Beispiel einen sehr strengen Winter haben, dann haben sie zwar mehr Unfälle, aber weniger Getötete, weil die Leute natürlich auch vorsichtiger fahren. Die andere Sache ist: Wenn wir zum Beispiel …
Heinemann: Aber Entschuldigung! Den strengen Winter hatten wir doch!
Saalmann: In diesem Falle war es aber nicht so, dass wir, ich sage mal, so einen langen Winter hatten wie schon vorher. Wir hatten hier auch eine ganze Menge aufgelockerte Tage. Man kann es momentan nur am Wetter festmachen. Grundsätzlich möchte ich erst mal sagen: keine Panik, denn wir haben, wenn man sich überlegt, 1970 den Rekord gehabt mit über 21.000 getöteten Menschen. Da ist natürlich jeder zu viel, aber wir haben es doch geschafft, diese Zahl auf ein Sechstel zu reduzieren, und das bei dreifach angestiegenem Verkehrsaufkommen.
Heinemann: Na trotzdem: Plus sieben Prozent ist Grund zur Panik, finde ich.
Saalmann: Ich finde, natürlich ist jeder Verkehrstote zu viel, aber deswegen jetzt in Panik auszubrechen, das wäre verfehlt. Natürlich haben wir ein paar Sorgenkinder. Wir haben zum Beispiel die Landstraße. Während auf den Autobahnen die Anzahl der Getöteten zurückgegangen ist, ist sie auf den Landstraßen angestiegen, weil wir hier nun mal andere Schwerpunkte auch haben. Natürlich muss man die Statistik weiter beobachten. Man muss sehen, okay, kann man hier was machen. Natürlich kann man etwas machen, denn die Landstraße hat natürlich eigene Gesetzmäßigkeiten. Wir haben eben nun mal den teilweise unbefestigten Straßenrand, wir haben bei alten Straßen fehlende Markierungen, wir haben natürlich Wald an den Landstraßen und ähnliche Dinge, und dann natürlich den Gegenverkehr. Also mit Sicherheit ist hier noch einiges zu tun. Aber jetzt hier zu schreien, es ist alles jetzt viel schrecklicher als vorher, das, denke ich mal, ist nicht richtig.
Heinemann: Was ist denn zu tun?
Saalmann: Wichtig ist, dass man die Zahlen natürlich genau analysiert, dass hier auch die Kommunen hingehen und die Zahlen, die Unfallschwerpunkte, ihre Landstraßen ganz genau erkennen, um dann zu sagen, okay, hier müssen wir bestimmte Dinge ändern.
Heinemann: Zum Beispiel langsamer fahren?
Saalmann: Die Landstraßen sind reglementiert. Ja klar, natürlich kommt es auch hier immer wieder zu Geschwindigkeitsunfällen, logischerweise, denn die Landstraße ist eben nun mal keine Autobahn. Aber ich kann mir vorstellen, freier Auslauf, Bäume neben der Straße, befestigter Randstreifen, sichere Schutzplanken, flexible Schilder, Begrenzungspfosten, da ist natürlich schon einiges auch zu verbessern.
Heinemann: Nur am Schluss sitzt eine Fahrerin oder ein Fahrer am Steuer. Noch mal Thema langsamer fahren.
Saalmann: Langsamer fahren ist mit Sicherheit auch eine ganz klare Sache, das ist logisch, denn eine Landstraße, die verträgt eben nun mal nur ein bestimmtes Tempo.
Heinemann: Was ist das Höchsttempo? Worauf, auf welchen Wert sollte die Geschwindigkeit beschränkt werden?
Saalmann: 100! Das hat sich bewährt.
Heinemann: 100 auf Landstraßen hat sich bewährt?
Saalmann: 100 auf Landstraßen ist ganz normal, es hat sich bewährt, und auf den meisten haben sie eh Tempo 80, manchmal sogar auch noch darunter. Und mit Sicherheit hat es sich bewährt.
Heinemann: Sicherheitstechnik in der Entwicklung von Fahrzeugen - ist das ausgereizt, oder erwarten Sie noch Neuigkeiten?
Saalmann: Da wird es mit Sicherheit noch Neuigkeiten geben. Ich denke an die ganzen Assistenzsysteme, die wir haben, vom Bremsassistenten über den Spurhalterassistenten und so weiter und so fort. Am Anfang war der Airbag auch erst in größeren Fahrzeugen drin, später kamen dann auch immer andere Dinge noch dazu und mittlerweile kann man sich natürlich ein Auto ohne Airbag gar nicht mehr vorstellen. Und ähnlich wird es auch mit anderen Dingen laufen. Was mit Sicherheit noch eine Sache ist, die weiterhin noch verbessert werden muss, das ist die Sicherheit des Fußgängers, des schwächeren Verkehrsteilnehmers, wenn er eben von einem Auto getroffen wird.
Heinemann: Mehr Verkehrstote 2011. Erste Deutungsversuche mit Otto Saalmann, dem Sprecher des ADAC. Danke schön für das Gespräch und auf Wiederhören.
Saalmann: Danke auch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Am Telefon ist jetzt Otto Saalmann, der Sprecher des ADAC. Guten Tag.
Otto Saalmann: Ich grüße Sie, Herr Heinemann. Hallo!
Heinemann: Herr Saalmann, die Entwicklung sei zum Teil auf die Witterung im Jahr 2011, also in diesem Jahr, zurückzuführen. Nun gab es Eis und Schnee und einen regnerischen Sommer auch schon früher, das heißt in den vergangenen 20 Jahren. Reicht das Wetter aus als Erklärung?
