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Sahel-Konferenz
Spanische Polizisten zur Unterstützung in Mauretanien

Die EU unterstützt die afrikanischen Sahel-Staaten mit Millionen bei der Bekämpfung von Terroristen und Schlepperbanden. Auch spanische Polizisten arbeiten mit ihren Kollegen aus Mauretanien zusammen, um Flüchtlinge aufzuhalten. Ein Modell, das vor allem von Menschenrechtlern kritisiert wird.

Von Oliver Neuroth | 23.02.2018
    An Bord der spanischen Küstenwache Guardia Civil.
    An Bord der spanischen Küstenwache Guardia Civil. (Deutschlandradio / Marc Dugge)
    Gemeinsamer Einsatz für Pablo Formigo und Djop Saidou: Der Polizeibeamte der Guardia Civil und sein mauretanischer Kollege klettern auf ein Patrouillenschiff. Es gehört der spanischen Polizeieinheit und liegt im Hafen von Nouadhibou, ganz im Norden von Mauretanien. Dort ist außerdem ein spanischer Polizeihubschrauber stationiert. Er begleitet das Patrouillenschiff, wenn es raus aufs Meer fährt. Die Crew in der Luft berichtet den Kollegen auf dem Wasser per Funk, ob sich in der Nähe ein Schlepperboot befindet - heute also an Djop und Pablo.
    "Früher waren es noch tausende Illegale, die von hier nach Europa wollten. Doch dank der Zusammenarbeit mit den Spaniern kommt das heute so gut wie gar nicht mehr vor."
    Djop Saidou: "Wir haben den Flüchtlingsstrom an dieser Stelle in der Tat bremsen können. Und wir helfen den einheimischen Behörden, Maßnahmen vor allem gegen die Schlepper-Organisationen zu ergreifen."
    Einsatz von spanischen Spezialeinheiten
    Seit gut drei Jahren hat die spanische Guardia Civil einen Posten im Norden Mauretaniens. Etwa 30 Beamte sind dort ständig stationiert. Ihre Mission heißt "Operation Seepferdchen". Sie sollen die Grenze für Flüchtlinge aus südlicheren Ländern Afrikas dicht machen. Schlepper setzen sie in Nouadhibou hin und wieder in kleine Boote und schicken sie rund 800 Kilometer weiter nördlich in Richtung Kanarische Inseln, also spanisches Territorium und damit Europa. Erst im Januar kenterte ein Flüchtlingsboot vor Lanzarote. Sieben Flüchtlinge kamen ums Leben. Die Regierung Spaniens will ihr Engagement in Afrika weiter aufstocken: Innenminister Zoido kündigte vor etwa einem Jahr an, deutlich mehr Polizisten in die Länder der Sahel-Zone zu schicken - Spezialkräfte der Eingreiftruppe GAR.
    "Wir wollen die Sicherheitsvorkehrungen in der Sahel-Zone verbessern, indem wir die örtliche Polizei ausbilden. So möchten wir die Flüchtlingsströme besser kontrollieren und gegen die mafiaähnlichen Netzwerke vorgehen, die Menschen quasi verschicken - und das heute im 21. Jahrhundert."
    Kritik von Amnesty International
    Die Europäische Union unterstützt das Projekt "GAR-Sahel" mit 40 Millionen Euro. Spanien ist mit seinem Engagement in Afrika so etwas wie ein Vorbild für andere EU-Staaten: Das Land hat seit vielen Jahren schon Polizeibeamte in Ländern der Sahel-Zone stationiert, um Flüchtlingsrouten zu schließen - neben Mauretanien auch im Senegal, weiter südlich. Doch das Konzept stößt bei Menschenrechtlern auf Kritik: Amnesty International fordert Spanien seit Jahren auf, seine Flüchtlingspolitik zu ändern. Esteban Beltrán, Direktor von Amnesty in Spanien:
    "Im Fall Mauretanien prangern wir seit Jahren an, dass die Guardia Civil Haft-Zentren für Flüchtlinge eingerichtet hat. Das ist eine Politik, die gar nichts mit Menschenrechten zu tun hat. Es geht hier nur darum, die Einwanderung zu kontrollieren."
    Aus Sicht von Amnesty ist die spanische Taktik nicht zukunftsorientiert: Sobald eine Flüchtlingsroute geschlossen werde, öffne sich seine neue.
    Die Interessen der EU
    Der spanische Polizist Pablo hält seine Einsätze gemeinsam mit einheimischen Kollegen in Mauretanien dagegen für einen guten Weg. Wenn er nicht gerade mit dem Patrouillenschiff unterwegs ist, läuft er Streife im Hafen, kommt mit Fischern ins Gespräch. Der Kontakt sei wichtig, sagt er. Manchmal bekomme er Tipps - dass Schlepper neue Aktionen planen. Pablo sieht sich als Vertreter seines Heimatlandes Spanien.
    "In dieser Uniform steckt doch ein Europäer, der die EU repräsentiert. Wir schützen hier die Interessen jedes Mitgliedes der Europäischen Union."