Sandra Schulz: Er entstammt einer alten Offiziersfamilie. Sein Vater und Großvater waren Generäle. In Vietnam war er jahrelang in Kriegsgefangenschaft. Er sei älter als Dreck, mit mehr Narben als Frankenstein, sagt er über sich selbst. Heute Nacht haben die Republikaner den 72-jährigen John McCain offiziell zum Präsidentschaftskandidaten für die US-Wahlen im November gekürt. Eine Personalie, die jetzt allerdings schon fast mit der Betonung natürlich auf "fast" zur Nebensache geworden ist, denn in der vergangenen Nacht ist auch Sarah Palin vor die Delegierten getreten, die umstrittene Gouverneurin von Alaska, die sich an der Seite McCains um das Amt als Vizepräsidentin bewerben will.
Für große Aufmerksamkeit sorgt unterdessen ein Video von Sarah Palin, das im Internet aufgetaucht ist. Am Telefon ist Professor Irvin Collier, Politikwissenschaftler des John-F.-Kennedy-Instituts der Freien Universität Berlin. Guten Tag!
Irvin Collier: Guten Tag, Frau Schulz.
Schulz: Herr Collier, Sarah Palin liefert ja genug Sprengstoff. Was macht die Republikaner so geschlossen?
Collier: Was die Republikaner so geschlossen macht, ist eine kämpferische Haltung an Obama heran. Sie hat doch Schläge gegeben und das ist auch, was die hören wollten. Es ist jetzt ziemlich klar: Heute müsste eigentlich McCain über Politik reden. Keine der Redner haben überhaupt so ein Thema angesprochen. Es war alles gegen Obama. Das ist die Strategie von den Republikanern.
Schulz: Könnte sich diese Geschlossenheit, dieser Vorteil auch als das entscheidende Plus jetzt im Wahlkampf gegen die Demokraten erweisen?
Collier: Also, ich denke, gefährlich für die Republikaner ist: Mit der Wahl von Sarah Palin hätten sie vielleicht 45 Prozent glückliche Wähler. Aber man braucht mindestens 51 Prozent, um die Wahl zu gewinnen. Und ich denke, es reicht nicht, die eigenen Leute zu mobilisieren. Aber es ist John McCain aber nicht gelungen, seine Parteifreunde zu überzeugen, jemanden wie Liebermann, der Stimmen von der Mitte, also von Obama klauen könnte.
Schulz: Lassen Sie uns jetzt noch mal auf die Aussagen von Sarah Palin blicken, mit denen sie jüngst zitiert wird, der Irak-Krieg sei ein Auftrag Gottes. Liefert sie damit die Unterfütterung, die John McCain für seine Irak-Pläne braucht?
Collier: Was Interessante an dieser Aufnahme ist: Es war absolut klar, die Frau Palin hatte noch keinen Text vorbereitet. Ich finde das ein besseres Beispiel, wie es ist, wenn sie frei spricht. Gestern Abend war das eine Rede von Präsident Bushs Redenschreiber Matthew Scully. Man weiß: Sie kann eine gute Rede lesen. So spricht sie frei. Deshalb ist das Video für mich so interessant. Das als Begründung. Ich denke, das ist eher ein Glaubensbekenntnis, wie gerade aus Amerika am Ende von jeder Rede bei beiden Parteitagen zu hören ist.
Schulz: Inhaltlich messen Sie dem keine weitere Bedeutung zu. Wenn sie mit Blick auf den Irak-Krieg sagt, es gebe einen Plan und dieser Plan sei von Gott, kann man das nicht als Antwort auf den Dschihad auch interpretieren?
Collier: Jeder wird die Aussagen von Palin sehr genau anhören und analysieren und interpretieren. Ich denke, sie glaubt, alles ist sowieso vom Herrgott bestimmt und auch das noch. Mehr hat sie bestimmt nicht gemeint. Aber dass jemand anders das anders interpretieren kann, umdeuten kann, ist völlig klar.
Schulz: Muss Sarah Palin da inhaltlich, politisch noch an sich arbeiten, bevor sie dieses Amt antreten will?
Collier: Sie muss so oft gebreaft werden. Es reicht überhaupt nicht, wie Cindy McCain sagt, dass die Frau Palin doch Auslandserfahrungen hat, weil Alaska neben Russland liegt. Da muss sie doch vieles lernen. Was man aber auch hört: Vielleicht nicht so schnell wie Bill Clinton, aber sie kann schnell lernen. Das ist aber, wie ich denke, die große Angst. Wenn sie frei spricht, dann wird man auch solche Sätze hören wie in dieser Rede in ihrer Kirche zu Hause.
