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SAP baut weiter um
2.000 Stellen auf dem Prüfstand

SAP steckt in einem Strukturwandel. Der Handel mit Software, die auf den Rechnern der Kunden installiert wird, nimmt ab. Was rasant wächst ist das Geschäft mit Mietsoftware. Der Firmenumbau ist längst noch nicht abgeschlossen. Die Kehrseite: Über 2.000 Stellen sind betroffen.

Von Michael Braun | 06.03.2015
    Das Logo des Softwareherstellers SAP am Hauptsitz in Walldorf in Baden-Württemberg.
    Betriebsbedingte Kündigungen werde es in Europa nicht geben, anderswo sei das nicht auszuschließen, heißt es vonseiten SAP. (imago/R. Wittek)
    SAP nutzt die natürliche Fluktuation, bietet Abfindungen an, wendet sich damit vor allem an die Generation der 1960 und früher geborenen Mitarbeiter: Gut 2.000 sollen das Unternehmen verlassen. Analysten aber geben schnell Entwarnung:
    "Nein, die SAP hat kein Sparprogramm nötig." sagt Markus Friebel, der SAP im Auftrag von Independent Research beobachtet. Der Personalchef des Unternehmens hat gestern Abend in einer Mail an die Mitarbeiter erläutert, was geplant ist: Die Position von etwa drei Prozent der Beschäftigten weltweit müsse verändert werden. Betroffen wären somit bei gut 70.000 Mitarbeitern rund 2.250 Arbeitsplätze. Neben Abfindungsprogrammen soll es in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und in den Vereinigten Staaten eine Vorruhestandsregelung geben. Betriebsbedingte Kündigungen werde es in Europa nicht geben, anderswo sei das nicht auszuschließen.
    Warum das alles, wenn es nicht ums Sparen geht? Weil SAP in einem Strukturwandel steckt. Lizenzierte Software auf den Rechnern der Kunden nimmt ab, über das Internet anzusteuernde Mietsoftware in der sogenannten Cloud nimmt rasant zu. Das, so Analyst Friebel, verändere auch die Arbeitswelt bei SAP:
    "Im Lizenzgeschäft geht SAP hin und entwickelt eine Software und installiert diese beim Kunden. Im Cloudgeschäft ist dies so nicht mehr notwendig. Da wird eine Software entwickelt, in der Cloud bereitgestellt und der Kunde mietet einfach die Software, je nach Bedarf. Die SAP kann die Software quasi bei sich auf dem Server warten und muss nicht mehr zum Kunden hingehen und dort die Software warten. Und diese Umstellung erfordert halt ein anderes Beschäftigungsumfeld."
    Gesucht werden neue Mitarbeiter mit neuen Qualifikationen
    Es geht SAP so wie einst dem Eisenbahnwesen: Auf der E-Lok wurden die Heizer nicht mehr gebraucht, aber die Zahl der E-Loks nahm zu. Auch bei SAP ist nicht geplant, die Zahl der Beschäftigten zu reduzieren. Neue Mitarbeiter mit anderen Aufgaben und Qualifikationen werden gesucht: Der Vorstandsvorsitzende Bill McDermott hatte das kürzlich bei der Bilanzvorlage angekündigt:
    "Wir stellen weiter ein. Wir werden weiter mehr Arbeitsplätze schaffen. Und wie jedes Unternehmen, das neue Wege bei der Kundenbetreuung geht, wenn es etwa zur Mietsoftware in der Cloud übergeht, werden wir auch Mitarbeiter umschulen und ausbilden. Das ist intern schon angelaufen, auch um effizient zu bleiben. Und diese Vorbereitung auf den Cloud-Markt des 21. Jahrhunderts setzen wir natürlich fort."
    Schon im vorigen Jahr waren bei SAP gut 2.000 Stellen weggefallen. Zugleich wurden durch organisches Wachstum 2.200 neue Positionen geschaffen. Einschließlich der Mitarbeiter, die durch Unternehmenskäufe ins Haus kamen, wuchs die Belegschaft um 7.800 Köpfe.