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Sammlungssegen für Frankfurt

Sammlungssegen für das Jüdische Museum in Frankfurt am Main: Für das geplante Zentrum zur Familie von Anne Frank erhält man als Dauerleihgabe erhält Gesamtbestand der Archivalien und Artefakte der Familie vom Anne Frank Fond in Basel.

Von Jochanan Shelliem |
    "Man muss sich vorstellen, Dass da Briefe aus dem 19. Jahrhundert kommen. Das erste Dokument ist von 1811, der Ururgroßvater von der Frank-Seite und dann sind also Schriften, Briefe, man kann nicht sagen Korrespondenzen, einseitig, weil keine Rückbriefe da sind."

    Gerti Elias vom Anne Frank Fond Basel, beschloss mit ihrem Mann Budy den Transfer der Artefakte an den Main. Der gesamte Nachlass der Familie von Anne Frank kommt als Dauerleihgabe nach Frankfurt am Main. Jettchen Gebert’s Kinder hieß die erste Ausstellung des Jüdischen Museums auf dem Dachboden in der Nachbarvilla des Völkerkundemuseums. Der Gründungsdirektor Georg Heuberger suchte damals die Anerkennung seiner Zeitgenossen mit Blick auf das jüdische Bürgertum des 19. Jahrhunderts. Die graue Nachkriegsgeschichte am Main wurde nicht thematisiert. Erst 1991 ging man im Historischen Museum mit der Ausstellung Anne Frank, ein Mädchen aus Frankfurt auf die damals unbekannte Geschichte der berühmtesten Ermordeten des Holocaust ein. Prof. Felix Semmelroth, Kulturdezernent der Stadt:

    "Wo deutlich wurde erstmals, welche Bedeutung natürlich zum einen die Jüdische Gemeinde, damit aber auch Familien wie die Franks für die Entwicklung Frankfurts als geistiges Zentrum, als Kulturstadt hatte."

    Seither hat sich das Jüdische Museum, zumal durch die Bündelung der Themenfelder unter der Leitung von Raphael Groß stark profiliert. Groß steht nicht allein dem Jüdischen Museum vor, er ist Direktor des Fritz Bauer Instituts und der seit 2001 in Frankfurt ansässigen Leo Baeck Foundation. Sein Erfolg ist es, den 1963 in Basel gegründete Anne Frank Fond davon zu überzeugt zu haben, den Gesamtbestand der Archivalien und Artefakte der Familien Frank, Stern und Elias, die seit der Emigration nach Basel 1933 in dem fünfstöckigen Haus in der Herbstgasse 11 gesammelt worden sind, nach Frankfurt zu verleihen. Amsterdam wird mit seinem Haus in der Prinsengracht 263 weiterhin für die Aufarbeitung der Verfolgung und Ermordung von Anne Frank zuständig sein, Frankfurt für das deutsch-jüdische Leben und die Vertreibung der Familie Frank. Raphael Groß:

    "Es ist ein Glücksfall für das jüdische Museum in der Weise einen geschlossenen Bestand zu kriegen an wunderbaren Objekten, einer deutsch-jüdischen Familie, der Familie Frank: Frank, Elias, Stern, das sind drei Familien, die zusammenhängen, die weit über zweihundert Jahre in Frankfurt gelebt haben. Diese wunderbaren Objekte werden uns helfen, in unserer neuen geplanten Dauerausstellung einen wichtigen Schwerpunkt zu setzen.

    Der zweite Bereich ist ein Archiv. Wir werden sehr viele Dokumente kriegen aus der Überlieferung der Familie Frank-Elias-Stern, das wird Möglichkeiten zur Forschung aber auch zu pädagogischer Arbeit geben und schließlich ist es eine Grundsatz-Entscheidung, dass der Anne Frank Fond in Basel eng mit der Stadt Frankfurt zusammen arbeiten will."

    Und da das Jüdische Museum zwar repräsentativ im Rothschild-Palais am Main untergebracht ist, aber nach 24 Jahren aus allen Nähten platzt, beschloss der Frankfurter Magistrat ein neues Raumprogramm. Für die zukünftige Daueraufstellung über die mehr als zwei Jahrhunderte am Main lebende großbürgerliche Familie wird das Jüdische Museum seine Ausstellungsfläche um etwa 3000 Quadratmeter erweitern, faktisch also verdoppeln.

    Was mit der unterirdischen Erweiterung des gefeierten Städel gelang, soll auf der anderen Mainseite wieder glücken. Es scheint, als rückte das Frankfurter Bürgertum nach dem Konkurs des Eichborn und dem Auszug des Suhrkamp Verlages zusammen und besänne sich seiner Tradition als Bürgerstadt. Vierzig bis fünfzig Millionen Euro will Felix Semmelroth dem Stadtsäckel entlocken. An den "Anne Frank Fond" fließt kein Geld.