Saalmann: Das ist alles momentan noch sehr spekulativ, denn bis man hier wirklich fundierte Zahlen hat und fundierte Beobachtungen, das dauert alles. Aber es ist durchaus möglich, denn wenn sie zum Beispiel einen sehr strengen Winter haben, dann haben sie zwar mehr Unfälle, aber weniger Getötete, weil die Leute natürlich auch vorsichtiger fahren. Die andere Sache ist: Wenn wir zum Beispiel …
Heinemann: Aber Entschuldigung! Den strengen Winter hatten wir doch!
Saalmann: In diesem Falle war es aber nicht so, dass wir, ich sage mal, so einen langen Winter hatten wie schon vorher. Wir hatten hier auch eine ganze Menge aufgelockerte Tage. Man kann es momentan nur am Wetter festmachen. Grundsätzlich möchte ich erst mal sagen: keine Panik, denn wir haben, wenn man sich überlegt, 1970 den Rekord gehabt mit über 21.000 getöteten Menschen. Da ist natürlich jeder zu viel, aber wir haben es doch geschafft, diese Zahl auf ein Sechstel zu reduzieren, und das bei dreifach angestiegenem Verkehrsaufkommen.
Heinemann: Na trotzdem: Plus sieben Prozent ist Grund zur Panik, finde ich.
Saalmann: Ich finde, natürlich ist jeder Verkehrstote zu viel, aber deswegen jetzt in Panik auszubrechen, das wäre verfehlt. Natürlich haben wir ein paar Sorgenkinder. Wir haben zum Beispiel die Landstraße. Während auf den Autobahnen die Anzahl der Getöteten zurückgegangen ist, ist sie auf den Landstraßen angestiegen, weil wir hier nun mal andere Schwerpunkte auch haben. Natürlich muss man die Statistik weiter beobachten. Man muss sehen, okay, kann man hier was machen. Natürlich kann man etwas machen, denn die Landstraße hat natürlich eigene Gesetzmäßigkeiten. Wir haben eben nun mal den teilweise unbefestigten Straßenrand, wir haben bei alten Straßen fehlende Markierungen, wir haben natürlich Wald an den Landstraßen und ähnliche Dinge, und dann natürlich den Gegenverkehr. Also mit Sicherheit ist hier noch einiges zu tun. Aber jetzt hier zu schreien, es ist alles jetzt viel schrecklicher als vorher, das, denke ich mal, ist nicht richtig.
Heinemann: Was ist denn zu tun?
Saalmann: Wichtig ist, dass man die Zahlen natürlich genau analysiert, dass hier auch die Kommunen hingehen und die Zahlen, die Unfallschwerpunkte, ihre Landstraßen ganz genau erkennen, um dann zu sagen, okay, hier müssen wir bestimmte Dinge ändern.
Heinemann: Zum Beispiel langsamer fahren?
Saalmann: Die Landstraßen sind reglementiert. Ja klar, natürlich kommt es auch hier immer wieder zu Geschwindigkeitsunfällen, logischerweise, denn die Landstraße ist eben nun mal keine Autobahn. Aber ich kann mir vorstellen, freier Auslauf, Bäume neben der Straße, befestigter Randstreifen, sichere Schutzplanken, flexible Schilder, Begrenzungspfosten, da ist natürlich schon einiges auch zu verbessern.
Heinemann: Nur am Schluss sitzt eine Fahrerin oder ein Fahrer am Steuer. Noch mal Thema langsamer fahren.
Saalmann: Langsamer fahren ist mit Sicherheit auch eine ganz klare Sache, das ist logisch, denn eine Landstraße, die verträgt eben nun mal nur ein bestimmtes Tempo.
Heinemann: Was ist das Höchsttempo? Worauf, auf welchen Wert sollte die Geschwindigkeit beschränkt werden?
Saalmann: 100! Das hat sich bewährt.
Heinemann: 100 auf Landstraßen hat sich bewährt?
Saalmann: 100 auf Landstraßen ist ganz normal, es hat sich bewährt, und auf den meisten haben sie eh Tempo 80, manchmal sogar auch noch darunter. Und mit Sicherheit hat es sich bewährt.
Heinemann: Sicherheitstechnik in der Entwicklung von Fahrzeugen - ist das ausgereizt, oder erwarten Sie noch Neuigkeiten?
Saalmann: Da wird es mit Sicherheit noch Neuigkeiten geben. Ich denke an die ganzen Assistenzsysteme, die wir haben, vom Bremsassistenten über den Spurhalterassistenten und so weiter und so fort. Am Anfang war der Airbag auch erst in größeren Fahrzeugen drin, später kamen dann auch immer andere Dinge noch dazu und mittlerweile kann man sich natürlich ein Auto ohne Airbag gar nicht mehr vorstellen. Und ähnlich wird es auch mit anderen Dingen laufen. Was mit Sicherheit noch eine Sache ist, die weiterhin noch verbessert werden muss, das ist die Sicherheit des Fußgängers, des schwächeren Verkehrsteilnehmers, wenn er eben von einem Auto getroffen wird.
Heinemann: Mehr Verkehrstote 2011. Erste Deutungsversuche mit Otto Saalmann, dem Sprecher des ADAC. Danke schön für das Gespräch und auf Wiederhören.
Saalmann: Danke auch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.