Satiriker Sonneborn im EU-Parlament Entwicklungshilfe statt Waffen
"Das Konstrukt EU funktioniert, es ist nur mit den falschen Leuten besetzt", sagte Martin Sonneborn im Deutschlandfunk. Seit 2014 ist der Satiriker und Vorsitzende von "Die Partei" Abgeordneter in Brüssel. Im Buch "Herr Sonneborn geht nach Brüssel" berichtet er über das Abenteuer Europaparlament.
Martin Sonneborn im Corsogespräch mit Bernd Lechler | 07.03.2019
Das Themen-Alphabet reicht von Architektur, Bytes und Comics über Film und Mode bis Zukunftsmusik. Ohne Etiketten wie "U", "E", "Post" oder "Proto" analysiert und diskutiert das tagesaktuelle Magazin Phänomene der Gegenwartskultur. Corso ist alles andere als reine Nacherzählungsberichterstattung oder Terminjournalismus, der nur die Chronistenpflicht erfüllt. Das Popkulturmagazin dreht die Themen weiter, um Mehrwert und Neuigkeitswert zu bieten. Kulturschaffende sind regelmäßig zu Gast im Studio und stehen im Corsogespräch Rede und Antwort. "Corso - Kunst & Pop" spielt musikjournalistisch ausgewählte Songs, die aktuell sind und nationale sowie globale Trends abbilden. Denn Musik ist Information - und Popkultur ist ohne Popmusik nicht denkbar.
Bad Boy mit Sternenkranz: Satiriker und EU-Parlamentarier, Martin Sonneborn, posiert vor der EU-Flagge (picture-alliance/dpa/EPA/Patrick Seeger)
Genau 184.709 Stimmen bei der Europawahl 2014 hatten gereicht: Martin Sonneborns satirisch zu verstehende Organisation "Die Partei" bekam dank fehlender Sperrklausel einen Sitz im EU-Parlament und der Vorsitzende Sonneborn nahm den Posten eines EU-Abgeordneten an - um zu verstehen, wie Europa funktioniert.
Mehr Wirkung als erhofft
Grundsätzlich könne man als einzelner, noch dazu fraktionsloser Abgeordneter nicht viel bewegen, sagte Sonneborn im Dlf. Umso erfreulicher sei es gewesen, etwa bei einer Abstimmung über die europäische Datenschutzordnung als Zünglein an der Waage doch eine Veränderung herbeizuführen. "Das ist viel mehr Wirkung, als wir uns erhofft haben", sagte Sonneborn im Corsogespräch.
Schwierig sei zum Teil der Umgang mit anderen, teils rechtsradikalen, fraktionslosen Abgeordneten gewesen, sagte Sonneborn, der auch für die Satire-Zeitschrift "Titanic" regelmäßig über seine Erlebnisse in Brüssel schreibt. Aber mit seiner provokanten Art macht er sich ohnehin gern Feinde. Er habe sich dafür einsetzen wollen, sagte er in Anspielung auf die berüchtigte 2016er Hamburger Rede von EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU), dass dieser "Kommissar für Schlitzaugenbeleidigungen" werde. "Aber ich konnte Juncker nicht in einem nüchternen Moment antreffen."
Eine zentrale Erkenntnis sei für gewesen, wie unterschiedlich die 28 Mitgliedsstaaten doch seien: "Ich glaube, Nordeuropäer und Südeuropäer verbindet gar nicht so viel."
Damit nicht weiter Beschlüsse gefasst werden, wie etwa der, nach dem die EU nun letzlich mehr Geld in Waffenentwicklung als in Entwicklungshilfe investiert, wünscht sich Martin Sonneborn weniger Konservative im Parlament. "Dann könnten wir ein sozialeres, friedlicheres und auch besseres Europa haben."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Martin Sonneborn: "Herr Sonneborn geht nach Brüssel: Abenteuer im Europaparlament" KiWi Verlag Köln, 2019. 400 Seiten, 20 Euro.