Schulz: Es stehen jetzt ja auch die Vorwürfe wegen Amtsmissbrauchs im Raum. Es hat die Nachricht über die Schwangerschaft ihrer 17-jährigen, nicht verheirateten Tochter gegeben, die zumal bei den Konservativen für einige Überraschung gesorgt haben dürfte. Könnte es sich erweisen, dass die Republikaner sich mit der Personalie Sarah Palin doch verkalkuliert haben?
Collier: Absolut. Das scheint wirklich eine sehr schnelle Entscheidung gewesen zu sein. Andererseits was man jetzt sieht ist natürlich jemand, der relativ unbedeutend, sehr unbedeutend in der Nationalpolitik von den Vereinigten Staaten ist, alles was in ihrer Biografie erst mal auf den Tisch kommt. Die große Frage ist, ob die nächste Woche genauso viele Überraschungen mit sich bringt.
Schulz: Wenn wir noch mal auf den Auftritt heute Nacht blicken. Ich habe ein paar Zitate in den Medien gefunden. Wulf Blitzer von CNN nennt sie "die wohl faszinierendste Frau der USA". MSNBC spricht von einem mehr als passablen Auftritt. Womit hat sie die Medien und ja eben nicht nur die konservativen Medien überzeugt?
Collier: Im Verhältnis zu Deutschland - vielleicht bringen wir die Beispiele - sehe ich, bei Frau Palin - und ich hoffe, dass ich keine von den drei Damen jetzt beleidige - sind Stücke von Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Gabriele Pauli zu sehen. Frau Palin hat wirklich Korrupte aus dem Amt gejagt und das war eine große Überraschung. Viele Männer haben sie unterschätzt und sie hat gezeigt, dass: Mit ihrer großen Familie erinnert sie sehr an Frau von der Leyen. Und wie ein Komiker so schön sagte: Sie hat die Erotik einer Bibliothekarin, mit den Gläsern und den Haaren auf dem Kopf.
Schulz: Mit dem Vergleich überraschen Sie uns jetzt doch. Welche Anteile machen Sie aus von Gabriele Pauli?
Collier: Das war es, diese Art der erotische… - für viele Männer diese Reaktion. Auch der Rush Limbo, ein Radio-Talkshow-Host, nennt sie eine richtige "Babe". Ich denke, seine Meinung widerspiegelt die Meinung von vielen der männlichen McCain-Wähler.
Schulz: Das waren Einschätzungen von Professor Irvin Collier, Politikwissenschaftler des John-F.-Kennedy-Instituts der Freien Universität in Berlin. Haben Sie vielen Dank und noch einen guten Tag!
Collier: Ja, guten Tag.
Für große Aufmerksamkeit sorgt unterdessen ein Video von Sarah Palin, das im Internet aufgetaucht ist. Am Telefon ist Professor Irvin Collier, Politikwissenschaftler des John-F.-Kennedy-Instituts der Freien Universität Berlin. Guten Tag!
Irvin Collier: Guten Tag, Frau Schulz.
Schulz: Herr Collier, Sarah Palin liefert ja genug Sprengstoff. Was macht die Republikaner so geschlossen?
Collier: Was die Republikaner so geschlossen macht, ist eine kämpferische Haltung an Obama heran. Sie hat doch Schläge gegeben und das ist auch, was die hören wollten. Es ist jetzt ziemlich klar: Heute müsste eigentlich McCain über Politik reden. Keine der Redner haben überhaupt so ein Thema angesprochen. Es war alles gegen Obama. Das ist die Strategie von den Republikanern.
Schulz: Könnte sich diese Geschlossenheit, dieser Vorteil auch als das entscheidende Plus jetzt im Wahlkampf gegen die Demokraten erweisen?
Collier: Also, ich denke, gefährlich für die Republikaner ist: Mit der Wahl von Sarah Palin hätten sie vielleicht 45 Prozent glückliche Wähler. Aber man braucht mindestens 51 Prozent, um die Wahl zu gewinnen. Und ich denke, es reicht nicht, die eigenen Leute zu mobilisieren. Aber es ist John McCain aber nicht gelungen, seine Parteifreunde zu überzeugen, jemanden wie Liebermann, der Stimmen von der Mitte, also von Obama klauen könnte.
Schulz: Lassen Sie uns jetzt noch mal auf die Aussagen von Sarah Palin blicken, mit denen sie jüngst zitiert wird, der Irak-Krieg sei ein Auftrag Gottes. Liefert sie damit die Unterfütterung, die John McCain für seine Irak-Pläne braucht?
Collier: Was Interessante an dieser Aufnahme ist: Es war absolut klar, die Frau Palin hatte noch keinen Text vorbereitet. Ich finde das ein besseres Beispiel, wie es ist, wenn sie frei spricht. Gestern Abend war das eine Rede von Präsident Bushs Redenschreiber Matthew Scully. Man weiß: Sie kann eine gute Rede lesen. So spricht sie frei. Deshalb ist das Video für mich so interessant. Das als Begründung. Ich denke, das ist eher ein Glaubensbekenntnis, wie gerade aus Amerika am Ende von jeder Rede bei beiden Parteitagen zu hören ist.
Schulz: Inhaltlich messen Sie dem keine weitere Bedeutung zu. Wenn sie mit Blick auf den Irak-Krieg sagt, es gebe einen Plan und dieser Plan sei von Gott, kann man das nicht als Antwort auf den Dschihad auch interpretieren?
Collier: Jeder wird die Aussagen von Palin sehr genau anhören und analysieren und interpretieren. Ich denke, sie glaubt, alles ist sowieso vom Herrgott bestimmt und auch das noch. Mehr hat sie bestimmt nicht gemeint. Aber dass jemand anders das anders interpretieren kann, umdeuten kann, ist völlig klar.
Schulz: Muss Sarah Palin da inhaltlich, politisch noch an sich arbeiten, bevor sie dieses Amt antreten will?
Collier: Sie muss so oft gebreaft werden. Es reicht überhaupt nicht, wie Cindy McCain sagt, dass die Frau Palin doch Auslandserfahrungen hat, weil Alaska neben Russland liegt. Da muss sie doch vieles lernen. Was man aber auch hört: Vielleicht nicht so schnell wie Bill Clinton, aber sie kann schnell lernen. Das ist aber, wie ich denke, die große Angst. Wenn sie frei spricht, dann wird man auch solche Sätze hören wie in dieser Rede in ihrer Kirche zu Hause.
Schulz: Es stehen jetzt ja auch die Vorwürfe wegen Amtsmissbrauchs im Raum. Es hat die Nachricht über die Schwangerschaft ihrer 17-jährigen, nicht verheirateten Tochter gegeben, die zumal bei den Konservativen für einige Überraschung gesorgt haben dürfte. Könnte es sich erweisen, dass die Republikaner sich mit der Personalie Sarah Palin doch verkalkuliert haben?
Collier: Absolut. Das scheint wirklich eine sehr schnelle Entscheidung gewesen zu sein. Andererseits was man jetzt sieht ist natürlich jemand, der relativ unbedeutend, sehr unbedeutend in der Nationalpolitik von den Vereinigten Staaten ist, alles was in ihrer Biografie erst mal auf den Tisch kommt. Die große Frage ist, ob die nächste Woche genauso viele Überraschungen mit sich bringt.
Schulz: Wenn wir noch mal auf den Auftritt heute Nacht blicken. Ich habe ein paar Zitate in den Medien gefunden. Wulf Blitzer von CNN nennt sie "die wohl faszinierendste Frau der USA". MSNBC spricht von einem mehr als passablen Auftritt. Womit hat sie die Medien und ja eben nicht nur die konservativen Medien überzeugt?
Collier: Im Verhältnis zu Deutschland - vielleicht bringen wir die Beispiele - sehe ich, bei Frau Palin - und ich hoffe, dass ich keine von den drei Damen jetzt beleidige - sind Stücke von Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Gabriele Pauli zu sehen. Frau Palin hat wirklich Korrupte aus dem Amt gejagt und das war eine große Überraschung. Viele Männer haben sie unterschätzt und sie hat gezeigt, dass: Mit ihrer großen Familie erinnert sie sehr an Frau von der Leyen. Und wie ein Komiker so schön sagte: Sie hat die Erotik einer Bibliothekarin, mit den Gläsern und den Haaren auf dem Kopf.
Schulz: Mit dem Vergleich überraschen Sie uns jetzt doch. Welche Anteile machen Sie aus von Gabriele Pauli?
Collier: Das war es, diese Art der erotische… - für viele Männer diese Reaktion. Auch der Rush Limbo, ein Radio-Talkshow-Host, nennt sie eine richtige "Babe". Ich denke, seine Meinung widerspiegelt die Meinung von vielen der männlichen McCain-Wähler.
Schulz: Das waren Einschätzungen von Professor Irvin Collier, Politikwissenschaftler des John-F.-Kennedy-Instituts der Freien Universität in Berlin. Haben Sie vielen Dank und noch einen guten Tag!
Collier: Ja, guten Tag.